Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
begutachteten alles, so wie Golfspieler eine Rasenfläche begutachteten, bevor sie sich daran machten, den Ball einzulochen.
„Also gut, Leute, ich habe die erste einzelne Socke gefunden.“ Wann immer sich Heat an einem Tatort befand, selbst an einem, wo ein so heilloses Durcheinander herrschte, vereinfachte sie ihr Sichtfeld. Sie blendete alles andere aus, sodass es schließlich nur noch darum ging, die Logik des Lebens zu begreifen, das sich in diesen Räumen abspielte. Dieses Einfühlungsvermögen ermöglichte es ihr, Ungereimtheiten zu entdecken, das eine kleine Detail, das nicht ins Muster passte. Die einzelne Socke.
Raley und Ochoa durchquerten den Raum, um sich ihr anzuschließen. Rook setzte sich ebenfalls in Bewegung und folgte ihnen leise mit etwas Abstand. „Was haben Sie?“, fragte Ochoa.
„Das hier ist ein Arbeitsplatz. Ein häufig genutzter Arbeitsplatz, okay? Sie ist eine berühmte Zeitungskolumnistin. Überall liegen Kugelschreiber, Bleistifte, Notizblöcke und anderes Büromaterial. Da steht eine Schachtel Taschentücher. Sehen Sie sich das hier neben ihr an.“ Sie trat vorsichtig um die Leiche herum, die immer noch mit zurückgelehntem Kopf auf dem Schreibtischstuhl saß. „Eine gottverdammte Schreibmaschine. Überall Zeitschriften und Zeitungen, aus denen Artikel herausgeschnitten wurden, richtig? Das alles macht jede Menge …?
„Arbeit“, sagte Raley.
„Müll“, antwortete Rook, und Heats Detectives drehten sich kurz zu ihm um, bevor sie sich wieder Heat zuwandten. Sie schienen nicht gewillt zu sein, ihn als Teil dieser Unterhaltung anzusehen. So als wäre sein Saisonausweis abgelaufen.
„Korrekt“, fuhr sie fort. Sie war nun mehr auf das Ziel ihrer Ausführungen als auf Rook konzentriert. „Was ist mit dem Papierkorb?“
Raley zuckte mit den Schultern. „Da ist er. Umgeworfen, aber vorhanden.“
„Er ist leer“, stellte Ochoa fest.
„Richtig. Und da in diesem Raum ganz schön gewütet wurde, könnte man denken, dass der Inhalt herausgefallen ist, als er umfiel.“ Sie ging neben dem Papierkorb in die Hocke, und die anderen taten es ihr nach. „Aber hier sind nirgendwo Schnipsel, Taschentücher oder zerknülltes Papier.“
„Vielleicht hat sie ihn ausgeleert“, schlug Ochoa vor.
„Vielleicht. Aber sehen Sie mal da drüben.“ Sie nickte in Richtung eines Schranks, den die Kolumnistin als Vorratslager für Büromaterial benutzt hatte. Er war ebenfalls durchwühlt worden. Und unter den Gegenständen auf dem Boden davor befand sich: „Eine Schachtel mit Müllbeuteln, die die passende Größe für diesen Papierkorb haben.“
„In diesem Papierkorb ist aber kein Müllbeutel“, sagte Raley. „Und auch auf dem Boden nicht. Eine einzelne Socke.“
„Das ist in der Tat eine einzelne Socke“, meinte Heat. „Auf dem Weg in die Wohnung sah ich einen hölzernen Unterstand für Mülltonnen auf der kleinen Veranda.“
„Bin schon dran“, sagte Raley. Er und Ochoa machten sich Richtung Eingangsbereich auf. Lauren Parry von der Gerichtsmedizin kam gerade durch die Tür, als die beiden Detectives den Raum verlassen wollten. Der beengte Platz zwischen den umgeworfenen Möbeln führte dazu, dass sie und Ochoa wie verrückt umeinander herumtänzelten, um aneinander vorbeizugelangen. Als Nikki einen kurzen Blick in ihre Richtung warf, stellte sie fest, dass Ochoa beim Hinausgehen noch ein paar Sekunden verweilte, um Lauren eingehend zu betrachten. Sie nahm sich vor, ihre Freundin später vor frisch getrennten Männern zu warnen.
Detective Ochoa war gerade erst geschieden worden. Er hatte die Trennung von seiner Frau fast einen Monat lang vor dem Rest des Teams geheim gehalten, doch solche Geheimnisse ließen sich bei einer Truppe, die so eng zusammenarbeitete, nicht lange verbergen. Schon allein seine Kleidung verriet ihn, denn irgendwann fing er an, in Hemden aufzutauchen, deren Falten darauf hinwiesen, dass sie frisch aus der Verpackung kamen. Vergangene Woche waren Nikki und Ochoa nach einem Feierabendbier die Nachzügler am Tisch gewesen, also hatte sie die Gelegenheit ergriffen und ihn gefragt, wie er zurechtkam. Seine Miene verdüsterte sich und er sagte: „Sie wissen schon. Es dauert eben seine Zeit.“ Sie wäre durchaus zufrieden gewesen, es dabei zu belassen, doch er trank sein Bier aus und lächelte leicht. „Wissen Sie, es ist so ähnlich wie in diesen Autowerbespots. Was mit der Beziehung passiert ist, meine ich. Ich habe letztens einen im Fernsehen in
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