Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
erkennen, und in den oberen Teil war eine dreistellige Zahl eingraviert: 417.
Er zog sein iPhone aus der Tasche und rief Nikki auf dem Handy an, doch er erreichte nur die Mailbox. „Hi, hier ist Rook. Ich habe eine Frage an dich. Ruf mich an, sobald du kannst.“ Dann versuchte er es mit ihrer Nummer auf dem Revier. Der Officer vom Empfang meldete sich. „Detective Heat ist im Vernehmungsraum beschäftigt. Ihre Anrufe werden währenddessen an meinen Anschluss weitergeleitet. Soll ich sie mit ihrer Voicemail verbinden?“ Rook bejahte die Frage und hinterließ eine ähnliche Nachricht.
Cassidy war Mitglied in einem Fitnessstudio, doch er hatte sie mit ihrer Sporttasche gesehen und das kleine pinkfarbene Kombinationsschloss am Tragegurt bemerkt, also konnte er diese Option streichen. Der Schlüssel könnte zu einem öffentlichen Schließfach gehören, zum Beispiel an einem Busbahnhof, und Rook überlegte, wie viele Bus- und Zugbahnhöfe mit Schließfächern es in New York gab. Genauso gut war es möglich, dass der Schlüssel zu irgendeiner Schublade in den Büroräumen des
New York Ledgers
passte, aber heute Nacht würde er dort garantiert nicht mehr hingehen und sich vorstellen. „Hi, Jameson Rook. Ich habe einen Schlüssel. Darf ich …?“
Dann fiel ihm plötzlich ein, dass er genau so einen Schlüssel schon einmal gesehen hatte. Im Jahr 2005 war Rook im Zuge eines Auftrags zwei Monate lang in New Orleans gewesen, nachdem Hurrikan Katrina dort sein Unwesen getrieben hatte, und hatte in einem gemieteten Wohnmobil gelebt. Da er damals viel herumfuhr, mietete er sich ein Postfach in einer UPS-Stelle, und man händigte ihm dafür genau diese Art von Schlüssel aus.
Großartig
, dachte er,
jetzt muss ich nur noch in jede Poststelle in New York gehen und hoffen, dass ich irgendwann Glück habe
.
Rook klopfte mit dem Schlüssel auf den Küchentisch und versuchte, sich zu erinnern, ob er Cassidy je in die Nähe einer Poststelle oder gar hinein hatte gehen sehen. Ihm fiel keine ein und er war nicht mal sicher, ob sich hier in der Gegend eine befand. Und dann kam ihm ihre Tochter Holly in den Sinn. Holly Flanders hatte gesagt, dass sie Rooks Adresse herausgefunden hätte, indem sie sich die Quittungen für den Kurierdienst ansah, den ihre Mutter benutzte, um ihm Material zu schicken. Er konnte sich nicht an den Namen des Kurierunternehmens erinnern, und es gab keine Möglichkeit, diese Nadel in dem chaotischen Heuhaufen zu finden, den Cassidy Townes Arbeitszimmer derzeit darstellte.
Nachdem er abgeschlossen hatte, lief Rook zur Columbus Avenue, um ein Taxi nach Tribeca zu nehmen. Er wollte nachsehen, ob er noch welche von den Versandumschlägen finden konnte, die er von Cassidy erhalten hatte. Als das Taxi die Fünfundfünfzigste Straße West passierte, kam ihm eine Eingebung, dass sich die Geschäftsstelle des Kurierdienstes irgendwo in Hell’s Kitchen befand. Mithilfe seines iPhones suchte er bei Google nach Kurierdiensten in dieser Gegend, und fünf Minuten später setzte ihn das Taxi vor einem Laden namens Efficient Mail and Messenger in der Tenth Avenue ab, dessen Schaufenster sich zwischen einem äthiopischen Restaurant und einem kleinen Lebensmittelgeschäft mit angehängter Stehpizzeria befand. Die Müllberge hatten den Bürgersteig davor mittlerweile unter sich begraben, und unter der verdreckten Markise des Kurierunternehmens flackerte im Schaufenster ein Neonschild, das die Worte „Schecks einlösen – Kopien – Fax“ darstellte.
Ein wenig heruntergekommen
, dachte er, als er hineinging,
aber wenn der Schlüssel passt, ist es das Paradies
.
Der Laden roch nach alter Bibliothek und Desinfektionsmittel mit Pinienduft. Ein kleiner Mann mit einem Turban saß auf einem hohen Stuhl hinter der Theke. „Sie wollen Kopie machen?“ Bevor Rook verneinen konnte, sprach der Mann schnell in einer fremden Sprache mit einer Frau, die den einzigen Kopierer benutzte. Sie erwiderte etwas, das verärgert klang, und der Mann sagte zu Rook: „Fünf Minuten.“
„Danke“, sagte Rook, da er sich nicht auf eine Diskussion oder einen Erklärungsversuch einlassen wollte. Er befand sich bereits vor der Wand, an der sich vom Boden bis zur Decke reihenweise kleine Postschließfächer erstreckten. Er ließ den Blick suchend darüber schweifen und fand die Nummer 417.
„Sie wollen Postfach mieten? Wir haben Monatsspezial.“
„Schon gut.“ Rook hielt den Schlüssel hoch und steckte ihn ins Schloss. Er glitt problemlos
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