Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Thomas
Vom Netzwerk:
starrten beide nur leeren Blickes vor sich hin. Bis Morris ein Geistesblitz durchzog. Rasch wies er den Obscura mit dem Zeigefinger auf die Spuren im Sand hin. Fragend sah der Hauptmann sein Gegenüber an. Failon schien ebenso ratlos. Verwundert ging er den Spuren einige Meter nach und kniete sich dann zu Boden. Morris folgte ihm und ging ebenfalls in die Knie. Der Priester griff nach einem Häufchen Sand und verrieb ihn zwischen den Fingerspitzen. Er war sich sicher, dass er die Pfotenabdrücke richtig deutete. »Zweifellos die Spuren eines Wolfes, aber in solch einer Größe kaum vorstellbar.«
    Morris schüttelte unglaubwürdig den Kopf. Wölfe hielten sich nicht in den Städten auf, sie lebten nicht einmal in ihrer Nähe. Die Rudel jagten in den Wäldern Cataneos. Nur dort waren sie ungestört. Doch dieses Wesen hatte sowieso eine unheimliche Größe. Es konnte einfach kein Wolf sein. Eine Kreatur mit solchen Pfoten wäre eine wirklich tödliche Gefahr, auch ohne die Kraft eines Rudels. Es könnte seine Beute sicher mühelos allein reißen.
    »Was geht hier bloß vor?«, fragte Failon, während er sich besorgt umsah.
    Doch auch Morris konnte sich all das nicht erklären.
    »Eine Kreatur«, stammelte der Obscura nachdenklich. »Er sprach von einer Kreatur«, wiederholte er noch einmal festeren Tons.
    Morris stand bereits wieder auf.
    »Sie hat mich gesucht«, erkannte Failon.
    Mit diesen Worten begriff auch der Hauptmann, was dem Priester durch den Kopf ging. »Die, vor der Euch der Hexer warnte?«
    Vorsichtig stand Failon auf. »Ganz recht.«
    Morris und Failon beschlossen, die Spuren im Sand zu verwischen, um die Stadt vor einer Panik zu bewahren. Würden die Bewohner auch dies noch erfahren, wäre es mit der Ruhe in den Straßen gänzlich vorbei. Ratlos standen sie danach noch eine ganze Weile regungslos da. Erst dann bat der Obscura darum, dass Morris ihn zur Herberge Xerois begleiten möge.

TÄUSCHUNG
    Das Marktviertel wurde an diesem Tag überraschend voll. Überall drängelten sich Bewohner und einige wenige Reisende durch die schmalen Wege zwischen den Ständen. Die Marktschreier übertönten sich gegenseitig und von dem lautstarken Gerede überall wurden der Hauptmann und der Priester förmlich erschlagen. Die Vorräte aller schienen knapper zu werden und so nutzten die Händler den heutigen Andrang. Den Wirt Xeroi brauchten Morris und Failon allerdings nicht lange zu suchen. Er kam ihnen bereits in der Menge entgegen. Mit seinen großen haselnussbraunen Augen sah er die beiden hilflos an. »Ihr kommt wie gerufen, Priester Failon!« In Windeseile griff er die blasse Hand des Obscuras und zog ihn durch die Massen, um ihn hinter einen der vielen Stände zu sprechen. Morris folgte ihnen auf Schritt und Tritt, was in diesem Gedränge nicht leicht war.
    Failon lächelte seinen Freund überrascht an. »Wir waren gerade auf dem Weg zu Euch, um uns bei einem kühlen Met zu unterhalten.«
    Xeroi schüttelte hingegen hektisch mit dem Kopf. »Das wird kaum möglich sein. Ich musste leider vorerst schließen«, entgegnete ihm der Sandari nervös. »Ich sagte ja, Ihr kommt wie gerufen. Ich muss unbedingt mit Euch sprechen. Aber es ist wohl vorerst besser, wenn Ihr es mit eigenen Augen seht.« Der Sandari streckte ihm den schwarzen Umschlag entgegen. Failon nahm ihn verwundert und öffnete ihn. Ohne jegliche Regung las er die Zeilen. Dann reichte er den Brief wortlos an den Hauptmann weiter, der nach den ersten Sätzen wesentlich beunruhigter schien.
    Schockiert sah Morris den Gastwirt an. »Was habt Ihr mit solchen Leuten zu schaffen? Und von welchem Führer wird dort gesprochen?«
    Xeroi wich dem Blick des Hauptmanns aus und sah stattdessen hilfesuchend zu dem Obscura.
    »Was geht hier verdammt nochmal vor sich, Priester?«, drängte Morris weiter. »Zu Hunderten? Wisst Ihr, was das bedeuten würde? Wir sitzen doch nicht allen Ernstes in einem Nest der Brut Vortex’?« Die Augen des Hauptmannes huschten aufgeregt zwischen dem Sandari und dem Priester hin und her.
    Failon trat behutsam an ihn heran. »Hier geht es um den Orkführer Tachal und sein Schattenvolk. Ihr habt sicher von ihnen gehört. Untertanen, die weder tot noch lebendig sind. Es ist eine Gabe, die ihnen nur Vortex selbst geschenkt haben kann, oder wie sie es nennen, ein grausamer Fluch, der ihnen schon vor Jahrhunderten auferlegt wurde. Gestalten, die durch eine tote Zeit wandern. Aus einem schwarzen Nebel tauchen sie unerwartet in dieser Welt auf.

Weitere Kostenlose Bücher