Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
muss einziehen«, erklärte Gerus.
Indyrah nickte. »Ich ertrage das schon.«
»Das dachte ich mir. Ihr habt wirklich Schlimmeres erlebt«, sagte er mitfühlend.
Indyrah warf einen Blick nach hinten. »Ich will Euer Mitleid nicht«, fuhr sie ihn an.
Gerus schreckte kurz zusammen und entschuldigte sich mehrmals. Ihr war es unangenehm, dass er nicht nur wusste, was passiert war, sondern es ebenso gesehen hatte. Dieser Gedanke lähmte sie. Es war schwer zu ertragen und sie hoffte, dass er schnell fertig wurde.
Nachdem er die Salben aufgetragen hatte, griff er nach der Nadel. »Ich werde die tiefen Striemen nun nähen. Ihr werdet ganz sicher Narben davontragen.« Er klang beinahe, als täte sie ihm leid, aber tief im Inneren berührte ihn dies kaum. Er fürchtete sich zu sehr vor ihr, als das er wirklich Mitleid mit ihr haben konnte. Die Bilder, die er gesehen hatte, waren schrecklich qualvoll, aber sie würde sich dadurch nicht ändern. Er wusste dies, denn er hatte einen Blick in ihre Zukunft werfen können. Noch immer spürte er jedoch diese Energie. Sie schien nun ganz sicher von ihr auszugehen – er hatte so etwas zuvor nie erlebt. Hin und wieder blitzten Bilder vor seinem geistigen Auge auf, während er sie zu nähen versuchte.
»Was ist los?«, fragte sie, als er erneut stoppte.
»Nichts. Ich versuche mich nur zu konzentrieren«, stammelte er, während er sich mit einer Hand die Augen rieb.
Indyrah wurde unruhig, denn ihr war es unangenehm, sich dort aufzuhalten. Von dem Gestank wurde ihr übel. Ebenso wie der Gedanke daran, dass der Seher in ihre Seele blicken konnte. »Beeilt Euch«, drängte sie ihn.
Gerus versuchte, sich zusammenzureißen. Er sah die Bilder in seinem Kopf. Sie waren verschwommen und verschwanden ebenso blitzartig wie sie auftauchten. »Ich werde es ganz rasch erledigen«, beruhigte er sie. Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, die Visionen abwerfen zu können. Doch es war wie ein Sinnesrausch, der ihn durchzog. Die Bilder kamen häufiger und paarten sich mit Gerüchen und Geräuschen. Er zitterte, als er die Nadel erneut durch ihre Haut stach. Seine Augen begannen zu tränen.
Indyrah spürte seine Unruhe. »Irgendetwas habt Ihr doch«, stellte sie fest.
Der Hexer stritt es ab. »Es ist alles in Ordnung.«
Indyrah warf erneut einen Blick nach hinten. »Ihr zittert.« Gerus nickte hektisch. »Ihr strahlt eine unglaubliche Energie aus«, gab er zu.
Sie sah ihn verwundert an. »Wovon redet Ihr?«
Er sah erneut Bilder und verschluckte die ersten Worte, die er ihr entgegnen wollte.
»Ich brauche einen Moment«, sagte er aufgebracht und verließ den Raum.
Die Dämonin blieb allein zurück. Noch immer brannte ihr der Rücken und sie wurde immer nervöser. Sie konnte sich nicht vorstellen, was mit ihm los war. Der Hexer machte ihr Angst. Sie konnte ihn nicht einschätzen und der Raum hatte eine komische Wirkung auf sie. Sie fühlte sich unwohl und die Übelkeit wurde immer schlimmer. »Was tut Ihr?«, rief sie unruhig hinter ihm her.
Was sie nicht wusste war, dass er längst zusammengebrochen hinter der Tür lag. Ihn durchzogen Schmerzen und der Geschmack des Blutes kehrte auf seine Lippen zurück. Die Vision wurde stärker. Er erkannte nur wenig, denn noch immer waren die Bilder verschwommen. Indyrah beschloss schließlich, nach dem Hexer zu sehen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt, während sie auf die Tür zuschritt. Sie erhielt jedoch keine Antwort.
Gerus befand sich in einem Zustand, in dem er nicht ansprechbar war. Er erlebte eine ganz andere Realität. Ihre. Nicht in der Gegenwart sondern in der Zukunft. Diese Visionen hatte er häufig, jedoch nicht so intensiv wie bei ihr. So etwas kam sehr selten vor und nun geschah dies schon zum zweiten Mal in dieser Nacht.
Indyrah ging langsam auf die Tür zu, hinter der er lag. Sie fragte erneut, ob es ihm gut ginge, doch sie hörte nichts von ihm. Langsam kam er wieder zu sich. Er rang nach Luft. Die Schmerzen ließen nach und er konnte ihre Schritte hören. »Wartet!«, rief er. »Ich bin sofort bei Euch.«
Die Brut blieb prompt stehen. »Ich dachte, es sei etwas passiert«, erklärte sie, bevor sie umkehrte.
»Nein, alles in Ordnung«, beruhigte er sie und stemmte sich auf die Beine. Er wollte sich beeilen. Die Wunden mussten schnell versorgt werden, denn er wusste nicht, wie lange es dauern würde, bis ihn die Energie erneut einnahm. Rasch kehrte er zu ihr zurück und begann damit, weiter zu nähen. »Von welcher
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