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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Pingpongtisch war schon Legende, und Appleby gewann jedes Spiel, das er begann, bis zu jenem Abend, da Orr sich an Gin und Obstsaft betrank und Applebys Stirn mit dem Schläger malträtierte, nachdem Appleby jede von Orrs ersten fünf Angaben zurückgeschmettert hatte. Als Orr seinen Schläger geworfen hatte, sprang er auf den Tisch und kam über das Netz gesegelt, die Füße voran, die er Appleby mitten ins Gesicht pflanzte. Ein unerhörter Lärm brach los. Appleby brauchte fast eine ganze Minute, um sich von Orrs wirbelnden Armen und Beinen freizumachen, sich aufzurichten, Orr am Schlips zu packen und mit einer Hand vor sich hinzuhalten, während er mit der anderen ausholte, um Orr totzuschlagen. In diesem Augenblick trat Yossarián vor und nahm ihm Orr weg. Es war ein Abend der Überraschungen für Appleby, der ebenso groß und stark war wie Yossarián und Yossarián aus Leibeskräften einen Schwinger versetzte, der Häuptling White Halfoat so begeisterte, daß er sich umdrehte und Colonel Moodus einen Schlag auf die Nase knallte, was General Dreedle mit so aufrichtiger Dankbarkeit erfüllte, daß er den Kaplan durch Colonel Cathcart aus dem Kasino werfen ließ und Befehl gab, Häuptling White Halfoat in das Zelt von Doc Daneeka zu verbringen, und ihn vierundzwanzig Stunden täglich unter ärztlicher Überwachung und in erstklassiger Kondition zu halten, damit er auf Wunsch von General Dreedle jederzeit Colonel Moodus die Nase einschlagen konnte. Gelegentlich unternahm General Dreedle mit Colonel Moodus und seiner Pflegerin die weite Reise vom Stab einzig, um seinem Schwiegersohn durch Häuptling White Halfoat eins auf die Nase hauen zu lassen.
    Häuptling White Halfoat wäre viel lieber in dem Wohnwagen geblieben, den er mit Captain Flume teilte, dem schweigsamen, gehetzten Presseoffizier der Staffel, der den größten Teil seiner Abende damit verbrachte, die Photographien zu entwickeln, die tags darauf mit seinen Artikeln hinausgehen sollten. Captain Flume verbrachte so viele Abendstunden als möglich in seiner Dunkelkammer, legte sich schließlich mit verschränkten Fingern und einer Hasenpfote um den Hals nieder und versuchte aus Leibeskräften, wach zu bleiben. Er lebte in tödlicher Angst vor Häuptling White Halfoat. Captain Flume war besessen von der Vorstellung, der Häuptling werde sich eines Nachts, wenn er, Flume, in tiefem Schlaf läge, auf Zehenspitzen seinem Bett nähern und ihm den Hals von einem Ohr zum anderen aufschlitzen. Captain Flume hatte diesen Einfall Häuptling White Halfoat zu verdanken, der wirklich eines Nachts, als Captain Flume im Begriff war, einzuschlafen, an dessen Bett trat und ihm geheimnisvoll drohend zuflüsterte, daß, wenn er, Captain Flume, eines Nachts fest schlafe, er, Häuptling White Halfoat, ihm den Hals von einem Ohr zum anderen aufschlitzen werde. Captain Flume erstarrte zu einem Eisblock und seine weitaufgerissenen Augen glotzten unmittelbar in die des betrunkenen Häuptlings, die nur wenige Zentimeter über ihm im Dunkel leuchteten.
    »Warum?« brachte Captain Flume schließlich halb erstickt heraus.
    »Warum nicht?« war die Antwort des Häuptlings gewesen.
    Seither hatte Captain Flume sich jeden Abend gezwungen, so lange wie möglich wach zu bleiben. Dabei kamen ihm Hungry Joes Alpträume außerordentlich zustatten. Während Captain Flume Nacht um Nacht gespannt auf Hungry Joes rasendes Geheul lauschte, begann er Hungry Joe zu hassen, und er wünschte endlich, der Häuptling möge doch eines Nachts an Hungry Joes Bett schleichen und Hungry Joe die Kehle von Ohr zu Ohr aufschlitzen. In Wahrheit jedoch schlief Captain Flume fast jede Nacht wie ein Stein und träumte nur, daß er wach sei. Diese Träume waren so überzeugend, daß er jeden Morgen völlig erschöpft aus ihnen erwachte und sofort wieder einschlief.
    Seit dessen erstaunlicher Metamorphose hatte Häuptling White Halfoat Captain Flume beinahe lieb gewonnen. Eines Abends war Captain Flume als munterer Extrovertierter zu Bett gegangen und am Morgen darauf hatte er es als grübelnder Introvertierter verlassen. Der Häuptling betrachtete diesen neuen Captain Flume stolz als sein eigenes Geschöpf. Er hatte niemals beabsichtigt, Captain Flumes Kehle von einem Ohr zum anderen aufzuschlitzen. Mit einer solchen Tat zu drohen, entsprach vielmehr seiner Auffassung von Humor ebenso wie seine ständig wiederholte Drohung, an Lungenentzündung sterben zu wollen, Colonel Moodus die Nase einzuschlagen oder Doc Daneeka

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