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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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zum Ringkampf auf Indianerart herauszufordern. Wenn der Häuptling abends betrunken ins Zelt taumelte, hatte er keinen anderen Wunsch, als gleich zu schlafen, und Hungry Joe hinderte ihn oft daran. Hungry Joes Alpträume ließen Häuptling White Halfoat eine Gänsehaut über den Rücken laufen, und er wünschte oft, jemand möge sich in Hungry Joes Zelt schleichen, Huples Katze von seinem Gesicht heben, und ihm die Kehle von Ohr zu Ohr aufschlitzen, damit die Staffel endlich einmal wieder ruhig schlafen könne, ausgenommen natürlich Captain Flume.
    Obwohl Häuptling White Halfoat General Dreedle zu Gefallen Colonel Moodus immer mal wieder die Nase einschlug, galt er doch nach wie vor als Außenseiter. Das gleiche traf für Major Major zu, den Staffelkommandeur, der das erfahren mußte, als Colonel Cathcart am Tage nach dem Tod von Major Duluth über Perugia in seinem Jeep angebraust kam, um Major Major mitzuteilen, daß er ab sofort Staffelkommandeur sei. Colonel Cathcart bremste mit quietschenden Reifen Zentimeter von der Eisenbahntrasse entfernt, welche die Nase seines Jeeps von dem leicht geneigten Korbballparadies trennte, aus dem Major Major schließlich mit Tritten, Püffen, Steinwürfen und Schlägen von eben jenen Männern vertrieben wurde, die beinahe seine Freunde geworden wären.
    »Sie sind der neue Staffelkommandeur«, hatte Colonel Cathcart über den Graben hinweg gebrüllt. »Glauben Sie aber ja nicht, daß das etwas zu bedeuten hätte, das hat es nämlich nicht. Er bedeutet nichts weiter, als daß Sie der neue Staffelkommandeur sind.«
    Und ebenso plötzlich wie Colonel Cathcart gekommen war, brauste er auch wieder ab, riß den aufheulenden Jeep herum, und die leerdrehenden Räder bedeckten Major Majors Gesicht mit einem feinen Sprühregen aus Dreck. Major Major war beim Anhören dieser Neuigkeit zur Salzsäule erstarrt. Da stand er nun, der Sprache beraubt, dünn und schlaksig, einen zerschrammten Korbball in den langen Fingern, und die Saat des Hasses, die Colonel Cathcart so eilig ausgestreut hatte, ging in den Soldaten auf, die ihn umstanden, die Korbball mit ihm gespielt und ihm erlaubt hatten, sich ihnen mehr befreundet zu fühlen als irgend jemandem jemals zuvor in seinem Leben. Das Weiße seiner verträumten Augen vergrößerte sich und wurde stumpf, während sein Mund sehnsüchtig und vergebens gegen die vertraute, undurchdringliche Einsamkeit kämpfte, die ihn von neuem umwallte, wie ein erstickender.Nebel.
    Ebenso wie alle anderen Offiziere des Geschwaders, ausgenommen Major Danby, war Colonel Cathcart vom demokratischen Geist durchdrungen. Er hielt dafür, daß alle Menschen gleich geboren seien, und brachte infolgedessen allen nicht zum Stabe gehörenden Personen die gleiche Verachtung entgegen. Immerhin glaubte er an seine Männer. Wie er ihnen immer wieder im Unterricht versicherte, hielt er sie für wenigstens zehn Feindflüge besser als jede andere Einheit; und er sagte, ein jeder, der das in ihn gesetzte Vertrauen nicht teile, solle sich zum Teufel scheren.
    Der einzige Weg, sich zum Teufel zu scheren, war aber, wie Yossarián erfuhr, als er auf Besuch zum Exgefreiten Wintergreen flog, weitere zehn Einsätze zu fliegen.
    »Ich verstehe es noch immer nicht«, klagte Yossarián. »Hat Doc Daneeka nun recht oder nicht?«
    »Wie viele, hat er gesagt?«
    »Vierzig.«
    »Dann hat Doc Daneeka die Wahrheit gesagt«, gab der Exgefreite Wintergreen zu. »Soweit der Stab der 27. Luftflotte betroffen ist, braucht ihr nur vierzig Einsätze zu fliegen.«
    Yossarián frohlockte. »Dann kann ich ja nach Hause! Ich habe achtundvierzig Einsätze.«
    »Nein, Sie können nicht nach Hause«, berichtigte ihn der Exgefreite Wintergreen. »Sind Sie verrückt, oder was?«
    »Was hindert mich?«
    »Der IKS-Haken.«
    »Der IKS-Haken?« Yossarián war platt. »Was hat denn der IKS- Haken damit zu tun?«
    »Laut IKS«, erwiderte Doc Daneeka geduldig, nachdem Hungry Joe wieder mit Yossarián in Pianosa gelandet war, »muß man immer tun, was die Vorgesetzten anordnen.«
    »Aber bei der 27. Luftflotte heißt es, daß man nach vierzig Feindflügen heimgeschickt werden kann.«
    »Es heißt aber nicht, daß man heimgeschickt werden muß. Und laut Vorschrift muß man jeden Befehl ausführen. Da sitzt der Haken. Selbst wenn der Colonel eine Anweisung der 27. Luftflotte mißachtet, indem er mehr Einsätze befiehlt, müßtest du fliegen, sonst hättest du dich einer Befehlsverweigerung schuldig gemacht. Und dann würde

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