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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Yossarián.
    »Sie schießen auf jeden«, antwortete Clevinger. »Sie versuchen, jeden von uns umzubringen.«
    »Und was ist das für ein Unterschied?«
    Clevinger war schon fast außer sich und vor Erregung halb vom Stuhl aufgestanden; seine Augen schimmerten feucht, seine Lippen zitterten und waren blaß. Wie immer, wenn er um Prinzipien stritt, an die er leidenschaftlich glaubte, endete es damit, daß er wütend nach Luft schnappte und bittere Tränen der Überzeugung zurückdrängte. Es gab viele Prinzipien, an die Clevinger leidenschaftlich glaubte. Er war verrückt.
    »Wer ist denn man?« verlangte er zu wissen. »Wer, glaubst du denn, genau gesprochen, versucht dich zu ermorden?«
    »Alle«, sagte Yossarián.
    »Wer soll das denn sein — alle?- »Ja, wer wohl?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Woher weißt du denn also, daß sie es nicht versuchen?«
    »Weil. . .« Clevinger geriet ins Stottern, und seine Unterlegenheit beraubte ihn der Sprache.
    Clevinger glaubte wirklich im Recht zu sein, aber Yossarián hatte Beweise, denn Personen, die er nicht kannte, schössen jedesmal auf ihn mit Kanonen, wenn er in die Luft aufstieg, um Bomben auf sie fallen zu lassen, und es war durchaus nicht komisch. Und wenn das schon nicht komisch war, so gab es noch eine ganze Menge Dinge, die keineswegs komischer waren. Es war durchaus nicht komisch, wie ein Landstreicher in einem Zelt in Pianosa zu hausen, dicke Berge im Rücken und eine selbstgefällige, blaue See vor der Nase, die einen Menschen mit Beinkrampf im Bruchteil eines Augenblickes verschlucken und ihn drei Tage später wieder anliefern konnte, gratis und franko, aufgeschwollen, blau und verfaulend, aus beiden kalten Nasenlöchern Wasser lassend.
    Das Zelt, in dem er wohnte, stand unmittelbar am Rand des schütteren, düsteren Waldes, der die Grenze zwischen Yossariáns und Dunbars Staffeln bildete. Gleich nebenan verlief die Trasse der stillgelegten Eisenbahn, in der die Rohrleitung lag, durch die das Flugbenzin in die Tankwagen auf dem Flugplatz gepumpt wurde. Dank den Bemühungen seines Mitbewohners Orr war das Zelt das wohnlichste der ganzen Staffel. Jedesmal wenn Yossarián von einem Ferienaufenthalt im Lazarett oder vom Erholungsurlaub in Rom zurückkehrte, überraschte ihn eine neue Verbesserung, die Orr sich in seiner Abwesenheit ausgedacht und eingeführt hatte: fließendes Wasser, ein offener Kamin, ein Betonfußboden. Yossarián hatte den Platz ausgewählt und mit Orr zusammen das Zelt errichtet. Orr, ein grinsender Zwerg mit dem Abzeichen des Flugzeugführers und dichtem, in der Mitte gescheiteltem, braunem Kraushaar, steuerte die Kenntnisse bei, während Yossarián, der größer, kräftiger, breiter und behender war, den Hauptteil der Arbeit leistete. Obwohl das Zelt für sechs Personen zugereicht hätte, wohnten nur die beiden darin. Als es Sommer wurde, rollte Orr die Seitenwände des Zelts auf, um es der Brise, die niemals blies, zu ermöglichen, die im Inneren kochende Luft hinauszuwehen.
    Unmittelbar nebenan wohnte Havermeyer, der eine Leidenschaft für gestoßene Erdnußkerne hatte, allein in einem Zweimannzelt, wo er jede Nacht aus der großkalibrigen Pistole, die er dem toten Mann in Yossariáns Zelt gestohlen hatte, auf Feldmäuse schoß.
    Auf der anderen Seite von Havermeyers Zelt befand sich das Zelt, das McWatt nicht länger mehr mit Clevinger teilte, der immer noch nicht zurückgekehrt war, als Yossarián aus dem Lazarett kam. McWatt teilte sein Zelt jetzt mit Nately, der in Rom weilte und der schläfrigen Hure den Hof machte, in die er sich dort verliebt hatte und die ihre Arbeit ebenso langweilig fand wie ihn. McWatt war verrückt. Er war Pilot und flog, so oft er konnte, so niedrig er konnte über Yossariáns Zelt hinweg, nur um zu sehen, wie sehr er ihn zu erschrecken vermochte. Außerdem flog er für sein Leben gern donnernd im Tiefflug über das hölzerne Floß, das auf leeren Ölfässern hinter der Sandbank am fleckenlos weißen Strand schaukelte, wo die Männer nackend zum Schwimmen gingen. Es war nicht leicht, mit einem Verrückten zusammen ein Zelt zu bewohnen, aber Nately machte sich nichts daraus. Auch er war verrückt und hatte jeden freien Tag dazu benutzt, bei der Errichtung des Offizierskasinos mitzuarbeiten, an dem Yossarián keinen Handschlag getan hatte.
    Es gab viele Offizierskasinos, bei deren Bau Yossarián nicht geholfen hatte, aber am stolzesten war er auf das in Pianosa. Es war dies ein trutziges, ansehnliches

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