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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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und wollte nicht weichen.
    »Laß mich rein!« drängte er und drehte und wand sich wie ein Besessener. »Laß mich rein!« Er hörte einen Augenblick auf zu drängeln, um Yossarián mit einem Lächeln durch den Türspalt anzusehen, das er offenbar für berückend hielt. »Ich nicht Hungry Joe«, erklärte er ernsthaft. »Ich großer Photograph von Life Magazin. Großes Bild auf Titelseite. Ich dich mache Hollywoodstar, Yossarián. Multi dinero. Multi scandali. Multi fuckifuck den ganzen Tag, Si si si!«
    Als Hungry Joe dann zurücktrat, um ein Bild von Luciana beim Anziehen zu machen, knallte Yossarián die Tür zu. Hungry Joe attackierte wie ein Irrer das feste hölzerne Hindernis, wich zurück, um seine Kräfte zu sammeln, und warf sich erneut fanatisch gegen die Tür. Zwischen diesen Angriffen streifte Yossarián seine Sachen über. Luciana hatte bereits das grünweiße Sommerkleid an und schürzte es gerade bis über die Schenkel. Der Jammer packte Yossarián, als er sah, daß sie im Begriff war, für immer in ihren Höschen zu verschwinden. Er streckte den Arm aus und zog sie an ihrem angewinkelten Bein zu sich her. Sie hüpfte vorwärts und preßte sich an ihn. Yossarián küßte sie romantisch auf die Ohren und die geschlossenen Augen und strich ihr über die Schenkel. Sie begann zu schnurren, aber schon warf Hungry Joe seinen gebrechlichen Leib in einem noch verzweifelteren Ansturm gegen die Tür und stieß die beiden fast um. Yossarián schob Luciana weg.
    »Vite! Vite!« schimpfte er. »Zieh dir deine Sachen an!«
    »Was redest du für Unsinn?«
    »Schnell, schnell, verstehst du nicht? Zieh dich schnell an!«
    »Stupido!« keifte sie ihn an. »Vite ist französisch, nicht italienisch. Subito, subito! Das meinst du. Subito!«
    »Si, si, das meine ich. Subito, subito!«
    »Si, si«, erwiderte sie bereitwillig und lief nach Schuhen und Ohrringen.
    Hungry Joe hatte seine Angriffe eingestellt, um durch die geschlossene Tür hindurch zu photographieren. Yossarián hörte den Verschluß der Kamera draußen klicken. Als er und Luciana fertig angezogen waren, wartete Yossarián Hungry Joes nächsten Ansturm ab und riß überraschend die Tür vor ihm auf.
    Hungry Joe segelte wie ein rudernder Frosch ins Zimmer. Yossarián lief leichtfüßig um ihn herum und zog Luciana hinter sich her durch die Wohnung hinaus auf die Treppe. Sie liefen mit großem Gepolter die Treppe hinunter, wollten sich ausschütten vor Lachen und stießen jedesmal, wenn sie anhielten, mit den vergnügten Gesichtern aneinander. Unten angelangt, trafen sie Nately, der heraufkam, und das Lachen verging ihnen. Nately war erschöpft, beschmutzt und unglücklich. Sein Schlips war zerdrückt, das Hemd zerknittert, und er ging mit den Händen in den Hosentaschen. Er sah trübselig und hoffnungslos drein.
    »Was ist denn los, Junge?« fragte Yossarián mitleidig.
    »Ich bin wieder mal blank«, antwortete Nately lahm und lächelte verstört. »Was soll ich nur machen?«
    Yossarián wußte es nicht. Nately hatte die letzten zweiunddreißig Stunden, die Stunde zu zwanzig Dollar, bei der phlegmatischen Hure verbracht, die er anbetete, und von seiner Löhnung und dem reichlichen Taschengeld, das er monatlich von seinem vermögenden, großzügigen Vater erhielt, war kein Pfennig mehr da. Das bedeutete, daß er nicht mehr mit ihr zusammen sein konnte. Sie erlaubte ihm nicht, neben ihr zu gehen, während sie durch die Straßen flanierte, um Soldaten anzulocken, und sie wurde wütend, wenn sie merkte, daß er ihr in einigem Abstand folgte. Wenn er wollte, durfte er sich in ihrer Wohnung aufhalten, es war aber ungewiß, wann sie dort war. Wenn er nicht zahlen konnte, tat sie ihm keinen Gefallen. Geschlechtsverkehr langweilte sie. Nately wünschte Gewißheit zu haben, daß sie sich nicht mit üblen Kerlen oder mit Leuten einließ, die er kannte.
    Captain Black vergaß nie, sie sich bei jedem seiner Aufenthalte in Rom zu kaufen, nur um Nately mit der Neuigkeit quälen zu können, daß er seiner Liebsten wieder mal beigeschlafen hatte.
    Er beobachtete genußvoll, wie Nately sich zu Tode grämte, wenn er berichtete, welch grausame Erniedrigungen zu ertragen er sie gezwungen hatte.
    Luciana fand Natelys verlorene Miene rührend, doch kaum war sie mit Yossarián auf die Straße gelangt und hatte Hungry Joe aus dem Fenster flehen hören, sie möge doch zurückkommen und sich ausziehen, denn er sei wirklich ein Photograph von Life da brach sie auch schon in lautes,

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