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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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sich als wahr, denn kaum hatte er angefangen, da schrie sie auch schon »finito!« und wunderte sich, warum er erst aufhörte, als er selber finito! hatte. Da erklärte er es ihr.
    Er brannte für jeden eine Zigarette an. Die tiefe Sonnenbräune, die seinen ganzen Körper bedeckte, entzückte sie. Er wunderte sich über das rosa Hemd, das sie nicht ausziehen wollte. Es war geschnitten wie das Unterhemd eines Mannes, hatte schmale Träger und verbarg die unsichtbare Narbe auf ihrem Rücken, die anzusehen sie ihm nicht erlaubte, nachdem er sie dazu gebracht hatte, zu sagen, daß da eine war. Als er mit der Fingerspitze von einer Höhlung in ihrem Schulterblatt bis fast zur Wirbelsäule über die vernarbte Haut strich, spannte sie sich wie eine feine Stahlfeder. Gequält zuckte er bei dem Gedanken an die zahllosen martervollen Nächte, die sie im Krankenhaus verbracht, betäubt oder von Schmerzen gepeinigt, in dem allgegenwärtigen unvertreibbaren Dunst von Äther, Kot und Desinfektionsmitteln, bei dem Gedanken an menschliches Fleisch, das da geschändet verfaulte zwischen weißer Hospitalskleidung, gummibesohlten Schuhen und den gespenstischen Nachtlichtern, die bis zum Morgengrauen trübe auf den Gängen brannten. Sie war bei einem Luftangriff verwundet worden.
    »Dove?« fragte er und hielt gespannt den Atem an.
    »Napoli.«
    »Deutsche?«
    »Americani.«
    In seinem Herzen machte es knacks, und er verliebte sich in sie.
    Er überlegte laut, ob sie ihn wohl heiraten würde.
    »Tu sei pazzo«, sagte sie vergnügt lachend.
    »Warum bin ich verrückt?« fragte er.
    »Perche non posso sposare.«
    »Warum kannst du mich nicht heiraten?«
    »Weil ich keine Jungfrau mehr bin.«
    »Was hat das denn damit zu schaffen?«
    »Wer will mich schon heiraten? Keiner will ein Mädchen heiraten, das nicht mehr Jungfrau ist.«
    »Ich aber. Ich will dich heiraten.«
    »Ma non posso sposarti.«
    »Warum kannst du mich nicht heiraten?«
    »Perche sei pazzo.«
    »Warum bin ich verrückt?«
    »Perche vuoi sposarmi.«
    Yossarián legte ratlos amüsiert die Stirne in Falten. »Du willst mich also nicht heiraten, weil ich verrückt bin, und du sagst, ich sei verrückt, weil ich dich heiraten will, stimmt das?«
    »Si.«
    »Tu sei pazz'!« sagte er laut.
    »Perche?« schrie sie empört zurück, und ihre runden Brüste hoben und senkten sich indigniert unter dem rosa Hemd, als sie sich entrüstet im Bett aufsetzte. »Warum bin ich verrückt?«
    »Weil du mich nicht heiraten willst.«
    »Stupido!« schrie sie ihn an und knallte ihm eins mit dem Handrücken auf die Brust. »Non posso sposarti! Non capisci? Non posso sposarti!«
    »Na ja doch, ich verstehe. Aber warum kannst du mich nicht heiraten?«
    »Perche sei pazzo.«
    »Und warum bin ich verrückt?«
    »Perche vuoi sposarmi.«
    »Also weil ich dich heiraten will! Carina, ti amo«, erklärte er ihr und zog sie sanft wieder auf das Kissen. »Ti amo molto.«
    »Tu sei pazzo«, murmelte sie geschmeichelt.
    »Perche?«
    »Weil du sagst, daß du mich liebst. Wie kannst du ein Mädchen lieben, das keine Jungfrau ist?«
    »Weil ich dich nicht heiraten kann.«
    Sie setzte sich ruckartig auf, und ein neuer Wutausbruch drohte.
    »Warum kannst du mich nicht heiraten?« wollte sie wissen, bereit ihm wieder eine zu knallen, falls er eine wenig schmeichelhafte Antwort geben sollte. »Bloß weil ich keine Jungfrau mehr bin?«
    »Nein, nein, mein Schatz. Weil du verrückt bist.«
    Sie blickte ihn voller Abneigung an, warf dann aber den Kopf zurück und brüllte anerkennend und herzlich vor Lachen. Nachdem sie aufgehört hatte, betrachtete sie ihn mit neuer Bewunderung. Die glatte, empfängliche Haut ihres dunklen Gesichtes wurde noch dunkler und erblühte schläfrig unter einem schwellenden, verschönernden Andrang ihres Blutes. Ihre Augen verschleierten sich. Er machte beide Zigaretten aus, und sie versanken wortlos in einer Umarmung, da tapste Hungry Joe, ohne zu klopfen, herein, um Yossarián zu fragen, ob er mit ihm auf die Suche nach Mädchen gehen wolle. Hungry Joe blieb stehen, als er die beiden erblickte, drehte sich auf dem Absatz herum und rannte aus dem Zimmer. Yossarián sprang noch schneller aus dem Bett und rief Luciana zu, sich anzuziehen. Das Mädchen war verblüfft. Er zerrte sie an den Armen aus dem Bett und stieß sie zu ihren Kleidern hin, rannte dann zur Tür und konnte sie gerade noch zuknallen, als Hungry Joe mit der Kamera zurückkam.
    Hungry Joe hatte einen Fuß in die Tür gestellt

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