CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
gefährlich.
Ich bin der Schlüssel.
100
Cate war sich sicher, dass während ihres letzten Halts irgendetwas Schreckliches passiert war. Jerry war nicht lange weg gewesen, doch als er zurückkam, pfiff er zufrieden vor sich hin und saß dann ungefähr zwanzig Minuten lang da, ohne etwas zu sagen.
Wie Cate es sah, war dies eine weitere Stufe eines Plans, der sich nicht darauf beschränkte, einfach jeden auszulöschen, der ihm im Weg stand. Wenn man es rational betrachtete, so ihre Schlussfolgerung, dann brauchte er noch etwas anderes, um erfolgreich zu sein: einen Sündenbock. Er musste ein Szenario konstruieren, das der Polizei einen offensichtlichen Verdächtigen lieferte.
Entweder war sie es – was vielleicht erklärte, warum sie noch am Leben war –, oder es war jemand anders: Robbie oder Dan. Ganz sicher einer von ihnen dreien. Aber das funktionierte nur, wenn die anderen beiden tot waren …
Nein. Es funktionierte am besten, wenn sie alle tot waren.
Er schien ihre Theorie zu bestätigen, als sie wieder losfuhren. Er sagte, er würde dem anderen Mann aus dem Pub folgen, und sie würde bald wieder mit ihrem Bruder »vereint« sein. Cate glaubte ihm kein Wort.
Sie fragte sich: Was war in diesem Fall die sicherste, die eleganteste Lösung?
Die Antwort ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Der junge Mann überraschte Stemper, indem er nach Süden abbog, als sie Petworth erreichten. Das war nicht die normale Route nach Box Hill. Vielleicht hatte Robbie ihm nichts von den Blakes erzählt. Vielleicht wollte er einfach nach Brighton zurückfahren und vergessen, was er heute Abend gesehen hatte.
Das war Stemper auch recht, wenngleich ein Showdown im Haus der Blakes ihm die Sache wesentlich erleichtert hätte.
Er hatte Patricia und Gordon – und jetzt auch Robbie – mit derselben Waffe getötet. Diese Waffe würde er auch bei Cate einsetzen und dann – das war das Entscheidende – bei ihrem Komplizen; doch bei dem jungen Mann würde es so aussehen, als hätte er sie gegen sich selbst gerichtet. Das Ergebnis: eine bizarre und verwirrende Folge von Ereignissen ohne ein offensichtliches Motiv, aber mit einer so eindeutigen Beweiskette, dass Stemper sich nicht vorstellen konnte, warum irgendjemand außerhalb dieser kleinen Gruppe nach dem Mörder suchen sollte.
Er hatte schon viele solche »Abgänge« inszeniert: für Friedensaktivisten, Gewerkschafter, unbequeme Staatsdiener. Solange es ein möglichst grausiger Tod mit einer plausiblen Erklärung war, spielte es keine Rolle, welche unbeantworteten Fragen er aufwarf. Ja, manchmal begrüßten seine Zahlmeister sogar abstruse Spekulationen. Sollten die Verschwörungstheoretiker doch ihren Spaß haben. Niemand hörte je auf Verschwörungstheoretiker.
Der Verkehr ließ nach, als Dan südlich von Petworth auf die A283 wechselte. Er konnte bis zu achtzig Stundenkilometer fahren, was ihm normalerweise völlig ausgereicht hätte. Es war eine kurvenreiche zweispurige Straße mit eingestreuten Abschnitten, auf denen das Überholen gestattet war.
Bei der ersten Gelegenheit schaltete Dan in den dritten Gang, fuhr dicht auf das Auto vor ihm auf und touchierte die Mittellinie, um seine Absicht deutlich zu machen. Mehrere Autos kamen entgegen, doch dann gab es eine Lücke von mehreren hundert Metern, obwohl er schon die Scheinwerfer des nächsten Gegenverkehrs in der Ferne sehen konnte.
Muss es riskieren . Er trat das Gaspedal durch und wechselte die Spur, zog mühelos an ein paar Autos vorbei und ließ dann die Gelegenheit verstreichen, hinter einem Lastwagen einzuscheren, der ungefähr siebzig fuhr.
Dan war genau auf Höhe des Lkws, als er erkannte, dass er es nicht schaffen würde. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens war zum gleichen Schluss gelangt und betätigte warnend die Lichthupe. Dan fuhr dichter an den Lastwagen heran, bis er mit dem Außenspiegel fast den riesigen Radkasten streifte, und versuchte verzweifelt, dem Corsa die letzten Reserven zu entlocken. Er konnte das lange Hupsignal hören, als der entgegenkommende Fahrer auf den Grünstreifen ausweichen musste, um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden.
Dann war er an dem Lastwagen vorbei, und die Straße vor ihm war frei. Er beschleunigte von hundert auf hundertzwanzig und schließlich auf hundertdreißig. Auf einem geraden Streckenabschnitt stieß er auf die nächste Schlange von langsamen Fahrzeugen, und diesmal zögerte er nicht, sondern rauschte an ihnen vorbei, als ob die ganze Straße
Weitere Kostenlose Bücher