CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Internethändlern oder den großen Ketten mithalten konnte, konzentrierte man sich stattdessen auf die Qualität des Service und schaffte es irgendwie, schwarze Zahlen zu schreiben.
Dan Wade war seit über acht Jahren fester Bestandteil dieses Serviceteams; er hatte sich von bescheidenen Anfängen als Aushilfe hochgearbeitet zu seiner jetzigen Position als Verkaufsleiter. Das klang beeindruckender, als es war, wenn man bedachte, dass die Firma nur ganze elf Verkaufsmitarbeiter beschäftigte, von denen sieben Teilzeitkräfte waren. Es gab auch eine Kundendienstabteilung, die Reparaturen und Installationen durchführte. Die jüngst erfolgte Einführung des Digitalfernsehens hatte eine willkommene Belebung des Geschäfts mit sich gebracht.
Zusammen mit zwei Fahrern und einer Handvoll Bürokräften, die für Wareneinkauf, Buchhaltung, Personal und Löhne zuständig waren, arbeiteten in dem Gebäude alles in allem sechsundzwanzig Angestellte unter der wohlwollenden, wenngleich etwas unberechenbaren Oberaufsicht von Willie Denham, Geschäftsführer und Inhaber in der dritten Generation.
Nur ein Mitglied des Verkaufsteams konnte auf eine noch längere Betriebszugehörigkeit zurückblicken als Dan, und das war Hayley Beaumont. Sie hatte schon mit fünfzehn Jahren samstags im Laden ausgeholfen, um dann ein Jahr später nach ihrem Schulabschluss als Vollzeitkraft anzufangen. Hayley war klein und drall, ein Energiebündel mit dunklen, gewellten Haaren und warmen braunen Augen. Sie hatte ein Puppengesicht und eine ruhige, sinnliche Ausstrahlung, die Dan von Anfang an entwaffnet hatte – und die als perfekte Tarnung für ihren eisernen Willen diente.
Ihre Beziehung hatte vor sieben Jahren begonnen, und über mehr als die Hälfte dieser Zeit hatten sie zusammen eine Wohnung nahe dem Queens Park gemietet. Dann, vor knapp zwei Jahren, hatten sie sich in gegenseitigem Einvernehmen getrennt; Dan war wieder zu seiner Tante gezogen, während Hayley vorübergehend in einer Wohngemeinschaft mit einer Freundin gelebt hatte, ehe sie zu ihren Eltern nach Newhaven zurückgegangen war.
Nach sechs oder sieben Monaten der Trennung, in denen beide ein paar flüchtige Affären hatten, waren sie sich allmählich wieder nähergekommen. Diesmal aber sahen sie keinen Sinn darin, wieder etwas zu mieten; stattdessen zahlten sie die sieben- oder achthundert Pfund im Monat auf ein Bausparkonto ein, um sich irgendwann etwas Eigenes leisten zu können.
Oder ein Café. Dan war der Meinung, dass das Vorrang haben sollte. Langfristig gesehen hatten sie größere Chancen, ein Haus zu erwerben, wenn sie sich auf die Einnahmen aus einem florierenden Geschäft verlassen konnten. Hayley hatte die Idee nicht verworfen, aber ihm war bewusst, dass die Geschäftsgründung für sie nur Teil eines Gesamtpakets war, das aus Hauskauf, Heiraten und Kinderkriegen bestand.
Da er zu Fuß gegangen war, traf Dan heute später als gewöhnlich ein. Hayley erwartete ihn schon auf dem Personalparkplatz hinter dem Gebäude, wo sie am Steuer ihres kirschroten Vauxhall Corsa saß.
Sie machte große Augen, als sie ihn zu Fuß um die Ecke kommen sah, und Dan wurde plötzlich bewusst, welche Anstrengung es kosten würde, einen Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten – nicht nur gegenüber Hayley und seiner Familie, sondern auch gegenüber Kollegen und Kunden, überhaupt allen, denen er begegnete. So zu tun, als ob seine Welt gestern nicht in den Grundfesten erschüttert worden wäre.
Bei dem Gedanken, Hayley zu küssen, sträubte sich plötzlich alles in ihm. Er war unrein, vergiftet von Schuld und Schande.
Vielleicht sah man ihm die Angst am Gesicht an, denn Hayley musterte ihn irritiert, als sie aus ihrem Auto ausstieg. »Was ist denn mit dir passiert?«
»Nichts. Wieso?«
»Du siehst fürchterlich aus. Wo ist dein Auto?«
Einer spontanen Eingebung folgend, tippte er sich an die Schläfe. »Hab ’n schweren Kopf.«
»Ich dachte, du bist gestern Abend gefahren?«
»Bin ich auch. Wir waren dann noch in Hove. Bin mit dem Taxi heimgefahren.«
Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Taxis kosten Geld, Dan.«
»Ich weiß. Tut mir leid.« Er rang sich ein Lächeln ab. Als sie einen Schritt auf ihn zutrat, machte er sich auf einen Kuss gefasst, aber stattdessen hob sie die Nase an sein Gesicht und schnupperte.
»Was ist?«
»Ich will nur deinen Atem riechen. Wir können dich ja nicht mit einer Fahne auf die Kunden loslassen.«
»Herrgott noch mal, Hayley, ich bin
Weitere Kostenlose Bücher