Catching Love
sonst hätten sie ihren ersten ausgewachsenen Streit schneller als ihm lieb war. Er nahm die beiden Teller in die Hände und wandte sich zu Lesley um. „Fütterungszeit“, meinte er lächelnd und bedachte die beiden Geckos, die synchron ihre Köpfe hoben und interessiert dreinschauten, mit einem finsteren Blick. „Nicht für euch, Jungs. Fangt euch ein paar fette Fliegen oder Käfer.“
Wohlig seufzend kuschelte Lesley sich an Jeff und schob ein Bein über seine Oberschenkel. Nach dem Essen, das ausgesprochen harmonisch verlief, hatten sie es sich auf der XXL-Lümmelcouch vor dem Fernseher gemütlich gemacht. Billy und Bob waren ihnen sogar gefolgt und hockten nun mitten auf dem kleinen Couchtisch neben der Obstschale. Die Geckos verfolgten gebannt, wie Bruce Willis in dem fast schon als Klassiker unter den Actionfilmen zu bezeichnenden ersten Teil der
Stirb langsam-
Quadrologie sich gerade durch einen Lüftungsschacht quetschte und Selbstgespräche führte. Der falsche Mann, welcher irgendwie immer am falschen Ort auftauchte, der sich am Ende doch als der richtige entpuppte. Der falsche Mann …
Lesley linste unter halb geschlossenen Augenlidern zu Jeff. So geborgen wie bei ihm hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Und das, obwohl er ihr eigentlich eine ganz schöne Portion zu viel Macho war.
Während des Essens hatte er sie mehrfach zum Lachen gebracht. Er erzählte ihr von seinem Bruder und dessen Frau, die scheinbar ein Händchen dafür hatte, sich in unmögliche Situationen zu bringen. Und sie fand heraus, dass er mit Tieren - hauptsächlich mit dem Kater seiner Schwägerin - auf Kriegsfuß stand. Aus irgendeinem, für ihn nicht nachvollziehbaren Grund, verscherzte er es sich hin und wieder mit ihnen. Dass er bei der Army war, hatte sie sich schon gedacht, bevor er es erwähnt hatte. Ihr Onkel würde ihr schließlich nicht irgendwen hinterher schicken. Außerdem erklärte es auch seine Verbissenheit, mit der er ihr sogar bei einem Unwetter bis in die Berge gefolgt war. Inzwischen befand er sich im Ruhestand, wenn man das bei einem 34-jährigen Mann so nennen konnte. Jeff überlegte noch, was er künftig machen sollte. Dabei hatte er sie mit einem unergründlichen Blick angesehen, so dass ihr ganz komisch wurde und sie sich lieber weiter auf ihr Essen konzentriert hatte.
Er hing also ebenfalls in der Luft, was seine Zukunftspläne anging. Ob er deswegen zeitweilen verstand, wie sie sich fühlte? Das vermutete Lesley zumindest. Sie hoffte, es war so. Denn dadurch bestand die Möglichkeit, ihn zu überzeugen, sie nicht nach Hause zu schleifen.
Das Unwetter hatte in der letzten Stunde nachgelassen und sich in einen kräftigen Regen gewandelt. So lange der anhielt, konnten sie die Hütte nicht verlassen. Damit sollte ihr genug Zeit bleiben, ihn von ihrer Sichtweise zu überzeugen. Innerlich grinsend nahm sie sich vor, mit wirklich allen Mitteln Überzeugungsarbeit zu leisten. Wie sie wusste, konnte er ihr genauso wenig widerstehen wie sie ihm. Ihre Chancen standen also gar nicht schlecht.
Lesley gähnte hinter vorgehaltener Hand, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Spätestens am nächsten Tag würde sie zum Angriff übergehen, nahm sie sich vor. Sie würde ihren ganzen Charme spielen lassen und den hartgesottenen Soldaten weichklopfen. Kaum hatte sie den Entschluss gefasst, schlief sie eng an seine Seite gekuschelt ein.
Ihre tiefen Atemzüge verrieten Jeff, dass Lesley eingeschlafen war. Wie ein Kätzchen schmiegte sie sich vertrauensvoll an ihn, den Kopf an seiner Schulter und eine Hand locker auf seiner Brust.
In den letzten Stunden hatte er ihr so viel wie nur möglich über sich erzählt, um die Vertrautheit zwischen ihnen zu vertiefen. Mit etwas Glück reichten die wenigen Tage in der Hütte aus, eine Basis für eine langfristige Beziehung zu schaffen. Was Lesley anging, hatte er bereits den Fehler gemacht, sofort mit ihr geschlafen zu haben, ehe sie sich überhaupt richtig kennengelernt hatten. Kein Wunder, dass sie von einer kurzen Affäre zwischen ihnen beiden ausging. Das wurde ihm beim Abendessen klar.
Lesley erwähnte so nebenbei, One-Night-Stands wären herrlich unkompliziert. Dann warf sie einen Blick aus dem Fenster und meinte kichernd, das mit ihnen würde wohl eher ein drei oder vier Tage andauernder One-Night-Stand werden. Um nichts darauf erwidern zu müssen, schob er sich ein Stück Kartoffel in den Mund und nickte nur beifällig. Er konnte ihr ja
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