Catching Love
Verband an ihrer Stirn. „Da ist nur ein leichter Druck, mehr nicht.“
Die Besorgnis wich aus seinem Blick und machte Erleichterung Platz. „Du hast verdammt viel Glück gehabt. Wäre da nicht dieser Felsen gewesen … nicht auszudenken, was dann hätte passieren können.“ Er beugte sich vor und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. „Du hast keine Vorstellung, welche Angst ich um dich hatte. Tu mir so etwas nie wieder an, Lesley!“
Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, fiel ihr alles wieder ein. Sie hatte einen Unfall gehabt, weil sie die Gebirgsstraße zu schnell hinab gefahren war. Der Wagen hatte sich überschlagen und kurz darauf musste sie das Bewusstsein verloren haben. Dass Jeff sie gefunden und aus dem Wrack gezogen hatte, daran konnte Lesley sich nicht erinnern. Er war ihr also gefolgt. Jeff hätte eigentlich stinksauer sein müssen, schließlich war sie mal wieder abgehauen. Warum war er es nicht?
Lesley brauchte einen Moment für sich und bat ihn um eine Tasse Tee. Jeff ging in Richtung Küche und sie versuchte derweil, Ordnung in das Chaos ihrer Gedanken zu bringen.
In letzter Zeit hatte sie so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Nein, nicht ganz. Eine richtige Entscheidung hatte sie getroffen. Und zwar, als sie sich auf Jeff eingelassen hatte. Dank ihm hatten die Selbstzweifel nicht mehr unablässig an ihr genagt und sich langsam aufgelöst. Jeff sorgte dafür, dass sie sich sicher und geborgen fühlte. Ein Grund mehr, ihn nicht verletzen zu wollen. Und dennoch hatte sie es getan - mehrmals. Beschämt schloss Lesley die Augen und drängte die Tränen zurück.
Die Angst, wie ihre Mutter zu werden, hatte sie aus der Bahn geworfen und schier umgebracht. Dabei bestand niemals die Gefahr, wie sie zu werden. Schließlich war sie deutlich vernünftiger. Sie war kein Mensch, der andere im Stich ließ, hatte das Studium und würde vielleicht bald eine verantwortungsvolle Stelle als Ärztin haben. Wegen ihrer irrationalen Furcht hätte sie sich fast verwehrt, was die letzten Tage ausgemacht hatten - Jeff.
Wegzulaufen hat aus ihr viel eher einen Menschen wie ihre Mutter gemacht, als zu bleiben. Von Anfang an hätte sie bleiben sollen. Aber dann wiederum hätte sie Jeff nicht kennengelernt. Und ihn kennengelernt zu haben, war alles andere als schlecht. Es wurde Zeit, dass sie ihr Leben nicht länger von ihrer Mutter bestimmen ließ.
Jeff kehrte mit einer Tasse Tee aus der Küche zurück, als Lesley sich auf der Couch gerade aufrichtete. Er sollte die Wahrheit erfahren. Die hatte er mehr als verdient. Aber statt zu einer Erklärung anzusetzen, füllten sich ihre Augen bei seinem Anblick mit Tränen. Ihr wurde bewusst, sie hätte beinahe etwas sehr Wertvolles einfach aufgegeben.
„Es tut mir so leid, Jeff“, schluchzte sie und wischte ungeduldig die Tränen weg, die sich unaufhaltsam einen Weg über ihre Wangen bahnten. „Ich hätte nicht wieder weglaufen dürfen. Das war dumm, alles andere als das Verhalten einer erwachsenen Frau. Weglaufen war niemals eine Option.“
„Mach dir keine Vorwürfe.“ Jeff stellte die Tasse auf dem Couchtisch ab und zog sie in seine Arme. Sanft bettete er ihren Kopf an seiner Schulter und wiegte sie wie ein kleines Kind, während er ihr übers Haar strich und beruhigende Worte murmelte. „Es wird alles gut, Liebes. Was immer es auch ist, das dir solche Angst macht. Gemeinsam schaffen wir das schon.“
Seine Worte wirkten wie ein Auslöser. Mit einem Mal fiel es Lesley ganz leicht, sich ihm zu offenbaren. Es brach regelrecht aus ihr heraus. „Ich wollte nicht werden wie
sie
. Niemals wollte ich das. So bin ich nicht …“
„Wie wer? Wen meinst du mit „sie“?“
„Meine Mutter.“ Sie hob den Kopf, suchte Jeffs Blick, schniefte und bekam einen Schluckauf.
„Was ist mit deiner Mutter?“, fragte er leise und strich über ihren Rücken. Aus irgendeinem Grund wusste Jeff, dass er ganz nah an der Lösung des Rätsels dran war.
„Meine Taschen?“ Lesley wischte sich entschlossen die Tränen ab. Sie wollte es hinter sich bringen, ihm alles erklären und das gelang am einfachsten mit dem Brief, den sie vor fast sechs Monaten von ihrer Mutter bekommen hatte.
„Was brauchst du?“ Jeff stand auf und holte ihre beiden Taschen näher.
„In der braunen Reisetasche, in der Seitentasche.“
Jeff steckte eine Hand in besagte Seitentasche und förderte die kleine Dose mit dem Pfefferspray zu Tage, mit der er schon
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