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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Cathérine begriff, daß ihre Wächterin nichts ohne Befehl tun würde.
    »Dann geh und hole den Herrn!« sagte sie trocken. »Sag ihm, daß ich ihn sprechen möchte.«
    Die Bestürzung der Frau erweckte nicht das geringste Mitleid in Cathérine, die nun auf sie zutrat.
    »Ich bin stärker als du«, sagte sie in drohendem Ton zu ihr. »Wenn du den Herrn nicht holst, schwöre ich dir, daß ich hinausgehen werde, ob du's willst oder nicht. Und zwar im Hemd, wenn's sein muß!«
    Cathérines entschlossene Miene gab den Ausschlag bei der Alten. Sie machte der jungen Frau ein Zeichen zu warten und verschwand eiligst durch die Tür, die sie vorsorglich hinter sich abschloß. Währenddessen trat Cathérine an das kleine Fenster, stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte hinaus. Von ihrem Bett aus, über das sich nun ein schmaler Streifen Sonnenlichts zog, hatte sie nur eine Ecke des Himmels sehen können, wunderbar, tiefblau, und die Luft, die durch den kleinen Spitzbogen hereindrang, war süß und mild.
    Von ihrem neuen Beobachtungsposten aus konnte sie einen glitzernden Zipfel des Flusses, ein wenig grünes Gras und einige Bäume der Insel Saint-Jean erhaschen. Ein Vogel flitzte in schnellem Flug über den Himmel, und Cathérine befiel eine wahnwitzige Lust, der düsteren Festung zu entkommen und sich diesem herrlichen Frühling ans Herz zu werfen, ihre plötzlich wiedererwachte Jugend verlangte gebieterisch ihr Recht und fegte für einen einzigen kleinen Augenblick alle Gedanken an Rache, an ihre Aufgabe und an die Sorgen der kommenden Tage hinweg. Oh, nur ein Häuschen am Ufer eines großen Flusses besitzen, mit einem blühenden Garten davor, und dort mit ihrem Söhnchen und dem Vielgeliebten ruhig leben! Warum war dieses einfache Los, das so vielen Frauen beschieden war, ihr für immer verwehrt?
    Die Rückkehr der Alten schnitt Cathérines tristen Gedankenfluß ab. Sie trug Kleider auf den Armen. Ein Diener begleitete sie, und Cathérine zuckte vor Freude zusammen, als sie Tristan erkannte.
    »Der Herr kann nicht kommen«, sagte er in sachlichem Ton, ohne die junge Frau überhaupt anzusehen. »Er erlaubt, daß du dich anziehst und hinuntergehst, um ein paar Schritte im Hof spazierenzugehen. Aber Chryssoula muß dich begleiten. Du mußt unter ihrer Bewachung bleiben und wieder hineingehen, sobald sie es dir befiehlt.« in die träge Stimme des Flamen schlich sich eine Drohung: »Gib wohl acht zu gehorchen, Zigeunerin, denn es bekommt einem schlecht, wenn man dem Herrn ungehorsam ist!«
    Cathérine legte alle wünschenswerte Demut in ihre Haltung und erwiderte bescheiden.
    »Ich werde gehorchen, Messire. Der Herr ist gut zu mir. Hat er sonst nichts gesagt?«
    Ihre bittenden blauen Augen kreuzten den grauen, unbeweglichen Blick Tristans und gewahrten in ihm ein schnelles Aufleuchten.
    »Doch. Er hat große Freude über deinen Wunsch bekundet, wieder ein normales Leben zu führen. Er läßt dir sagen, daß heute abend ein Fest beim König stattfindet, daß du aber zweifellos noch zu schwach seist, um vor dem Hof zu tanzen. Dafür wird der Herr heute nacht nach dem Fest kommen, um sich selbst von deiner glücklichen Gesundung zu überzeugen!«
    Ein unangenehmer Schauder glitt über Cathérines Haut. Sie hatte verstanden. Heute abend würde La Trémoille kommen, um die Rechte zu fordern, die er auf sie zu haben glaubte. Und da er nach einer langen, lustigen Abendgesellschaft käme, würde er betrunken sein, das war mehr als sicher, und infolgedessen für Verhandlungsversuche nicht ansprechbar. Die Aussicht hatte nichts Verführerisches an sich, und Cathérine spürte, wie sich ihre Kehle zusammenzog. Inzwischen schritt Tristan, steif und hochmütig, wie es sich für den Bediensteten eines großen Hauses gehörte, der gezwungen war, sich mit niederem Volk abzugeben, zur Tür. Im Augenblick des Hinausgehens wandte er sich um und sagte, die Hand am Türflügel, lässig:
    »Ach, ich vergaß! Man hat deine persönlichen Sachen in den Almosenbeutel der Robe getan. Monseigneur ist zu gütig zu einem Mädchen deiner Sorte. Er hat darauf bestanden, daß man dir alles zurückgibt, was dir gehört!«
    Die Anwesenheit Chryssoulas hinderte Cathérine daran, sich sofort über die Kleider herzumachen und den Almosenbeutel zu durchsuchen. Alles, was ihr gehörte? Aber sie hatte doch nichts gehabt außer einem zerrissenen Hemd, als sie zu Gilles de Rais gekommen war? Abgesehen von den beiden Fläschchen Guillaumes des Malers natürlich,

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