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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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ziehen …«
    »Aber Ihr riskiert, verfolgt zu werden«, wandte Cathérine ein. »Vielleicht wird man auf Euch schießen? Wenn Euch ein Pfeil träfe, könnte ich mir nie verzeihen.«
    »Ich mir auch nicht«, lächelte Hans mit süßsaurem Gesicht, »aber wir haben keine Wahl. Wenn man entdeckt, wen wir im Wagen haben, teilen wir sein Schicksal. Die Suppe, die wir uns eingebrockt haben, müssen wir auslöffeln! Hört Euch bloß diesen Lärm hinter uns an! Man kämmt alle Häuser durch. Wenn es schon sterben heißt, ist mir ein Pfeil lieber als der Scheiterhaufen.«
    Und Hans nahm entschlossen wieder seinen Sitz ein und forderte Cathérine und Josse auf, dasselbe zu tun. Gerade hatten sie wieder Platz genommen, als Don Martin Gomez Calvo mit einem Trupp Stadtknechte unter dem Gewölbe auftauchte. Er zuckte zusammen, als er den Karren bemerkte, und ging schnell auf ihn zu. Als Cathérine ihn herankommen sah, das hagere Gesicht wutverzerrt, wäre sie am liebsten gestorben. Er wollte den Karren zurückschieben lassen, befahl, ihn zu durchsuchen. Sie hörte, wie seine schneidende Stimme Hans anfuhr, war überzeugt, daß nichts sie oder Gauthier oder ihre Freunde mehr vor dem leeren Schafott, das nur auf seine Beute zu warten schien, retten könnte.
    Aber sie kannte den Baumeister schlecht. Dem Zorn des Alkalden setzte er eine majestätische Ruhe entgegen, erklärte ihm, wie Josse Cathérine ins Ohr flüsterte, er müsse seine Ladung Steine unbedingt nach Las Huelgas fahren, er sei ohnehin schon viel zu spät dran für eine Arbeit, die ihm vom Konnetabel Alvaro de Luna aufgetragen worden sei. Der Name des Herrn Kastiliens tat seine Wirkung. Die Bissigkeit Don Martins ließ um einige Grade nach. Sein scharfer, mißtrauischer Blick streifte der Reihe nach über jeden Insassen des Fuhrwerks. Cathérine mußte sich zusammennehmen, um nicht unter seinen grausamen Augen kalten Widerwillen zu zeigen. Einen Moment herrschte drückendes Schweigen, doch endlich entrang sich den dünnen, halbgeöffneten Lippen Don Martins ein kurzer Satz. Hinter sich hörte Cathérine, wie Josse leise durch die Zähne zischte. Hans hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, mit fester Hand die Zügel wieder ergriffen, und die junge Frau begriff, daß es weiterging. Tatsächlich hob sich das Fallgatter langsam. Aber hinter dem Fuhrwerk und auf beiden Seiten scharten sich Bewaffnete. Don Martin ging bis zur Brücke vor, machte eine herrische Bewegung, die den Pilgern bedeutete, näher zu kommen. Sie erhoben sich mühsam und stellten sich mehr oder weniger in Reih und Glied auf. Nur Gerbert hatte seine hochmütige Haltung nicht aufgegeben. »Los!« murmelte Hans. »Wir nehmen hier zuviel Platz ein. Wir werden auf der Brücke warten, bis der ganze Zug vorüber ist.«
    Der Karren fuhr langsam vor, aus dem Schatten der Porta heraus. Cathérine, die bis zu diesem Augenblick das Gefühl gehabt hatte, alle Steine des Stadtwalles lasteten auf ihrer Brust, empfand Erleichterung. Hans lenkte sein Fuhrwerk beiseite, um die Pilger vorbeizulassen. Sie schienen vor Müdigkeit und Elend niedergedrückt. Die Überquerung des Gebirges mußte sie hart mitgenommen haben. Im Vorbeifahren erkannten Cathérine und Josse einige Gesichter wieder, aber die Mehrzahl der anderen trugen die sichtbaren Spuren ihrer Mühen und ihrer Not. Die Kleider waren zerlumpt, die Körper verschwollen oder sogar verletzt. Die Straßenräuber mußten ihnen übel mitgespielt haben. Kaum einer unter ihnen hatte den Mut zu singen.
    »Arme Menschen!« murmelte Cathérine. »Uns hätte es eigentlich ebenso ergehen müssen!«
    »Gott sei's gelobt, daß es uns nicht so erging«, flüsterte Josse mit einer Befriedigung, die allerdings nur von kurzer Dauer war. Denn plötzlich wurde es dramatisch. Kaum hatten die Pilger die Porta Santa Maria erreicht, als die Soldaten sie umringten und sich ihrer bemächtigten.
    »Beim Blut Christi!« fluchte Josse. »Sie … sie werden arretiert!«
    »Don Martin will ihnen einige Fragen stellen«, entgegnete Hans mit besorgter Stimme. »Er möchte sich ihrer versichern … zunächst einmal!«
    »Das ist unwürdig!« rief Cathérine aus. »Was können diese armen Leute ihm schon mitteilen? Sie brauchen Pflege, keine Polizeihunde!«
    »Man wird sie zum Beispiel fragen, ob die Straßenräuber von Oca sich ihren Kameraden wiedergeholt haben. Und wo sie ihren Schlupfwinkel haben. Fragt sich noch, wovor diese Unglücklichen mehr Angst haben: vor der Rache der Straßenräuber

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