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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Morgen … Augenblicklich war sie müde, so müde! … Sie hatte nur Lust zu schlafen. Die Augen fielen ihr zu, und sie versank in ein glückliches Nichts.
    Das leichte Streichen einer Hand über ihren Leib und ihre Schenkel weckte sie plötzlich. Es war noch sehr früh. Die Dämmerung brach gerade erst an. Trotz ihres verschlafenen Blicks entdeckte Cathérine sofort eine neben ihr auf dem Bett sitzende Gestalt, aber sie erkannte ihren Besucher nicht sogleich, weil sie noch im Halbschlaf war. Die morgendliche Kühle und das langsame Streichen der Hand, die sie unaufhörlich liebkoste, brachten sie jäh zu vollem Bewußtsein. Die Laken und Decken waren zurückgeschlagen und entblößten die fröstelnde junge Frau völlig. Im selben Augenblick bewegte sich die Gestalt, neigte sich über sie. Mit vor Grauen aufgerissenen Augen sah Cathérine endlich, daß es Tomas von Torquemada war, doch sie hatte Mühe, ihn zu erkennen, so dämonisch sah er aus. Die Augen waren unmäßig groß, seine Kinnbacken mahlten, er fletschte die Zähne, und in seinen Mundwinkeln hatte sich leichter Schaum gebildet … Entsetzt wollte sie schreien. Aber eine brutale Hand verschloß ihr den Mund. Sie versuchte, sie zurückzustoßen – vergebens. Eine Klaue griff nach ihrer Brust, ein heftiger Kniestoß zwang ihre Beine auseinander, während ein nackter Körper, mit kaltem Schweiß bedeckt und säuerlich riechend, sich auf sie warf.
    Von Ekel gepackt, wand sie sich unter dem Jungen. Er gab ihr eine so heftige Ohrfeige, daß sie aufstöhnte. Er lachte leise. »Mach keine Geschichten, Hure! … Ich habe dich heute nacht gesehen, im Turm, mit deinem Diener! … Ah, du hast dich mit vollem Herzen hingegeben, liederliches Frauenzimmer! Die Männer, darauf verstehst du dich, was, Unzüchtige? Los, los, zeig mir, was du kannst! … Jetzt bin ich dran … Umarme mich, Dirne!«
    Er unterbrach seine Beleidigungen durch feuchte Küsse, die Cathérine anwiderten, und dumpfes Wimmern, das fast ebenso abstoßend war. Er hielt die junge Frau mit nervöser, eisenharter Faust, versuchte aber wie wahnsinnig, sein Opfer zu besitzen, ohne daß es ihm gelang. Unter der knochigen Hand, die sich auf ihre Lippen preßte, glaubte Cathérine zu ersticken.
    Sie dachte nicht mehr, war einzig von dem Instinkt getrieben, diese feuchte Scheußlichkeit, diesen ekelhaften, quälenden Traum abzuschütteln. Der wollüstige Dämon, der den Jungen beherrschte, war das Schlimmste, was sie je kennengelernt hatte. Nicht einmal Gilles de Rais war in dieser Hinsicht so abstoßend gewesen.
    Einen Augenblick ließ der Druck der Hand auf ihrem Mund leicht nach. Sie machte es sich zunutze und biß derart wild zu, daß Tomas aufschrie und instinktiv die Hand zurückzog. Dann schrie sie mit aller Kraft, mit dem ganzen Instinkt eines Tieres in Gefahr … Er schlug auf sie ein, ohne sie zum Schweigen zu bringen, brüllte jetzt ebenso laut wie sie, von rasendem Haß hingerissen. Halb betäubt, hörte Cathérine kaum, daß heftig an ihre Tür getrommelt wurde, daß dröhnende Stöße gegen die Füllung krachten, daß Bretter und Eisenbeschläge polternd auf die Fliesen fielen. Sie sah noch Josse im ersten Sonnenstrahl auftauchen, mit einer Bohle bewaffnet, die er zum Aufbrechen der von Tomas verriegelten Tür benutzt haben mußte.
    Der einstige Landstreicher stürzte sich auf das Bett, packte Tomas und schickte sich an, ihn gehörig zu verprügeln. Schnell unter die zerwühlten Bettdecken schlüpfend, schloß Cathérine die Augen, um nichts mehr zu sehen, konnte jedoch nicht umhin, das dumpfe Geräusch von Josses Fäusten auf dem Fleisch des Pagen zu hören, während er ihn mit der phantastischen Sammlung von Schimpfworten aus der Pariser Gosse überschüttete.
    Ein letzter Fausthieb, ein letzter Fußtritt in den mageren Hintern des jungen Satyrs, und Tomas, nackt wie am Tage seiner Geburt, wurde wie ein Paket in den Gang hinausgeworfen. Kaum war er dort auf dem Boden gelandet, rappelte er sich auf und rannte eiligst davon, während Josse schimpfend die beiden kleinen Dienerinnen hinter einem Anrichtetisch hervorzog, hinter den sie sich zu Tode erschrocken geflüchtet hatten, als sie, angelockt durch den Lärm, erschienen waren. Er zeigte auf Cathérine, die sich in die Laken verkrochen hatte und nichts von sich sehen ließ als ihre noch immer entsetzten Augen.
    »Kümmert euch um Dame Cathérine! Ich werde jetzt zum Seigneur Erzbischof gehen und ihm sagen, was ich von seinem kostbaren

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