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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Aber eine Eingebung sagt mir, daß Ihr der Gefahr entgegengeht. Bedenkt, wenn die Prüfungen, die Euch erwarten, zu schwer sein sollten, daß Ihr hier einen Freund und eine Zuflucht habt. Der eine wie die andere werden Euch jederzeit väterlich aufnehmen«, schloß er, sich laut schneuzend, um seine Bewegung zu verbergen.
    Und während er sich mit rauschenden Gewändern entfernte, verkündete Seine Hoheit, der Erzbischof von Sevilla, er werde jetzt seine Befehle geben, und untersagte der jungen Frau, sich in irgend etwas, das mit ihrer Abreise zu tun habe, einzumischen … Er verabredete sich mit ihr nur zur Mahlzeit zwei Stunden später.
    Kaum war er verschwunden, als Cathérine hastig in den Hauptturm ging. Sie hatte Eile, Gauthier wiederzusehen, etwas enttäuscht darüber, daß er sich noch nicht aufgemacht hatte, sie zu suchen. Mit beiden Händen hob sie ihr Gewandt, stieg mit flinken Schritten die beschwerliche Treppe empor, stieß die nicht verschlossene Tür auf und stand vor ihrem Freund. Er saß auf dem Bett, den Kopf in den Händen, das Gesicht in den Handflächen verborgen, und man konnte unmöglich wissen, ob er in Gedanken versunken war, ob er schlief oder vielleicht sogar weinte. Seine Haltung verriet so viel Niedergeschlagenheit, daß Cathérine bestürzt war. Sie hatte gehofft, Gauthier glücklich vorzufinden, völlig ganz er selbst geworden und noch von Freude erfüllt über die vergangene Nacht. Aber augenscheinlich war es nicht so. Sie hatte sich auf alles, nur nicht auf dies gefaßt gemacht …
    Flink kniete sie vor dem Riesen nieder und nahm seine großen Hände in die ihren. Sie waren feucht.
    »Gauthier!« flüsterte sie erschüttert. »Was hast du denn?«
    Er hob sein verweintes Gesicht, und in seinen grauen Augen lagen Ungläubigkeit und Verzweiflung zugleich. Er sah sie an, als sei sie nicht ganz wirklich.
    »Mein Gott!« stammelte sie, ebenfalls dem Weinen nahe. »Du hast mir aber Angst gemacht!«
    »Also«, murmelte er langsam, »war es doch kein Traum! Ihr seid es wirklich … ich habe nicht geträumt!«
    »Was?«
    »Diese Nacht … diese unvorstellbare Nacht! Ich bin also meinem Fieberwahn nicht zum Opfer gefallen! Seit langem hat sich soviel Seltsames in meinem Kopf abgespielt … soviel Unklares! Am Ende weiß ich nicht mehr, was wirklich war und was Phantasterei.«
    Cathérine stieß einen unmerklichen Erleichterungsseufzer aus. Sie hatte schon gefürchtet, die Krankheit sei wieder ausgebrochen. Ruhig, sanft und mit viel Zärtlichkeit in der Stimme sagte sie: »Nein. In dieser Nacht bist du wieder ganz du selbst geworden. Und … du bist auch mein Geliebter geworden«, fügte sie unumwunden hinzu.
    Er packte sie an den Schultern, starrte prüfend in das hübsche Gesicht, das ihn betrachtete.
    »Wieso? Wieso seid Ihr auf einmal in meine Arme gekommen? Was ist geschehen? Wie ist es dazu gekommen? Ich habe mich in Montsalvy von Euch verabschiedet und finde Euch hier wieder … Übrigens, wo sind wir?«
    »In Coca, in Kastilien. Beim Erzbischof von Sevilla, Don Alonso de Fonseca.«
    Er wiederholte wie in einem Traum: »In Coca … In Kastilien! Wie sind wir hierhergekommen? Ich werde ganz irre!«
    »Woran erinnerst du dich noch genau?«
    »Meine letzte Erinnerung ist ein Gefecht. Die Banditen des Waldes von Oca, die mich gefangengenommen hatten, sind von den Alguazils angegriffen worden. Die Soldaten haben geglaubt, ich sei auch ein Räuber. Dabei muß ich mich wohl gewehrt haben. Ich bin verwundet worden. Es war ein furchtbarer Hieb. Ich glaubte, der Kopf würde mir zerspringen. Und dann … nichts mehr! Doch … doch … Ich erinnere mich, Durst gehabt, gefroren zu haben … Die einzige Erinnerung, die mir verbleibt, ist an einen heftigen Wind, an einen unaufhörlichen Wind …«
    »Der Käfig«, dachte Cathérine und hütete sich, dieses schreckliche Folterwerkzeug zu erwähnen. Doch mußte sie Gauthier trotzdem helfen, sein Gedächtnis vollständig zurückzugewinnen.
    »Wie bist du diesen Banditen von Oca in die Hände gefallen?« fragte sie. »Ein florentinischer Minnesänger, den du auf der Straße von Roncevaux getroffen hattest, hat mir erzählt, er habe dich in die Hände der navarresischen Bergbewohner fallen sehen. Er hat gesehen, wie sie deinen Leib in eine bodenlose Schlucht stürzten … und – warum soll ich es dir verheimlichen? – ich hielt dich deshalb für tot!«
    »Ich habe es auch geglaubt. Ich war verwundet. Sie sind über mich hergefallen wie ein

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