Catherine
wiederholte er und wartete, bis sie verstummten. »Mir ist bewusst, dass es sich hier um eine Familienangelegenheit handelt, aber da ich eingeladen wurde, an diesem Experiment teilzunehmen, fühle ich mich gedrängt, etwas zur Beruhigung der Lage beizutragen. Legenden werden meistens übertrieben und im Lauf der Zeit ausgeschmückt. Falls es jemals eine Halskette gegeben hat, wäre es da nicht am wahrscheinlichsten, dass Fergus sie nach dem Tod seiner Frau verkauft hat?«
»Aber er konnte sie nicht verkaufen«, warf Lilah ein, »wenn er sie nicht fand.«
»Glaubt wirklich eine von Ihnen, Ihre Urgroßmutter hätte einen Schatz im Garten vergraben oder hinter einem losen Stein versteckt?« Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass sie genau das glaubten. Trent schüttelte den Kopf. »Ein solches Märchen passt doch eher zu Alex und Jenny als zu erwachsenen Frauen.« Er breitete seine Hände aus. »Sie wissen doch nicht einmal, ob es überhaupt jemals eine Halskette gegeben hat.«
»Aber ich habe sie gesehen«, behauptete C. C., obwohl sie sich dabei albern vorkam.
»Das war Einbildung«, verbesserte Trent sie. »Denken Sie alle doch bitte darüber nach. Vor wenigen Minuten saßen sechs vernünftige Erwachsene um diesen Tisch, hielten einander an den Händen und beschworen einen Geist. Das ist ganz in Ordnung als ein etwas sonderbares Salonspiel, aber dass tatsächlich irgendjemand an eine Botschaft aus dem Jenseits glaubt …« Er wollte ganz bestimmt nicht hinzufügen, dass er für einen Moment etwas gespürt hatte.
»Es ist schon etwas Ansprechendes an einem zynischen, praktisch denkenden Mann.« Lilah stand auf, öffnete eine Schublade der Anrichte und nahm einen Block und einen Stift heraus. Nachdem sie sich neben C. C.s Stuhl gekniet hatte, begann sie zu zeichnen. »Ich respektiere Ihre Meinung, aber Tatsache ist, dass diese Halskette nicht nur existiert hat, sondern meiner Ansicht nach noch immer existiert. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Etwa wegen der Gutenachtgeschichten einer Nanny?«
Sie lächelte ihm zu. »Nein, wegen Bianca.« Sie schob C. C. den Block zu. »Hast du das hier heute Abend gesehen?«
Lilah war immer eine lässige und geschickte Künstlerin gewesen. C. C. blickte auf die grobe Skizze der Halskette – zwei verzierte und filigrane Reihen rechteckig geschliffener Smaragde besetzt mit Brillanten. Von der unteren Kette hing ein tropfenförmiger Stein.
»Ja.« C. C. fuhr mit einer Fingerspitze darüber. »Ja, das ist die Halskette.«
Trent betrachtete die Zeichnung. Falls ein solches Schmuckstück existierte und Lilahs Zeichnung auch nur annähernd maßstabsgetreu war, musste es unzweifelhaft ein Vermögen wert sein.
»Oh, du meine Güte«, murmelte Coco, als der Notizblock zu ihr gelangte. »Oh, du meine Güte.«
»Ich glaube, Trent hat durchaus recht.« Amanda warf einen scharfen Blick auf die Skizze, ehe sie Suzanna den Block reichte. »Wir können kaum das Haus Stein für Stein auseinandernehmen, selbst wenn wir das wollten. Trotz aller übersinnlichen Erfahrungen muss der oberste Grundsatz in der Angelegenheit sein, dass wir sichergehen, absolut sicher«, fügte sie hinzu, als Lilah seufzte, »dass die Halskette eine Tatsache ist. Selbst vor achtzig Jahren muss ein solches Stück eine unglaubliche Summe gekostet haben. Es muss Unterlagen geben. Falls Lilahs berühmte Wellen falsch sind und die Halskette wieder verkauft wurde, müsste es darüber auch eine Aufzeichnung geben.«
»Gesprochen wie eine wahre Spaßverderberin«, klagte Lilah. »Das bedeutet vermutlich, dass wir unseren Sonntag damit verbringen, uns durch einen Berg von Papieren zu wühlen.«
C. C. versuchte nicht einmal zu schlafen.
Sie wickelte sich in ihren Flanellmorgenmantel, und während um sie herum das Haus knackte und knarrte, verließ sie ihr Zimmer, um zu Trent zu gehen.
Aus Amandas Raum hörte sie das Murmeln der Spätnachrichten. Dann das Summen von Sitars aus Lilahs Zimmer. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, sich befangen zu fühlen oder auch nur zu zögern. Sie klopfte an Trents Tür und wartete darauf, dass er öffnete.
Als er es tat, sein Hemd offen und seine Augen ein wenig schläfrig, verspürte sie ein erstes Prickeln auf ihrer Haut.
»C. C.?«
»Ich muss mit dir sprechen.« Sie blickte auf das Bett und wandte den Blick wieder ab. »Darf ich hereinkommen?«
Wie sollte ein Mann sich fair verhalten, wenn sogar Flanell erotisch wirkte? »Vielleicht wäre es besser, wir warten bis zum
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