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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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morgen deine ganze Kraft brauchen.«
    Als sich die Tür hinter Cato geschlossen hatte und sich seine Schritte über den Gang entfernten, wandte Macro sich an den Schreiber.
    »Was hältst du von ihm?«
    »Er versteht sich auf Schreibarbeiten, hat eine ordentliche Handschrift und ein gutes Gedächtnis.« Piso zögerte einen Moment.
    »Aber …?«, setzte Macro nach.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob er für das Soldatenleben geschaffen ist, Herr. Scheint mir ein bisschen zu weich zu sein.«
    »Du hattest es noch nie mit jemandem aus dem Palast zu tun, nicht wahr? Zu viel Müßiggang – das ist ihr Problem. Die meisten hätten es in der Armee nicht mal fünf Tage ausgehalten, der Bursche aber hat bislang durchgehalten. Was ihm an Kraft und Ausdauer fehlt, macht er mit Entschlossenheit wett. Weißt du, ich glaube, wir könnten aus dem jungen Cato doch noch etwas machen.«
    »Wenn du es sagst, Herr.«
    »Ja, das sage ich, aber bist du denn anderer Meinung, Piso?«
    »Um ehrlich zu sein, ja, Herr. Entschlossenheit ist eine Sache, der Kampf aber erfordert andere Qualitäten. Ich glaube, er hat nicht das Zeug zum Soldaten.« Piso zögerte. »Man sagt, er sei ein Feigling.«
    »Ja, ich habe davon gehört. Aber du weißt doch, wie das mit Gerüchten so ist – meistens ist nichts dran. Wir müssen dem Burschen eine Chance geben.«
    Auf einmal ging Piso ein Licht auf. »Dann rechnest du also mit Ärger, Herr?«
    »Möglich wär’s. Du weißt doch, wie die Germanen sind, jeder Vorwand ist ihnen recht, um zu kämpfen. Allerdings glaube ich, dass wir bloß ein paar Köpfe zusammenschlagen werden. Gleichwohl ergibt sich dabei für mich eine Gelegenheit, Catos Verhalten zu beobachten. «
    »Wenn das stimmt, was ich gehört habe, wird er weglaufen. «
    »Wie wär’s mit einer Wette?«, meinte Macro lächelnd. »Fünf Sesterzen? Ich weiß, du kannst es dir leisten.«
    »Ja, Herr. Aber kannst du es auch?«
    »Fünf Sesterzen.« Macro reagierte nicht auf den Spott, sondern spuckte sich in die Hand. »Fünf Sesterzen darauf, dass Cato nicht wegläuft, wenn es Ärger gibt. Oder traust du dich nicht, die Wette anzunehmen?«

6

    Es war eine kalte Nacht gewesen, und als sich das weiche Licht der Dämmerung durch den Morgennebel hindurchkämpfte, zeigte sich, dass die Festung der Zweiten Legion mit funkelndem Raureif bedeckt war. Während sich weiße Atemwolken in die Luft kräuselten, formierten sich die Soldaten der Dritten Kohorte routiniert zu Zenturien. Fünfhundert Männer in voller Rüstung und mit schweren Umhängen waren in den schwachen Lichtstrahlen versammelt, rieben die Hände aneinander und stampften mit den Füßen, um sich in der schneidend kalten Winterluft ein wenig zu wärmen. Scherzworte und gutmütige Frotzeleien wurden mit vorbeikommenden Legionären anderer Kohorten gewechselt, die das Glück hatten, in der Festung zurückbleiben zu dürfen. Die Offiziere standen abseits der lockeren Kolonnen, und Cato hatte keine Mühe, Macros stämmige Gestalt auszumachen.
    »Das also ist dein Schützling, Macro?«, sagte der Mann an dessen Seite.
    Macro nickte.
    »Ziemlich jung für einen Optio, meinst du nicht?«
    »Wir werden sehen«, knurrte Macro und musterte seinen Optio, der mit seinem schlecht sitzenden Umhang bekleidet war. Der Zenturio schritt langsam um ihn herum und begutachtete die Ausrüstung des jungen Mannes, prüfte mit einem kräftigen Ruck die Riemen, neigte Catos Kopf nach hinten und vergewisserte sich, dass der Helmriemen auch strammgezogen war. »In Ordnung. Also, außerhalb des Stützpunkts hältst du dich in meiner Nähe und tust, was ich dir sage. Kein Umherwandern, kein Schritt ohne meine Einwilligung. Verstanden?«
    »Ja, Herr.«
    »Und jetzt stell dich vor die letzte Zenturie in der Reihe – das ist die Sechste. Warte dort auf mich.«
    »Herr?«
    »Was noch?«
    »Wie lange sollen wir hier stehen?«, fragte Cato, der bereits zitterte.
    »Du kannst es einfach nicht erwarten, hab ich Recht?« Macro schüttelte den Kopf. »Es dauert nicht mehr lange, mein Junge, wir warten bloß noch auf den Tribun.«
    Einer der anderen Zenturionen spuckte aus. »Ich wette, der Kerl liegt noch im Bett.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Macro. »Der Legat ist an der Sache interessiert. Will Vitellius anscheinend auf die Probe stellen. Allerdings ist dieser kleine Ausflug kaum mehr als eine Übung in Kommandoführung. Selbst Vitellius dürfte es schwer fallen, den Einsatz zu versauen.«
    »Macro, alter Sohn, man sollte die

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