Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Unfähigkeit der Stabsoffiziere niemals unterschätzen. Unheil ist ihr Geschäft …«
    Cato konnte die Unterhaltung nicht weiterverfolgen, denn er hatte die Standarte, welche die Sechste Zenturie überragte, fast erreicht. Einige Männer blickten ihm neugierig entgegen.
    »Du bist Macros Optio?«, fragte der Standartenträger.
    »Ja.«
    »Er hat gesagt, er hätte da einen jungen Rekruten, aber dass er das wörtlich meinte, hätte ich mir nicht träumen lassen.«
    Cato öffnete den Mund zu einer entsprechenden Erwiderung, dann bekam er sich wieder in die Gewalt. Er errötete, innerlich schäumend.
    »Halt dich einfach an den Zenturio und mich, Kumpel, dann geht schon alles klar.«
    Cato stellte sich vor die Zenturie. Die anderen Optios hatten auf ein Zeichen Macros hin begonnen, die Reihen abzuschreiten. Leise befahlen sie den Männern, in Viererreihen Aufstellung zu nehmen, und richteten die Kolonne so aus, dass sich kurz darauf die Kohorte formiert hatte und bereit zum Abmarsch war. Cato bemerkte die wachsende Ungeduld der wartenden Männer. Die Sonne hatte den Morgennebel um die Befestigungen aufgelöst und hüllte die Kohorte in ein schwaches orangefarbenes Licht.
    Und das Warten ging weiter. Aufgrund der aufgezwungenen Reglosigkeit machte sich die Kälte immer stärker bemerkbar.
    Schließlich war von der Mitte der Festung her Hufgetrappel zu vernehmen, und als Cato den Kopf wandte, erblickte er einen sich nähernden Offizier mit rotem Umhang, auf dessen Helm ein Federbusch nickte. Die Gruppe der Zenturionen löste sich daraufhin auf, und jeder kehrte zu seiner Zenturie zurück. Vitellius trabte an den Soldaten entlang und setzte sich an die Spitze. Auf ein knappes Kommando hin marschierte die erste Zenturie durchs Tor auf die Straße jenseits der Mauer hinaus. Die nächsten Zenturien folgten sogleich, und als sich die letzte Reihe der Fünften Zenturie in Bewegung setzte, zählte Macro zehn Schritte ab und gab dann lauthals den Befehl zum Abmarsch.
    Dank Bestias harter Ausbildung reagierte Cato ganz automatisch und gab zwei Schritte hinter Macro und Seite an Seite mit dem Standartenträger das übliche gemäßigte Marschtempo vor. Sie marschierten durchs Tor, in dem die mit Eisennägeln beschlagenen Stiefel laut widerhallten, hinaus in die halb gezähmte Wildnis der Grenzprovinz. Die aufgehende Sonne warf lange Schatten auf den Raureif zu ihrer Linken, und zahlreiche Atemwolken stiegen in die kalte Luft empor. Der Boden war hart gefroren, während noch vor wenigen Wochen durchweichte Wagenspuren von der Festung zu den zahlreichen Grenzdörfern in dem Gebiet geführt hatten. Trotz der Kälte war Cato froh, von der Legion fortzukommen – ein ganzer Tag, ohne sich wegen Bestia und Pulcher Sorgen machen zu müssen.
    Die Spitze der Kolonne überquerte eine kleine Anhöhe, und als die Sechste Zenturie sich an der anderen Seite an den Abstieg machte, blickte Cato sich nach der Festung um, die sich hinter ihm ausbreitete – eine lange Steinmauer, hinter der die roten Ziegel des Hauptquartiers zu sehen waren. Auf der anderen Seite der Festung lag am Fuße der Mauer eine wild wuchernde Siedlung von Weinschenken, Bordellen und elenden Hütten. Blickte man voraus, markierte eine Baumreihe die Grenze des von der Zweiten Legion gerodeten Landes und den Anfang eines der uralten Wälder, die Germanien bedeckten. Hinter dem Saum der Baumschösslinge, die auf dem von den Bautrupps der Legion verwüsteten Land ums Überleben kämpften, ragten gewaltige Kiefern und Eichen auf, dunkel und abweisend. Cato fröstelte, teilweise aufgrund der Kälte, teilweise auch deshalb, weil er sich an das Schicksal der drei Legionen erinnerte, die General Varus vor fast dreißig Jahren leichtsinnigerweise in die Tiefe eines ebensolchen Waldes geführt hatte. Mehr als fünfzehntausend Männer waren in der Düsternis unter dem Gewirr der Äste massakriert worden; ihre Leichname hatten die Germanen liegen gelassen, auf dass sie verwesten.
    Als die Bäume am Wegesrand und in der Höhe immer dichter zusammenrückten, verstummten die Männer und blickten furchtsam umher. Macro hatte Verständnis für sie; die weit vorgeschobene Grenze des römischen Reiches hatte etwas Furchteinflößendes. Die Wälder waren dunkel und undurchdringlich, mit keinen anderen Wäldern der bekannten Welt zu vergleichen. Sogar die einheimischen Stämme fürchteten sich davor und erzählten Geschichten von rastlosen Totengeistern, die dazu verdammt waren, als bleiche

Weitere Kostenlose Bücher