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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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kaum«, entgegnete Cato. Er kannte Tincommius’ Fähigkeiten und wusste, dass der Prinz ein Meister darin war, alle Wahrheiten zu verdrehen. Sie hatten ihn schon einmal unterschätzt. Es war nicht ratsam, denselben Fehler zu wiederholen. Cato blickte sich um. »Wo bleibt denn der verdammte Wundarzt?«
    Während sie darauf warteten, dass Verica gebracht wurde, gewann der glattzüngige Tincommius allmählich wieder die Oberhand. Nun sprach fast nur noch er, während die meisten der Männer seiner flammenden Rede mit hängenden Köpfen lauschten.
    »Da kommt er«, sagte Macro und Cato drehte sich um und sah den Wundarzt aus der Königsburg treten, dicht von zwei Leibwächtern mit einer Bahre gefolgt. Cadminius blickte nervös auf das bleiche, auf einem weichen Kissen ruhende Gesicht nieder.
    »Beeilt euch!«, rief Cato. »Hier herauf! So schnell ihr könnt.«
    Die kleine Gruppe trabte zum Tor, äußerst bemüht, den König keinen unnötigen Stößen auszusetzen. Als sie die Palisade erreicht hatten, stemmten die kräftigen Leibwächter die Bahre nach oben, wo die Männer auf dem Wehrgang ihnen die Tragegriffe aus der Hand nahmen. Während Verica behutsam zum verbreiterten Wehrgang über dem Tor getragen wurde, blickte Cato wieder auf die Auseinandersetzung zwischen Tincommius und seinen Kriegern. Der Prinz hatte inzwischen genug, schob die Männer beiseite und trat mit gezogenem Schwert auf Figulus zu.
    »Halt!«, schrie Cato auf Keltisch. »Haltet ihn auf!«
    Tincommius warf ihm nur einen kurzen Blick zu und ging weiter auf den knienden Römer zu. Doch bevor er ihn erreichte, trat der Mann mit der Keule vor, stellte sich schützend vor Figulus und schüttelte den Kopf.
    »Aus dem Weg!« Tincommius’ Wutgebrüll übertönte den Jubel der Verteidiger. Cadminius half seinem König aufzustehen und stützte ihn behutsam, als dieser zwei unsichere Schritte zur Palisade machte. Beim Erscheinen ihres Königs blickten die atrebatischen Krieger auf der Straße erstaunt auf.
    »Herr, Tincommius hat dich für tot erklärt«, klärte Cato Verica auf. »Er hat ihnen vorgelogen, wir hätten dich ermordet. «
    Der alte Mann wirkte noch immer ein wenig benommen und zuckte schmerzlich zusammen, als er Tincommius den Kopf zuwandte. Die Rufe der Männer auf dem Wehrgang verstummten, und sie sahen ihren König erwartungsvoll an. Jetzt war nur noch das Jammern und Schluchzen der Römer zu hören, die mit gebrochenen Gliedmaßen auf der Straße lagen. Verica zitterte am ganzen Körper.
    »Majestät?« Cadminius verstärkte seinen Griff um die Taille des Königs.
    »Schon gut … schon gut.«
    Cato beugte sich näher zu ihm und redete schnell und leise auf ihn ein. »Majestät, du musst ihnen sagen, wer dich angegriffen hat. Du musst ihnen klar machen, dass Tincommius ein Verräter ist.«
    »Ein Verräter?«, wiederholte der König mit gekränkter Miene.
    »Majestät, bitte. Das Leben dieses Mannes dort hängt davon ab.« Cato zeigte auf Figulus.
    Verica starrte den knienden Römer und seinen Neffen einen Moment lang an und hustete dann – ein qualvolles Husten aus tiefster Kehle, nach dem er atemlos dastand, die Hände um den schmerzenden Kopf geklammert. Dann aber richtete er sich mühsam so hoch auf, wie es ihm möglich war, und rief seinen Stammesgenossen auf der Straße zu:
    »Es war Tincommius … Tincommius hat mich angegriffen! «
    »Es war Artax!«, kreischte Tincommius. »Es war Artax! Ich habe dem König das Leben gerettet!«
    Verica schüttelte traurig den Kopf.
    »Er lügt!«, schrie Tincommius verzweifelt. »Der König wird von den Römern zum Lügen gezwungen! Seht sie doch neben ihm stehen. Sie zwingen ihn dazu, das zu sagen.«
    »Nein!«, schrie Verica mit vor Anstrengung brüchiger Stimme. »Du warst es, mein Neffe! DU!«
    Die Krieger am Ende der Straße drehten sich zu dem Prinzen um, und er bemerkte den Zweifel und die Verachtung in ihren Blicken.
    »Er lügt, das versichere ich euch!«
    Cato riss sich von dem Drama los und rief nach seinen Männern. »Mandrax!«
    »Hier, Zenturio!«
    »Nimm dir zwanzig Mann und halte dich bereit, die Gefangenen zu holen, sobald das Tor aufschwingt.«
    »Was hast du vor?«, fragte Macro ungläubig.
    »Ich versuche, mir Tincommius zu schnappen. Und komme dann so schnell wie möglich hierher zurück.«
    »Du bist ganz schön verrückt«, bemerkte Macro, versuchte aber nicht, ihn aufzuhalten, als Cato vom Wehrgang hinunterstieg, sich Helm und Schild schnappte und den Torhütern befahl:

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