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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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ertrugen. Sobald die Trompete zur zweiten Wache blies, schritten die Ausbilder die Zeltreihen entlang, brüllten die Männer an, zum Schlafen ins Zelt zu gehen, und kippten die Kochtöpfe über allen Feuern aus, die nicht sofort gelöscht wurden. Die langen Abende, an denen die Kelten zechten und sich mit heiserer Stimme Geschichten und derbe Anekdoten erzählten, wie es bei ihnen Brauch war, gehörten der Vergangenheit an. Männer, die eine harte Ausbildung durchliefen, brauchten ihre Nachtruhe, und Macro war nicht zum Nachgeben bereit, als Tincommius die bitteren Beschwerden einiger seiner Krieger weitergab.
    »Nein!«, entgegnete Macro fest. »Wenn wir jetzt weich werden, geht die Disziplin zum Scheißloch runter. Es ist hart, aber nicht härter als nötig. Wenn sie sich beschweren, dass sie zu früh schlafen gehen müssen, sind sie offensichtlich nicht müde genug. Morgen endet das Üben mit einem Lauf um Calleva statt eines Marsches. Das sollte dann reichen. «
    So war es, doch wenn Cato morgens seine Runden ging, entdeckte er noch immer einen versteckten Groll in den Mienen der Männer. Irgendetwas fehlte. In den beiden Kohorten war eine unbestimmbare Unverbundenheit, ein Mangel an Zusammenhalt zu spüren. Eines Abends nach der ersten Woche besprach er das Thema mit Macro und Tincommius.
    »Wir machen irgendetwas nicht ganz richtig.«
    »Was meinst du damit?«, knurrte Macro. »Es läuft doch bestens.«
    »Wir haben den Auftrag, zwei Kohorten auszubilden, und wir haben unser Bestes gegeben. Aber sie brauchen noch etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Du hast gesehen, wie diese Männer sind. Sie lernen bereitwillig, unsere Waffen auf unsere Art zu gebrauchen und sich in einer Formation zu bewegen. Aber sie empfinden sich nicht als ein zusammengehöriger Truppenteil. Wir haben unsere Legionen, unsere Adlerstandarten und das Gefühl, in einer Tradition zu stehen. Sie haben nichts dergleichen.«
    »Was schlägst du vor?«, entgegnete Macro spöttisch. »Dass wir ihnen einen Adler geben?«
    »Ja. Etwas in der Art. Eine Standarte. Eine für jede Kohorte. Das wird ihnen helfen, sich als Einheit zu fühlen.«
    »Mag sein«, räumte Macro ein. »Aber keinen Adler. Adlerstandarten sind der Legion vorbehalten. Es muss etwas anderes sein.«
    »Schon gut.« Cato nickte und wandte sich an Tincommius. »Was würdest du vorschlagen? Gibt es Tiere, die deinem Stamm heilig sind?«
    »Jede Menge.« Tincommius begann, sie an den Fingern abzuzählen: »Eule, Wolf, Fuchs, Keiler, Hecht, Wiesel …«
    »Wiesel?«, unterbrach ihn Macro lachend. »Was ist denn verdammt noch mal an einem Wiesel heilig?«
    »Wiesel – schnell und schlank, König von Strom und Uferbank«, stimmte Tincommius an.
    »Oh, na großartig. Ich sehe es richtig vor mir: Erste Kohorte atrebatischer Wiesel. Da bepinkelt sich der Feind doch vor Lachen.«
    Tincommius wurde rot.
    »Na ja, das Wiesel brauchen wir ja nicht zu nehmen«, entgegnete Cato rasch, bevor Macro noch mehr Porzellan zerschlagen konnte. »Mir gefallen Wolf und Keiler. Das hat was von Wildnis und Gefahr. Was meinst du, Tincommius? «
    »Die Wölfe und die Keiler … klingt gut.«
    »Und du, Macro?«
    »Bestens.«
    »Gut, dann lasse ich heute Abend Standarten anfertigen. Mit deiner Erlaubnis?«
    Macro nickte. »Einverstanden.«
    Draußen vor der Tür erklangen Schritte, und jemand klopfte an.
    »Herein!«
    Ein Schreiber trat ins Licht der Öllampen. Er trug eine versiegelte Schriftrolle in der Hand.
    »Was ist das?«
    »Nachricht des Generals, Herr. Der Bote ist gerade eingetroffen. «
    »Hierher!« Macro griff nach der Schriftrolle, erbrach das Siegel und betrachtete die Nachricht, während seine Gefährten schweigend warteten. Macro konnte inzwischen zwar einigermaßen lesen, empfand es aber immer noch als anstrengend und brauchte daher eine Weile, um die in der übermäßig verschnörkelten Sprache der Stabsoffiziere verfasste Nachricht des Generals zu verstehen.
    »Nun«, erklärte Macro nach einer Weile gedehnt, »abgesehen von ein paar Vorbehalten bezüglich des Umfangs unserer Operationen und Mahnungen, nicht zu viele Männer unter Waffen zu stellen, hat der General uns anscheinend die Erlaubnis gegeben, die, ähm, Wölfe und Keiler zu bewaffnen. «

9

    Etwa dreißig Meilen westlich von Calleva blickte Vespasian auf eine von Rauchwolken umfangene Hügelkuppe. Die Hügelfestung hatte einen Durchmesser von kaum zweihundert Schritten und war die kleinste, die bisher von der Zweiten Legion

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