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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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auch Hochmut nennen.«
    »Schon, aber nur einmal.«
    Tincommius sah Cato forschend an. »Und daran glaubst du?«
    Cato zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht so recht ans Schicksal. Noch nie. Was in der Welt geschieht, ist eine Folge menschlichen Handelns. Kluge Menschen schaffen sich ihr eigenes Schicksal, soweit es in ihrer Macht liegt. Alles andere ist Glück und Zufall.«
    »Das ist eine sonderbare Sichtweise«, entgegnete Tincommius stirnrunzelnd. »Für uns gibt es Geister und Götter, die jeden Aspekt unseres Lebens lenken. Ihr Römer habt ebenfalls viele Götter. Und an die glaubt ihr doch, oder?«
    »Götter?« Cato hob die Augenbrauen. »Es kommt mir so vor, als würden in Rom jeden Tag neue erfunden. Anscheinend sind wir nie zufrieden, bis wir wieder etwas Neues haben, woran wir glauben können.«
    »Du bist ein merkwürdiger …«
    »Einen Moment mal«, unterbrach ihn Cato. Er beobachtete einen riesenhaften, über und über tätowierten atrebatischen Krieger, der unter lautem Kriegsgebrüll mit dem Übungsschwert auf einen Trainingspfosten eindrosch. »He du! Dich meine ich! Stillgestanden!«
    Der Krieger blieb heftig atmend stehen, und Cato nahm ihm das Übungsschwert aus der Hand und trat an den Pfosten.
    »Du sollst damit zustoßen. Das ist doch kein Beil.«
    Cato zeigte die vorgeschriebene Abfolge und warf dem Krieger das Schwert wieder zu, der aber den Kopf schüttelte und wütend entgegnete: »Das ist keine ehrenhafte Art zu kämpfen!«
    »Nicht ehrenhaft?« Cato unterdrückte ein Lachen. »Was ist denn am Kämpfen ehrenhaft? Mir ist es egal, wie du dabei aussiehst, Hauptsache, du bringst Feinde um.«
    »Ich kämpfe zu Pferd, nicht zu Fuß«, spie ihm der Krieger entgegen. »Ich habe nicht das Kämpfen gelernt, um Seite an Seite mit Bauern zu fechten.«
    »Ach, wirklich?« Cato wandte sich an Tincommius. »Was ist denn so Besonderes an ihm?«
    »Er gehört der Kriegerkaste an und ist von Kind an mit dem Kampf zu Pferd vertraut. In dieser Hinsicht sind sie recht empfindlich.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Cato nachdenklich, dem bewusst war, wie viel Respekt die keltische Reiterei bei den Legionen genoss. »Haben wir noch weitere Krieger wie ihn unter uns?«
    »Ja. Vielleicht ein paar Dutzend.«
    »Gut, ich werde darüber nachdenken. Wenn wir anfangen, die Durotriges zu jagen, werden wir ein paar berittene Kundschafter gut gebrauchen können.«
    »Sa!«, antwortete der Krieger und machte mit grimmigem Lächeln die Geste des Halsabschneidens.
    In diesem Moment bemerkte Cato einen weiteren Mann in der Gruppe und erstarrte. Aus den Reihen der Rekruten blickte ihm Artax finster entgegen. Sein Gesicht war grün und blau geschlagen und die gebrochene Nase geschwollen.
    »Tincommius, was macht der hier?«
    »Artax? Lässt sich zusammen mit den anderen ausbilden. Er ist heute Morgen zu uns gestoßen. Der Mann ist vollkommen darauf versessen, die römische Kampftechnik zu erlernen. Anscheinend hast du einen ziemlichen Eindruck auf ihn gemacht.«
    »Haha, sehr komisch.«
    Cato sah den Mann eine Weile an und Artax starrte zurück, die Lippen zu einem Strich zusammengepresst. Der Zenturio war sich nicht recht sicher, ob ihm daran gelegen war, einen Mann in seiner Kohorte zu wissen, den er so öffentlich gedemütigt hatte. In der Brust des stolzen und hochmütigen Briten musste es zwangsläufig kochen. Vorläufig war es jedoch diplomatischer, Vericas Neffen in die Kohorte aufzunehmen. Außerdem mochte seine Persönlichkeit, wenn er sich freiwillig gemeldet hatte, ja noch eine ganz andere Seite aufweisen. Vielleicht empfand er den Wunsch, sein Versagen auszugleichen und seinen Stolz zurückzugewinnen. Vielleicht, überlegte Cato. Aber auf jeden Fall war es angebracht, ihm gegenüber zumindest vorläufig misstrauisch zu bleiben.

    Nachmittags übernahm Macro die Ausbildung und lehrte die Rekruten die Grundlagen des Marschierens in Formation. Wie immer war es mühsam, Beinen, die so etwas nicht gewöhnt waren, den Gleichschritt beizubringen, doch selbst die Briten konnten nach einer Woche mit relativ wenig Verwirrung marschieren, anhalten, kehrtmachen und die Richtung ändern.
    Der Tag endete immer mit einem Eilmarsch um Calleva herum, Runde um Runde, bis die Dämmerung hereinbrach. Dann wurden die Männer ins Lager zurückgeführt und erhielten abteilungsweise ihre Rationen, die sie selbst zubereiten mussten. Die frühe Nachtruhe war jener Teil des strikten Tagesablaufs, den die Eingeborenen am schlechtesten

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