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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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geschleift worden war. Doch der Feind hatte die Lage geschickt gewählt: ein steiler Hügel in einer Flussschleife. Die nicht vom Fluss geschützten Seiten waren mit Gräben und Erdwällen, dicken Palisaden und einer erfinderischen Bandbreite gefährlicher Hindernisse befestigt gewesen, von denen einige mit Sicherheit, wenn auch plump, römischen Vorbildern nachempfunden waren. Diese Hindernisse mochten primitive Imitate sein, aber dennoch hatten sie einige der unvorsichtigeren Legionäre, die die Befestigung gegen Mittag angriffen, außer Gefecht gesetzt.
    Ein steter Strom von Verwundeten auf dem Weg zum Verbandsplatz unmittelbar hinter dem Wall des römischen Marschlagers zog am Legaten vorbei: Männer mit zerfleischten Füßen, denen die mit Widerhaken bewehrten Spitzen von Fußangeln durch die Stiefelsohlen gedrungen waren. Andere Soldaten hatten tiefe Wunden im Leib, weil sie von ihren nachrückenden Kameraden nichtsahnend in die Spitzen von Pfostenverhauen gedrängt worden waren. Weitere Verwundete waren in dem Geschosshagel, den die Verteidiger des Festungstors verbissen auf die Angreifer hatten niedergehen lassen, von allem Möglichen getroffen worden, von Speeren, Pfeilen, Steinen, alten Kochtöpfen und Tierknochen bis hin zu Tonscherben. Schließlich gab es noch die Verwundeten, die im Nahkampf mit dem Feind verletzt worden waren. Diese Männer trugen die üblichen Stich-, Hieb- und Prellwunden, die von Speer, Schwert und Keule stammten.
    Erst vor zwei Tagen hatte die Legion ihr Lager kurz vor dem äußeren Verteidigungsgraben aufgeschlagen, und schon zählte sie über achtzig Ausfälle – umgerechnet eine ganze Zenturie. Die vollständigen Verlustzahlen würden Vespasian auf seinem Feldschreibtisch erwarten. Das war auch der Grund, weshalb er so lange auf die brennende Hügelfestung starrte. Wenn die Durotriges so weitermachten, blutete seine Truppe aus, und dann war die Legion bald zu schwach, um ihren Feldzug unabhängig von General Plautius’ Hauptarmee fortzusetzen. Das wäre ein bitterer Schlag für Vespasian, der darauf hoffte, sich mit dieser Operation einen Namen zu machen, bevor seine Legatenzeit bei der Armee zu Ende ging. Wenn er bei seiner Rückkehr nach Rom seine politische Laufbahn voranbringen wollte, musste er einen Ruf als erfolgreicher Heerführer vorweisen. Seine Familie war erst vor kurzem in den Rang der Senatsfamilien aufgestiegen, und so hatte er keinen Zugang zum Netzwerk des alten Adels. Es machte Vespasian deshalb immer wieder wütend, dass Männer mit weit geringeren Fähigkeiten als er selbst in ihrer Laufbahn schneller vorankamen und größere Verantwortung erhielten. Das war nicht nur ungerecht, überlegte er verärgert, sondern auch ineffizient und würde zum Niedergang des Kaiserreichs führen. Um der gottgewollten Herrschaftsstellung Roms willen musste das System sich ändern …
    Die Hügelfestung war die siebte Siedlung, die von der Legion erobert und geschleift worden war. Zwar hatten dafür zwei Tage ausgereicht, doch einige Details wären sicherlich zu verbessern. Einer Hand voll Feinden war es gelungen, in der ersten Belagerungsnacht durch die Wachpostenkette zu schlüpfen. Das war sehr ärgerlich, und der Dienst habende Optio war augenblicklich degradiert worden. Nächstes Mal, so beschloss der Legat, würde er jedes denkbare Schlupfloch mit einer Palisade versperren.
    Außerdem war der Munitionsvorrat seiner Artillerie zu knapp gewesen, um den Feind mit einem wirklich zerstörerischen und demoralisierenden Sperrfeuer zu überziehen. Es war den Katapulten und Wurfmaschinen zwar gelungen, die Verteidigungsanlagen um das Haupttor zu beschädigen und eine Anzahl feindlicher Krieger niederzustrecken, doch die Bresche war nicht groß genug gewesen. Als die Erste Kohorte angriff, war sie auf einen weit entschlosseneren Widerstand gestoßen als erwartet. Nächstes Mal würde er die Legion zurückhalten, bis die Artillerie in der Lage war, mit einem vernichtenden Sperrfeuer den Widerstandswillen des Feindes zu brechen.
    Er warf sich vor, den Angriff überstürzt zu haben, und war ehrlich genug sich einzugestehen, dass der Ehrgeiz, seinen Namen mit einer langen Siegesliste genannt zu wissen, ihn zum Angriffsbefehl verführt hatte. Für diesen Ehrgeiz hatten Männer mit ihrem Blut bezahlt. Der Legat ging rasch zu einem anderen Problem über, um sich von seiner Selbstkritik abzulenken. Im Schlussgefecht um das Tor waren die Durotriges nicht weniger fanatisch gewesen als in

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