Cato 04 - Die Brüder des Adlers
schüttelte Macro zur Überraschung des jungen Zenturios den Kopf.
»Eigentlich nicht, Herr.«
»Ach so? Du rechnest dir also keine guten Chancen aus?«
»Nein. Ich habe keine Zweifel, dass du jahrelang auf solche Situationen hin geübt hast. Diesen Luxus konnte ich mir nicht leisten, Herr. Meine Schwerttechnik ist recht einfach, nur das, was man in der Schlacht braucht, und der Rest kommt aus dem Bauch. Im Moment könnte ich dir wohl nicht das Wasser reichen. Würden wir uns aber in der Schlacht begegnen, dürfte es etwas anders aussehen.«
»Denkst du?«
»Das weiß ich … Herr.«
»Das hat mich nicht überzeugt. Kämpfe mit mir, Zenturio. «
»Ist das ein Befehl, Herr?«
Quintillus öffnete den Mund zur Antwort, überlegte es sich dann aber anders und schüttelte den Kopf. »Nein. Das wäre ziemlich ungerecht.«
»Jawohl. Gibt es sonst noch etwas, Herr?«
»Sorgt einfach dafür, dass ihr euch morgen nicht blamiert. Alle beide. Und achtet auf respektvollen Abstand zu mir. Verstanden?«
»Jawohl, Herr«, antworteten Macro und Cato.
»Abtreten.«
Auf dem Rückweg durch den Saal sagte Cato zu Macro: »Einen Moment lang dachte ich, du würdest seine Herausforderung annehmen.«
»Hätte ich auch fast. Aber ein vernünftiger Mann wählt sich seine Kämpfe selbst und lässt sie sich nicht von anderen aufdrängen. Dieses Arschloch hätte mich niedergemacht. Er wusste es und ich wusste es. Warum dann also kämpfen?«
»So gesehen hast du vollkommen Recht.« Cato war angenehm überrascht. In all der Zeit, seit er Macro kannte, war das eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen die Vernunft seinen Dickkopf besiegt hatte. Besser noch, auf eine ganz subtile Art hatte Macro dem eingebildeten Aristokraten eins ausgewischt, wie die verstimmten Abschiedsworte des Tribuns deutlich zeigten.
»Dem hast du’s richtig gezeigt.«
»Natürlich. Solche Scheißtypen fresse ich zum Frühstück. «
»Guten Appetit.«
Macro warf ihm einen Blick zu und brüllte vor Lachen. Bei diesem Geräusch sprang einer der Jagdhunde auf und blickte aufmerksam die beiden Zenturionen an. Sein Besitzer hob den Kopf, sah die Römer finster an und versetzte dem Hund einen Tritt.
Macro schlug Cato auf den Rücken. »Du bist in Ordnung, Junge! Du bist in Ordnung.«
Im vorderen Teil der königlichen Umfriedung schritten die Vorbereitungen für die Jagd voran, und die beiden Zenturionen schoben sich gerade zwischen den schwer beladenen Dienern und Sklaven durch, als Cato seinen Namen hörte. Er blickte sich in der Menge um und erkannte Tincommius. Der atrebatische Prinz drängte sich verzweifelt winkend zu den beiden Zenturionen durch, Angst und Sorge in der Miene.
Cato zog seinen Freund am Arm. »Da ist Tincommius. Irgendwas stimmt nicht.«
»Hm?« Macro reckte sich, um im Gedränge etwas zu erkennen. Dann stand Tincommius vor ihnen, atemlos und verzweifelt.
»Herr! Bitte komm sofort mit!«
»Was ist passiert?«, fuhr Macro ihn an. »Berichte!«
»Es geht um Bedriacus, Herr. Man hat versucht, ihn zu erstechen.«
21
»Was genau ist geschehen?«
»Komm mit Herr, sofort!«, flehte Tincommius.
»Sag mir, was passiert ist«, erwiderte Macro scharf.
»Ich weiß es nicht. Ich fand ihn im Hauptquartiersgebäude. Er lag im Korridor auf dem Boden. Überall war Blut.«
»Lebt er noch?«
»Ja, Herr. So gerade.«
»Wer kümmert sich um ihn?«
»Artax. Unmittelbar nachdem ich Bedriacus gefunden hatte, war er im Korridor.«
Cato packte Tincommius beim Arm. »Du hast ihn mit Artax allein gelassen?«
Tincommius nickte. »Ich schickte einen Mann nach dem Arzt und machte mich dann sofort auf die Suche nach euch.«
»Warum die Eile?«, fragte Macro.
Tincommius blickte sich vorsichtig um und beugte sich dann dichter heran. »Bevor er das Bewusstsein verlor, rief er Catos Namen und sagte, Verica sei in Gefahr.«
»Verica?«, fragte Macro laut. »Was für eine Gefahr denn?«
»Leise!«, mahnte Cato, weil einer der Proviantmeister in ihre Richtung blickte. »Willst du denn, dass alle dich hören? «
Macro schwieg einen Moment lang, von Catos Heftigkeit verblüfft. Cato wandte sich wieder Tincommius zu und fragte leise: »Was genau hat Bedriacus gesagt?«
»Er müsse dich sehen. Er hätte etwas Wichtiges zu sagen; er hätte ein Gespräch über den König belauscht. Darüber, ihn zu töten … Das alles hat er gesagt, bevor Artax uns fand.«
»Artax hat das alles mit angehört?«
Tincommius nickte. »Dann hat er mich auf die Suche nach euch
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