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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Rücken, die Beine übereinander geschlagen, und blickte zur untergehenden Sonne. Beim zweiten Ruf des Horns setzte der Tribun sich auf und bemerkte, dass Macro und Cato sich näherten. Mit einer diskreten Kopfbewegung winkte er sie davon und sie schwenkten zu den Tischen ab, an denen die geringeren Adligen saßen.
    »Steckt mal wieder mit den Reichen und Mächtigen zusammen, wie üblich«, lästerte Macro leise. »Weiß nicht, warum er sich die Mühe macht. Ich bezweifle, dass sie viel gemeinsam haben.«
    »Einige von ihnen sprechen Latein – nicht fehlerfrei, aber doch genug, um sich zu verständigen. Die können für die anderen übersetzen.«
    »Das löst aber nur das halbe Problem!« Macro lachte. »Worüber wollen die sich denn unterhalten? Die neueste Mode in Rom? Oder was die würdigen Damen der Trinovantes diese Saison tragen? Das glaube ich kaum.«
    »Das wird gewiss kein großes Problem sein«, entgegnete Cato. »Gesellschaftlicher Rang ist eine ziemlich universelle Sprache. Die Söhne der Aristokraten sind ein geselliger Haufen, die werden schon ein Thema finden.«

    Tatsächlich. Als die Dunkelheit dichter wurde und die Gesellschaft des Königs zum Feiern überging, waren der Tribun und seine neuen atrebatischen Freunde bald sturzbesoffen, grölten, lallten und lachten sich über den blödesten Witz oder das kleinste Missgeschick schief. Gierig aßen sie abgeschnittene Bratenstücke und spülten sie im Laufe der Nacht mit immer mehr Bier hinunter. Der König saß still dabei und freute sich am rauen Lärm seiner jungen Gefährten. Er aß kaum etwas und trank nur ein wenig mit Wasser vermischten Wein. Unterdessen ging der Mond groß und leuchtend auf, überstrahlte alle Sterne bis auf die hellsten, und warf einen bläulichen Lichtschleier über die schlafende Landschaft. Schließlich wurden die meisten Begleiter des Königs schläfrig, verschwanden einer nach dem anderen zu ihren Schlafstellen und ließen sich in die warmen Felle fallen, die ihre Diener für sie zurechtgelegt hatten. Als Cato und Macro ihren letzten Schluck Bier tranken, trat der oberste Diener des königlichen Haushalts aus dem Dunkeln zu ihnen und beugte sich über sie.
    »Der König wünscht, dass ihr euch zu ihm ans Feuer setzt.« Der Vorsteher sprach leise auf Keltisch, machte ohne auf eine Antwort zu warten kehrt und ging zu seinem Herrn zurück.
    »Was war los?«, fragte Macro schläfrig.
    »Verica möchte mit uns reden.«
    »Jetzt?«
    »Offensichtlich.«
    »Worüber denn?«
    »Das hat der Diener nicht gesagt.«
    »Scheiße. Ich wollte gerade schlafen gehen. Hoffentlich hält der alte Bursche uns nicht lange auf.«
    »Vielleicht schon«, entgegnete Cato. »Muss was Wichtiges sein. Warum sonst sollte er warten, bis alle anderen schlafen? Los, komm.«
    Macro fluchte leise, stand schwankend auf und folgte Cato an den Schlafenden vorbei zum halb verglühten Feuer, das ein wenig abseits des Lagers brannte. König Verica saß auf einem Eichenstuhl, von zwei bewegungslos dastehenden Leibwächtern flankiert. Ein fahl orangefarbener Widerschein spielte über sein faltiges Gesicht mit dem strähnigen Bart hinweg, als er sie mit einer Geste zum Platznehmen aufforderte. Dort saßen schon einige weitere Männer: Tincommius, Tribun Quintillus und Artax. Als Cato Letzteren erkannte, stockte er mitten im Schritt und setzte sich dann dem Tribun gegenüber auf den noch warmen Boden. Macro ließ sich schwerfällig neben ihm niedersinken. Cato dagegen war plötzlich hellwach und rechnete mit dem Schlimmsten. Warum waren diese drei mit Macro und ihm selbst vor den König gerufen worden? Was hatte Verica ihnen so spät in der Nacht derart heimlich mitzuteilen?
    Der König winkte einen Diener heran und reichte ihm den leeren Trinkbecher. Der Diener murmelte etwas und Verica schüttelte den Kopf.
    »Nein. Das genügt. Sorge dafür, dass wir nicht gestört werden. Keiner darf so nahe kommen, dass er unser Gespräch belauschen kann.«
    »Ja, Majestät.«
    Nachdem der Diener gegangen war, sah der König einen Moment lang zum schimmernden Mond auf, bevor er sich an seine Gäste wandte. Als er begann, lag eine große Müdigkeit in seiner Stimme.
    »Ich werde überwiegend in meiner eigenen Sprache sprechen, da das, was ich zu sagen habe, vor allen Dingen meinen Neffen Artax angeht. Die Zenturionen Macro und Cato sind hier, weil sie meine Dankbarkeit, wichtiger aber noch, mein Vertrauen erworben haben. Der Tribun ist als Vertreter von General Plautius hier.

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