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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Nächstes waren wir an der Reihe. Sie forderten von uns entweder bedingungslose Loyalität oder unsere Ländereien, daher musste ich aus Calleva fliehen und das Königreich einem Strohmann Caratacus’ überlassen. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste die Schande des Exils hinnehmen, damit meinem Volk von Caratacus nicht noch Schlimmeres geschah. Siehst du, das ist die wahre Bürde des Königs. Du musst für dein Volk regieren, wie hoch auch immer der Preis, und nicht für dich selbst. Verstehst du mich?«
    »Ja, Majestät.«
    »Gut. Dann wirst du wissen, dass diese Schande noch größer wurde, als die Legionen landeten, mein Königreich eroberten und es mir zu ihren Bedingungen zurückgaben. Ob nun ich in Calleva regiere oder ein anderer, wir bleiben immer in der Gewalt einer größeren Macht. Wenn wir überleben wollen, haben wir keine andere Wahl, als uns zu arrangieren, und das bedeutet, dass wir uns der stärksten Macht auf Gnade und Ungnade ausliefern müssen.«
    »Aber Majestät«, widersprach Cato, »du bist Roms Verbündeter und nicht nur irgendein Lehnsmann.«
    »Wirklich? Wo liegt denn da langfristig gesehen der Unterschied? Frag deinen Tribun. Frag ihn, was mit uns passiert, wenn Rom schließlich mit Caratacus fertig ist.«
    Cato übersetzte und betete stumm um eine taktvolle Antwort.
    Quintillus antwortete ohne jede Spur seiner üblichen Herzlichkeit. »König Verica, ich hätte ein wenig mehr Dankbarkeit für den Kaiser erwartet. Ohne unsere Hilfe würdest du noch immer in irgendeiner abgelegenen Zimmerflucht des Gouverneurspalastes von Lutetia hocken. Rom hat dir nur Gutes getan, und solange du ein treuer Verbündeter bleibst, wird es dir auch weiterhin Gutes tun«
    »Und ihr lasst uns in Ruhe?«, gab Verica auf Lateinisch zurück. »Ihr lasst zu, dass wir uns selbst regieren?«
    »Natürlich! Solange es zweckdienlich ist.« Quintillus richtete sich kerzengerade auf. »Darauf hast du mein Wort.«
    »Dein Wort?« Verica legte den Kopf mit einem belustigten Lächeln schief und wandte sich an Tincommius: »Verstehst du, Tincommius? Das ist unsere Wahl. Die Gewissheit, im Falle von Caratacus’ Sieg erobert zu werden, gegen die Wahrscheinlichkeit, im Falle eines römischen Sieges in eine Provinz umgewandelt zu werden.«
    »Vielleicht kommt es nie so weit«, warf Cato ein.
    »O doch, Zenturio. Ich weiß, wie weit die Befugnisse des Tribuns reichen, und ihr gewiss auch. Es wird Zeit, öffentlich darüber zu reden, wie sein Auftrag lautet.«
    Cato zwang sich, keinen Seitenblick auf Artax zu werfen, und schoss Macro einen warnenden Blick zu, doch das war völlig überflüssig. Der ältere Zenturio kämpfte gähnend und mit schweren Lidern gegen die Müdigkeit an.
    »Tribun«, fuhr Verica fort, »warum erzählst du uns nicht den wahren Grund deines Besuchs? Wie lauten deine Anweisungen? Vorgestern hast du mit mir darüber gesprochen.«
    »Majestät, das war streng vertraulich.«
    »Das wird es aber nicht bleiben. Es ist wohl nur noch eine Frage von Wochen. Vielleicht lebe ich dann schon nicht mehr. Meine engsten Verwandten, Tincommius und Artax, müssen die volle Wahrheit kennen. Teile sie ihnen mit.«
    Mit zusammengepressten Lippen dachte Tribun Quintillus über die beste Antwort nach und wählte schließlich die verlogenste Lösung.
    »Das darf ich nicht. Meine Befehle sind eindeutig – ich soll nur dir davon erzählen. Ein Soldat handelt nie gegen seinen Befehl.«
    »Sehr tapfer von dir«, entgegnete Verica bissig. »Nun, dann muss ich die Nachricht eben selber verkünden. General Plautius befürchtet, dass unser Volk den Vertrag mit Rom nicht einhalten wird. Daher hat er mich … wie sagtest du noch gleich? … aufgefordert! Er hat mich aufgefordert, mich zur Auflösung der beiden Kohorten bereitzuhalten, sobald er den Befehl erteilt.«
    Als Cato übersetzte, fuhr Macro mit wütend aufgerissenen Augen hoch. Tincommius und Artax waren ähnlich schockiert.
    »Das Schlimmste kommt noch«, fuhr Verica fort. »Er wird dann nicht nur die Auflösung der Kohorten befehlen, sondern auch, dass jeder einzelne atrebatische Krieger entwaffnet und die Waffen … außer Reichweite gebracht werden. Ich glaube, so hat er es ausgedrückt.«
    »Nein!«, schrie Artax und sprang wütend auf. »Nein! Majestät, das ist unmöglich. Es ist nicht wahr. Sag, dass es nicht wahr ist!«
    Da der junge Edelmann bisher geschwiegen hatte, brachten die plötzliche Angst und Wut in seiner Stimme die anderen zum Verstummen. Verica machte

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