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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Zenturio Cato, verstehst du unsere Sprache gut genug, um für deine römischen Gefährten zu übersetzen?«
    »Ich denke schon, Majestät.«
    Verica runzelte die Stirn. »Mach keine Fehler. Ich möchte nicht, dass es heute Abend zu Missverständnissen kommt. Euch alle mache ich heute zu Zeugen meines Willens und trage euch auf, ihn in den nächsten Monaten zu ehren. Hast du mich verstanden, Zenturio?«
    »Ja, Majestät. Sollte es irgendwelche Zweifel geben, kann Tincommius mir beim Übersetzen helfen.«
    »So sei es. Erkläre das jetzt den anderen.«
    Nachdem Cato geendet hatte, beugte Macro sich dichter zu ihm und flüsterte: »Was geht hier vor, Junge?«
    »Keine Ahnung.«
    Verica senkte den Kopf und blickte in seinen Schoß. »In den letzten Tagen hatte ich ein sonderbares Gefühl. Ich spüre, dass mein Tod dicht bevorsteht. Ich hatte sogar einen Traum: Lud kam, um meinen Geist einzufordern – während der morgigen Jagd.«
    Er blickte zu seinen Zuhörern auf, als erwarte er eine Antwort, doch alle schwiegen. Was konnte man auch einem König sagen, der von der Vorahnung seines eigenen Todes sprach? Für Cato, der von den drei Kaisern, unter denen er bisher gelebt hatte, den Anspruch auf kaiserliche Göttlichkeit kannte, lag etwas sehr Anrührendes in Vericas Eingeständnis. Vielleicht fürchtete er den Tod sosehr wie jeder andere Mensch. Es wäre eine riesige Tölpelei, dem König jetzt zu versichern, dass er den Tod nicht zu fürchten brauche. Das war etwas für Speichellecker; genau dieses Gesäusel würde so ziemlich jeder römische Senator zuverlässig von sich geben, sollte jemand Zweifel am ewigen Leben des derzeitigen Kaisers äußern.
    »Manchmal ist ein Traum einfach nur ein Traum, Majestät«, meinte Quintillus beschwichtigend. »Gewiss sind die Götter entschlossen, die Atrebates noch mit vielen Herrschaftsjahren ihres Königs zu segnen.«
    »Wessen Götter, Tribun? Eure oder unsere? Ich bin mir sicher, dass ich in den letzten Monaten genug getan habe, um den großen Jupiter zu besänftigen, aber um welchen Preis für die Götter meines Volkes?«
    »Solange Jupiter dir wohlgesonnen ist, brauchst du keinen anderen Gott zu fürchten, Majestät.«
    »Tatsächlich, Tribun?«
    »Natürlich. Darauf würde ich mein Leben verwetten.«
    Verica lächelte. »Wollen wir hoffen, dass dir und deinen beiden Zenturionen in den nächsten Tagen nichts derart Gefährliches bevorsteht.«
    Quintillus sah ihn beleidigt an. Für einen Mann, der im Verlauf des Abends ziemlich viel getrunken hatte, wirkte er überraschend ernst, dachte Cato. Dann kam er darauf, dass der Tribun sich nur für die atrebatischen Adligen verstellt hatte. Nein, verbesserte Cato sich lächelnd, in seinem eigenen Interesse: Wein und fröhliches Beisammensein lösten so manche Zunge weit wirksamer als die raffinierteste List oder die grausamste Folter.
    »Sind wir von deinem Volk bedroht, Majestät?«, fragte Cato. »Bist du bedroht?«
    »Nein!«, protestierte Tincommius. »Dein Volk verehrt dich, Majestät.«
    Verica lächelte seinen Neffen liebevoll an. »Vielleicht hegst du selbst noch eine gewisse Zuneigung für mich, so wie möglicherweise auch Artax, doch du vertrittst keineswegs den Rest meines Volkes.«
    »Dein Volk empfindet das Gleiche wie ich, Majestät.«
    »Vielleicht, aber hoffentlich denkt es nicht so wenig wie du.«
    Bei diesem Tadel öffnete Tincommius bestürzt den Mund und blickte dann beschämt zu Boden.
    Verica schüttelte traurig den Kopf. »Tincommius … Tincommius … sei mir nicht böse. Ich weiß solche Treue wirklich zu schätzen. Aber du darfst dir davon nicht die Sicht vernebeln lassen. Du musst dich umschauen und die Welt so sehen, wie sie wirklich ist. Und deine Pläne danach ausrichten. Ich weiß, dass einige der Adligen mein Bündnis mit Rom kritisieren. Ich weiß, dass sie sagen, ich hätte meinen Thron niemals zurückerhalten dürfen. Ich weiß, dass sie sich nur zu gerne auf Caratacus’ Seite schlagen und gegen Rom kämpfen würden. All das weiß ich, wie jeder Mann, der in Calleva Augen und Ohren offen hält. Aber das ist reiner Wahnsinn.« Verica hob erneut die Augen zum Himmel und fuhr dann fort: »Wir sind ein kleines Volk und stecken zwischen zwei großen Mächten in der Klemme. Erinnerst du dich, wie ich meinen Thron verlor?«
    »Ich war jung, Majestät, aber ich erinnere mich. Als die Catuvellauni über die Tamesis kamen?«
    »Genau. Ein unersättliches Volk. Erst die Trinovantes, dann die Cantii und als

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