Cato 05 - Beute des Adlers
brachten noch nicht einmal Nachrichten von Caratacus und seiner Armee, die sich ja ebenfalls hier irgendwo in diesem Sumpf verschanzt hatte. Es war, als hätte dieser Unglücksort die überlebenden Stammeskrieger ebenso verschluckt wie Proculus.
Schnell verscheuchte Cato diese Gedanken und konzentrierte sich auf den Plan, mit dem er eine Begnadigung erwirken und seinen Männern die Rückkehr in die Zweite Legion ermöglichen wollte. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie der abgerissene Haufen Legionäre stolz auf den verblüfften Legaten zumarschierte, wie er atemlos ihren Bericht verfolgen würde und sich auf der Karte auf seinem Tisch zeigen ließ, wo sich Caratacus und seine Männer befanden. Ein schöner Traum, bei dem Cato traurig lächelte. Der Trost, den ihm diese Vorstellung gespendet hatte, war längst schal geworden. Wie er da so auf dem Rücken lag und in den Himmel starrte, kam ihm diese Fantasie nur noch wie blanker Hohn vor.
Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Er richtete sich auf und sah sich um. Die anderen Männer saßen im Lager zu kleinen Grüppchen zusammen und unterhielten sich leise. Sobald sie bemerkt hatten, dass er wach war, warfen sie ihm gelegentlich verstohlene Blicke zu. Sie trauten sich nicht, ihm in die Augen zu sehen, und Cato fragte sich, worüber sie wohl redeten. Dann erinnerte er sich daran, dass er den Befehl gegeben hatte, keine unnötigen Geräusche zu machen. Inzwischen war er ständig auf der Hut vor drohenden Gefahren. Wenn er nicht aufpasste, würde ihn diese Vorsicht irgendwann in den Wahnsinn treiben.
Aber hier stimmte etwas nicht …
Cato bemerkte Figulus, der ganz in der Nähe unter einem tief hängenden Ast saß und einen dünnen, ziemlich geraden Ast anspitzte. Der Centurio stand auf und ging zu ihm hinüber.
»Was machst du hier? Du solltest doch auf Patrouille sein.«
»Ja, Herr.« Figulus nickte. »Jemand hat sich freiwillig für mich gemeldet.«
»Jemand?« Cato sah sich um. »Metellus?«
»Ja…«
»Wo ist er hin?«, fragte er. Mit einem flauen Gefühl im Magen ahnte er, dass er die Antwort bereits kannte.
»Wieder zu dem Bauernhof zurück, den wir vor ein paar Tagen entdeckt haben. Er glaubt, dass von dort vielleicht eine Straße zu einer größeren Siedlung im Sumpf führt.«
»So, glaubt er das?«, fragte Cato mit bitterer Ironie.
»Ja, Herr.«
»Und du hast ihm das abgekauft?«
»Warum nicht?« Figulus zuckte mit den Achseln. »Vielleicht findet er ja was Brauchbares.«
»Ja, das bezweifle ich nicht. Darauf kannst du Gift nehmen.« Cato schlug mit der Handfläche gegen den Oberschenkel. »Also gut … steh auf! Du kommst mit. Hol die Speere.«
Während sich der Optio aufrappelte und zum Waffenstapel in der Mitte des Lagers ging, rieb sich Cato die Augen und überlegte, was als Nächstes zu tun war.
»Herr?«
Cato fuhr herum. Figulus hielt ihm einen Speer entgegen. Er nahm die Waffe, lehnte sie gegen die Schulter und vergewisserte sich, dass sein Dolch fest im Gürtel steckte.
»Tut mir leid, Herr«, sagte Figulus schnell. »Ich wusste nicht, was er im Schilde führt.«
»Wirklich?«, murmelte Cato. »Nun, das werden wir ja bald herausfinden. Los.«
Er führte seinen Optio auf den Lagerausgang zu. Am Rande der Lichtung drehte er sich zu den anderen um.
»Keiner verlässt das Lager. Seid auf der Hut!«
Cato schritt den Pfad in den Sumpf entlang, wobei er in Gedanken die verschiedenen Wege durchging, die sie seit Errichtung des Lagers entdeckt hatten. Wenn Metellus zum Bauernhof unterwegs war, würde er den Pfad nehmen, auf dem sie das Schwein ins Lager getragen hatten. Diese Patrouille war eine der wenigen gewesen, an denen er teilgenommen hatte. Cato war schon seit Längerem besorgt über die respektlose Haltung des Mannes und hatte darauf geachtet, dass er das Lager so selten wie möglich verließ. Daher kannte er auch die Abkürzung zum Bauernhof nicht, die über einen stellenweise fast unkenntlichen Trampelpfad führte. Diesen Weg schlugen Cato und Figulus ein, um das Gehöft zu erreichen, bevor Metellus eine Dummheit begehen konnte.
Sie rannten los, wobei sie die übliche Wachsamkeit, mit der sie die trostlose Landschaft durchquerten, der Geschwindigkeit opferten. Die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel, und die riesigen Insektenschwärme über den Schilfhalmen fielen gnadenlos über die schweißbedeckten Legionäre her, die immer wieder durch dicken, fauligen Schlamm waten mussten.
»Was fressen die bloß, wenn nicht
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