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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zu wenig.«

KAPITEL 17
    K urz vor der Abenddämmerung überquerte Vespa- sian die Tamesis, um sich mit General Plautius im Hauptlager zu treffen. Die Ergebnisse der Befragungen befanden sich in einer großen Korbtasche, die er hinter dem Sattel auf den Pferderücken gepackt hatte. Die Hilfstruppen waren den Tag über damit beschäftigt gewesen, in der Nähe der Furt große Löcher auszuheben. Jetzt waren sie dabei, die Leichen der am Vortag in der Schlacht gefallenen Briten dorthin zu schleppen. Das platte Gras, auf dem sie gelegen hatten, war schwarz von getrocknetem Blut. Vespasians Pferd schnaubte wegen des Gestanks, der in der Luft lag. Vespasian trieb das Tier zur Eile an – er wollte so schnell wie möglich die Anhöhe erreichen und die beunruhigende Szenerie hinter sich lassen.
    Im Lager angekommen, stieg der Legat vor dem Hauptquartier des Generals ab und winkte einen Wachposten herbei, der ihm die Korbtasche tragen sollte. Gerade als der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwand, führte ihn ein Schreiber in Plautius ’ Zelt. Dort war der Generalstab schwer mit der Bürokratie beschäftigt, die unweigerlich auf die gestrige Schlacht folgte. Berichte mussten für die offiziellen Chroniken ins Reine geschrieben, die Stärke der Truppen erfasst, die Anzahl der Waffen und Vorräte verzeichnet und die getöteten Feinde gezählt werden. Daraus würden sich die Befehle für die nächste Phase des Feldzugs ergeben. Ursprünglich hatte Plautius geplant, bis zum Herbst das Ufer des Flusses Sabrina befestigt zu haben, bevor Regen und Schlamm das Fortkommen der Legionen zu sehr behinderten. Und nun war es September, dachte Vespasian.
    Da Caratacus ’ Armee so gut wie aufgerieben war, musste sich der Feind auf kleinere Operationen beschränken – zumindest bis neue Stammestruppen ausgehoben, bewaffnet und im Eilverfahren ausgebildet waren. Der Kriegerstand, der das Rückgrat seiner Armee gebildet hatte, war im Lauf des letzten Jahres auf einen kleinen Trupp zusammengeschrumpft. Darunter befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch Caratacus selbst. Solange er lebte, würde der Funken des Widerstands im Herzen der Briten nicht verlöschen, sondern drohte jeden Augenblick wieder aufzuflammen, damit sich die römischen Invasoren die Finger daran verbrennen konnten.
    Der verdammte Kerl hatte das Glück wohl gepachtet, dachte Vespasian grimmig. Im Gegensatz zu den Tausenden von Stammeskriegern, die in diesem Moment neben dem Fluss begraben wurden.
    Als er eintrat, war General Plautius gerade dabei, eine große Karte zu studieren, die auf dem Tisch ausgebreitet war. Um ihn herum standen die anderen Legaten und Stabstribune. Vespasian erwiderte den Blick von Sabinus, seinem älteren Bruder, und nickte ihm grüßend zu. Narcissus saß ebenfalls am Tisch. Er schälte sorgfältig eine Birne mit einem Schmuckdolch und wirkte dabei tödlich gelangweilt.
    Der General sah auf. »Vespasian, du kommst gerade zur rechten Zeit. Soeben haben wir die Berichte der Reiterei erhalten.«
    Vespasian gab dem Soldaten mit der Korbtasche ein Zeichen, woraufhin dieser sie neben der Lederwand des Zeltes abstellte und sich zurückzog. Vespasian gesellte sich zu den anderen am Tisch.
    Die Karte war aus dünnem Leder, auf das der Generalstab ständig neue geografische Details hinzufügte. Die Stellung der römischen Truppen wurde durch rot angemalte Holzblöcke angezeigt, in deren Oberfläche die Erkennungsmerkmale der verschiedenen Einheiten geritzt waren. Die Blöcke, die die feindlichen Truppen darstellten, waren gänzlich von der Karte verschwunden.
    Der General räusperte sich mit einem leisen Husten. »Wir wissen, dass der Feind der Falle gestern in nicht unbeträchtlicher Zahl entkommen ist. Wir schätzen sie auf bis zu fünftausend Mann. Ich habe der Reiterei befohlen, sie zu verfolgen und zu vernichten. Die Reiter behaupten, etwa zweitausend Mann niedergemacht zu haben, bevor sie von einem lang gestreckten Sumpfgebiet aufgehalten wurden … hier.«
    Plautius beugte sich vor und tippte etwa fünfzehn Meilen südwestlich der Furt auf die Karte. »Dort geht das Hügelland in einen Sumpf über, in den die Reiter den Fliehenden nicht folgen konnten. Der Feind entkam, stellte sich jedoch vorher zum Kampf, bei dem es auch zu Verlusten auf unserer Seite kam. Daraufhin zog sich die Reiterei zurück und bewacht seitdem die Zugangswege zum Sumpf. Was uns gewissermaßen in die Zwickmühle bringt, meine Herren. Einerseits könnten wir die

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