Cato 08 - Centurio
satt, ein Dummkopf genannt zu werden!«
Amethus drehte sich um, durchquerte den Dachgarten und verschwand durch den Haupteingang. Die anderen Gäste blieben schockiert über die Kluft zwischen ihm, seinem Vater und Prinz Balthus zurück.
Vabathus schüttelte traurig den Kopf. »Du siehst, womit ich zurechtkommen muss. Du begreifst mein Dilemma? Ich könnte für mein Volk weinen.«
Cato und Macro waren von den Zornausbrüchen erschreckt. Die Gäste schwiegen verlegen. Schließlich räusperte sich Sempronius und sagte in möglichst vernünftigem Tonfall: »Es war ein langer Tag, Majestät. Alle dürften erschöpft sein.«
»Ja.« Der König lächelte. »Zu erschöpft, um ihre Zunge im Zaum zu halten.«
»Dann sollten wir uns vielleicht alle für die Nacht zurückziehen. Ich bin mir sicher, Centurio Macro und Präfekt Cato sind äußerst dankbar für die Ehre, die du ihnen heute Abend erwiesen hast, und hätten nichts gegen ein frühes Ende des Banketts, damit alle sich beruhigen können.«
»Du hast Recht«, stimmte der König zu. »Das wäre am besten.«
Die Gäste erhoben sich von ihren Liegen und verabschiedeten sich vom König. Macro blickte sich um, zog einen Brotkorb heran und belud ihn mit den Speisen, die auf den anderen Servierplatten ausgebreitet lagen. »Hier, Cato, hilf mir mal.«
Cato runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Zeit oder der richtige Ort zum Plündern ist.«
»Also, wenn nicht jetzt, wann dann? Halt es, wie du willst.« Macro räumte ein paar weitere Servierplatten leer, ergriff den Korb bei den Henkeln und wandte sich dem König zu.
»Äh, noch einmal vielen Dank, Majestät.«
Vabathus hob auf diese Bemerkung hin matt die Finger und kaute langsam weiter. Die Römer waren beinahe die Letzten, die aufbrachen, und als sie den Eingang des Dachgartens erreichten, blickte Cato sich noch einmal um und sah die einsame Gestalt des Königs an seinem verlassenen Banketttisch sitzen. Nur sein Kammerherr stand noch vor ihm und leistete ihm Gesellschaft. Die Nacht war mittlerweile angebrochen, und der samtige Himmel war
von Sternen übersät. Tief am Horizont stieg ein beinahe voller Mond über der Wüste auf und badete sie in seinem schwachen, ätherischen, bläulichen Licht.
Cato schloss zu den anderen auf. »Selbst wenn wir bis zu Longinus’ Ankunft durchhalten – was wird aus Palmyra?«
Sempronius schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wenn Vabathus nicht einen Erben wählt, mit dem wir arbeiten können, wird Rom intervenieren müssen.«
»Intervenieren?«
Sempronius blickte sich rasch um und senkte die Stimme. »Das Königreich annektieren, es zu einer Provinz machen. Was könnten wir sonst tun?«
Macro nickte. »Angesichts seiner beiden Söhne bleibt keine andere Wahl.«
Als sie den Korridor zum Ausgang der königlichen Gemächer entlanggingen, fand Cato sich neben Julia. Wieder roch er ihren Duft, eine Woge der Sehnsucht durchströmte ihn, und er spürte, wie ihm das Herz in der Brust schlug. Mehr als alles in der Welt wollte er sie bitten, wieder zum Signalturm zu kommen und mit ihm über die Stadt und die umliegende Landschaft zu blicken. Diesmal würde ihn ihre Anwesenheit nicht überraschen, und sie würden sich viel besser verstehen. Er meinte, ein verwandtes Gefühl in ihr erspürt zu haben, und wollte verzweifelt wissen, ob er Recht hatte.
Sie erreichten den gemauerten Bogen am Ausgang des Korridors, der zu dem gepflasterten Platz zwischen den Gebäuden und dem Tor führte. Die Räumlichkeiten des Botschafters lagen auf der einen Seite, Macros und Catos Quartier auf der anderen.
Sempronius blieb stehen und drückte beiden Offizieren nacheinander den Arm. »Das war gute Arbeit, heute Vormittag. Wenn ich nach Rom zurückkehre, werde ich dem Kaiser davon berichten.«
»Danke, Herr«, antwortete Macro.
Cato nickte.
»Nun, dann gute Nacht. Komm, meine Liebe.« Der Botschafter und seine Tochter traten einen Schritt zurück.
»Julia«, stieß Cato heraus. Die beiden blieben stehen.
»Ja?«
»Ich hatte mich gefragt … Ich frage mich, ob du mir die Ehre erweisen würdest, mich zu begleiten.« Cato zuckte zusammen, weil seine Worte so unbeholfen klangen.
»Dich zu begleiten?« Julia zog eine ihrer feinen Augenbrauen hoch. »Wohin denn?«
»Ah! Zum, äh, selben Platz wie gestern Nacht, dachte ich.«
Sempronius wandte sich ihr zu, lächelte und tätschelte ihr die Wange. »Na, ich hatte dir doch gesagt, dass der Präfekt sich für dich
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