Cato 08 - Centurio
nicht durch das Kettenhemd, doch die Wucht des Schlags nahm dem Getroffenen den Atem und machte ihn so benommen, dass einer der Legionäre, die Macro folgten,
ihm einen Hieb auf den Helm geben konnte, durch den er in die Knie ging, woraufhin ihn schließlich ein Schwertstoß traf, der, von oben geführt, beim Hals eindrang und ihm bis ins Herz fuhr.
Der letzte Verteidiger hatte in dem verzweifelten Versuch, durch die verbliebene schmale Öffnung zu schlüpfen, seine Lanze weggeworfen. Macro stürzte sich auf die Waffe und stieß sie durch den Spalt zwischen den Torflügeln. Der Schaft wurde eingeklemmt und bog sich durch, so dass Macro schon fürchtete, er würde zerbrechen. Er stieß sein Schwert in die Flanke des Mannes, der noch immer gegen das Tor gepresst dastand, und warf dann sein ganzes Gewicht gegen den anderen Torflügel.
»Zu mir!«, brüllte er über die Schulter nach hinten. »Zwingt das Tor auf!«
Immer mehr Legionäre trafen ein und warfen sich gegen das eisenbeschlagene Holz, bis sich schließlich eine Traube von Männern vor dem Tor drängte und, die Füße in den Boden gestemmt, heftig gegen die Torflügel drückte. Links und rechts hatten die Leitermannschaften die Mauer erreicht und lehnten ihre Sturmleitern gegen die Brustwehr. Macro hörte die Rufe von jenseits der Mauer, mit denen die aufständischen Offiziere ihre Männer anfeuerten. Verzweifelt kämpften sie darum, das Tor zu schließen und ihrem Feind den Zugang zur Stadt zu versperren.
»Kommt schon!«, brüllte Macro. »Drückt fester, ihr faulen Säcke! Legt euch ins Zeug!« Rundum stöhnten die dicht gedrängten Legionäre von der Anstrengung, sich mit aller Kraft gegen die Torflügel zu stemmen. Einen Moment lang kam das Tor langsam auf sie zu, und Macro
beobachtete entsetzt, wie der Spalt so schmal wurde, dass kein Mensch sich mehr hindurchquetschen konnte. Als dann aber noch mehr Legionäre eintrafen und einer der Optios begann, den Takt zu rufen, zogen die Römer mit den Verteidigern gleich. Die schweren Torflügel standen still, eingekeilt zwischen den verzweifelten Anstrengungen der Rebellen und der Angreifer. Neben sich sah Macro den ersten Legionär die Sturmleiter hinaufklettern. Der Mann, von den Fackeln auf der Mauer in ein orangerotes Licht getaucht, wurde sofort von den Bogenschützen über dem Tor abgeschossen. Von den dunklen Pfeilen durchbohrt, stürzte er rücklings von der Leiter. Doch gleich darauf kletterte schon der Nächste hinauf, einhändig, da er sich so gut wie möglich mit dem Schild deckte.
Macro stemmte sich weiter gegen das Tor und spürte, wie es ein wenig nachgab, und als er auf den schmalen Spalt zwischen den Flügeln blickte, bemerkte er, dass der tatsächlich breiter wurde. Sein Herz weitete sich vor Triumph und Erleichterung, und er rief den ihn umdrängenden, vor Anstrengung keuchenden Männern Ermutigungen zu.
»Das Tor gibt nach! Macht weiter, Jungs! Drückt!«
Macros Füße standen fest auf dem ausgetretenen Pflaster, und jeder Muskel seiner Beine war angespannt. Langsam, aber sicher gewannen die Römer an Boden, während die schweren Eisenangeln unter ihrem Druck ächzten. Der schmale Spalt öffnete sich weiter, und jetzt konnte Macro zu den dicht gedrängten Reihen der Rebellen in der Stadt hineinsehen. Der Aufständische, der ihm am nächsten stand, sah ihn ebenfalls, sprang zum Spalt und stach mit einer langen, fein gearbeiteten Klinge nach ihm.
Macro warf den Kopf zur Seite, die Spitze zuckte an seinem Ohrschutz vorbei und wurde dann zurückgerissen.
»Scheiße!«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Das war knapp.«
Er warf sich wieder gegen das Holz, hielt diesmal aber Abstand von der Kante des Torflügels. »Weiter so, Jungs! Wir haben es fast geschafft!«
Der Druck gegen das Tor war gnadenlos, und es gab weiter nach. Als der Spalt groß genug war, dass ein Mann hindurchpasste, befahl Macro einigen Legionären, ihn zu bewachen, aber nicht durchzubrechen. Sie mussten in einer Welle, mit dem Gewicht der nachfolgenden Reihen im Rücken, über die Rebellen herfallen; wenn sie einer nach dem anderen eindrängen, würde jeder einzelne abgeschlachtet werden, sobald er Palmyra betrat.
Einer der Legionäre schleuderte einen Speer durch den wachsenden Spalt, und dann war die Luft erfüllt von hin und her schwirrenden Geschossen: Speere, Pfeile, Schleudermunition und Steine. Inzwischen passten drei eng formiert stehende Männer in den Spalt, und die Legionäre vereinigten ihre
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