Cato 08 - Centurio
ganz schön leise«, murmelte Macro erleichtert. »Gut, dass du auf unserer Seite stehst.«
Balthus sah ihm kurz in die Augen. »Vorläufig jedenfalls. Bis wir Artaxes erledigt haben und die Parther mein Volk in Ruhe lassen.«
»Und danach?«
»Danach?« Balthus lächelte schmallippig. »Wir werden sehen.«
Macro nickte. »In Ordnung. So stehen die Dinge also. Aber im Moment …«
Nicht weit entfernt waren plötzlich Schreie zu hören, und als er sich umdrehte und über den Marktplatz blickte, sah er eine dunkle Masse von Gestalten die Straße von der Zitadelle herunterkommen.
Macro legte die Hand trichterförmig vor den Mund und rief seine Befehle. »Kolonne, halt! Schilde hoch! Vorbereiten auf feindlichen Angriff! Balthus, schieß sie nieder!«
KAPITEL 17
D ie Räumlichkeiten, die eigentlich für Gäste des Königs gedacht waren, hatte man in ein improvisiertes Hospital für die Verwundeten der Garnison verwandelt. Als Cato den kleinen Hof betrat, sah er, dass die meisten Zimmer bereits mit Männern gefüllt waren, die auf Schlafmatten oder einfachen Strohbetten lagen. Manche schliefen tief und fest, andere murmelten im Fieberwahn vor sich hin, wieder andere stöhnten oder schrien vor Schmerz. Eine Handvoll Krankenwärter und Frauen kümmerte sich nach besten Kräften um sie. Cato fühlte sich, als hätte er eigentlich nicht das Recht, hier zu sein. Er blickte auf den tiefen Schnitt hinunter, der über seine linke Handfläche verlief. Das Blut floss schon langsamer und gerann allmählich zwischen den schmutzigen Wundrändern. Obwohl seine Hand schmerzhaft pochte, fühlte Cato sich von der Bedeutungslosigkeit der Wunde im Vergleich zu den Verletzungen der anderen Männer im Hospital beschämt. Er verzog vor lauter Selbstverachtung das Gesicht und wollte gerade kehrtmachen und wieder gehen, als ein kurzes Stück vor ihm jemand aus einem Nebenraum trat.
»Komm her«, sprach die Frau ihn leise auf Griechisch an. »Lass mich einen Blick darauf werfen.«
»Worauf denn?« Cato blickte auf. Vor dem Licht der Öllämpchen, die weiter vorn im Korridor brannten, konnte er nur ihren Umriss sehen.
»Deine Hand. Lass mich einen Blick darauf werfen.« Sie kam auf ihn zu.
»Nein, das ist nicht nötig«, antwortete Cato hastig. »Ich muss los.«
Die Frau trat rasch neben ihn und ergriff sanft seinen Ellbogen. »Hierher, unter die Lampe, wo ich die Wunde sehen kann.«
Cato ließ sich durch den Säulengang führen, der um den kleinen Hof herumlief, und als sie ins Licht traten, betrachtete er sie genauer. Sie war jung und trug das lange, dunkle Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Ihr schlanker Körper steckte in einer schlichten, hellbraunen Stola, die jetzt mit dunklen Flecken und Schmierern bedeckt war. Als sie im gelben Licht der Öllampen stehen blieben und sie den Kopf über seine verwundete Hand beugte, erkannte Cato, dass sie das Haar gescheitelt trug und feine, vorstehende Wangenknochen hatte. Ihre Augen waren grau, und als sie zu ihm aufblickte, zuckte ein Lächeln um ihre Lippen.
»Hässlich.«
Cato sah sie verwirrt an. »Wie bitte? Ich verstehe nicht …«
»Dieser Schnitt. Wie ist das passiert? Das ist keine Schwertwunde. Das weiß ich genau – davon habe ich in den letzten Tagen genug gesehen.«
»Oh.« Cato riss die Augen von ihr los, durch ihren direkten Blick in Verlegenheit gebracht. »Ich habe mir die Hand in einem Tunnel aufgerissen.«
»In einem Tunnel?« Sie schüttelte den Kopf. »Ehrlich, ihr Jungs werdet niemals erwachsen. Eine Schramme nach der anderen.«
Cato entzog ihr den Arm und richtete sich auf, um von seiner vollen Höhe auf sie herabzublicken. »Dann werde ich die Wunde eben selbst versorgen.«
»Ach, komm schon!« Sie kicherte müde. »Das war doch nur ein Scherz. Aber im Ernst: Ich kümmere mich schon drum. Die Wunde muss gesäubert und verbunden werden. Folge mir.«
Sie drehte sich um, ohne auf eine Erwiderung zu warten, und ging zu einer Tür am Ende des Säulengangs. Nach einem Moment des Zögerns seufzte Cato und folgte ihr. Die Tür führte in einen Raum, der von einem großen, blutverschmierten Holztisch beherrscht wurde. Im schwachen Licht einer Lampe sah er einige schimmernde Messinginstrumente am Kopfende des Tischs. Auf der Seite stand ein Kohlenbecken, in dem noch immer etwas Glut flackerte und auf dem ein Kessel stand. Die Luft war von beißendem Teergestank erfüllt. Unter dem Tisch lugte ein großer Korb hervor, aus dem die gekrümmten Finger einer
Weitere Kostenlose Bücher