Cato 11 - Die Garde
Secutors mit Namen »Taube « – im Moment der Liebling der Massen – und dem Retiarius »Neptun von Nuceria « darstellen würde. Ein paar Gäste entfernten sich aus der kaiserlichen Loge, um sich zu erleichtern oder Erfrischungen zu sich zu nehmen.
»Ich geh mal pissen « , erklärte Macro und erhob sich.
Cato nickte, und sein Freund zwängte sich an ihm vorbei, stieg die Treppe hinunter und ging zu der Treppe weiter, die aus der Arena hinausführte. Cato hatte noch vor Augen, wie Nero die Arena verlassen hatte. Der flammende Ehrgeiz stand ihm ins Gesicht geschrieben. Das war ein kalkulierter Auftritt gewesen, und für den Moment hatte er damit das Herz der Prätorianer gewonnen.
Macro schüttelte die letzten Tropfen ab und ließ die Tunika herabfallen. In der Latrine drängten sich die Männer, welche die Unterbrechung nutzen wollten. Er trat nach draußen und wandte sich zum Tor, das aufs Exerziergelände hinausging. Dort bahnte er sich einen Weg zwischen den Sänften und den am Boden hockenden Sklaven hindurch, bis er die Einfassung der kaiserlichen Loge erreicht hatte. Zwei germanische Leibwächter hielten beiderseits des schweren roten Vorhangs Wache. Als Macro sich ihnen näherte, streckte der eine die Hand aus und sprach ihn mit starkem Akzent an.
»Immer mit der Ruhe, Hermann « , knurrte Macro. »Ich geh nur spazieren. Pass auf, dass du deinen Bart nicht in die falsche Suppe hängst .«
In diesem Moment hob ein Windstoß den Vorhang an, und Macro konnte den Mann sehen, der neben Narcissus in der Loge saß. Er hatte den einen Arm um eine Frau gelegt und küsste sie auf den gebogenen Hals. Die andere Hand hatte er ihr unter die Stola und zwischen die Beine geschoben, und sie hatte den Mund wie in Ekstase geöffnet. Als der Vorhang flatterte, wandten beide den Kopf, und einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Dann legte sich der Wind so plötzlich, wie er aufgekommen war, und der Vorhang fiel herab. Macro hatte sich nicht von der Stelle gerührt; der Germane rief erneut eine Warnung.
»Ich geh ja schon « , brummte Macro und eilte in die Arena zurück. Ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken. Die Frau, die er in lustvoller Ekstase ertappt hatte, war Agrippina gewesen. Dass er Zeuge der Untreue der Kaiserin geworden war, beunruhigte ihn. Dieses Wissen war gefährlich. Agrippina hatte bestimmt aus den Fehlern ihrer Vorgängerin gelernt und würde jeden, der sie beim Kaiser anschwärzen könnte, zu beseitigen trachten.
Macro stieg die Treppe hoch und nahm wieder neben Cato Platz. Er lehnte sich so weit wie möglich zurück, damit man ihn von der kaiserlichen Loge aus nicht sehen konnte.
»Was hast du ?« , fragte Cato. »Du bist so weiß wie eine Toga .«
»Nein, es … es geht schon wieder .«
»Was ist passiert ?« So durcheinander hatte Cato seinen Freund selten erlebt.
Macro schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir jetzt nicht erzählen .« Er deutete auf ihre Nebenmänner. »Nicht hier .«
Unten in der Arena hatten die ersten beiden Gladiatoren den Kaiser gegrüßt und warteten in geduckter Haltung auf das Startzeichen. Der Spielleiter dehnte die Spannung ins Unerträgliche, dann rief er: »Und los !«
Der kleinere, wendigere der beiden Kämpfer griff seinen Gegner an, und das Klirren der Klingen und die dröhnenden Treffer hallten in der Arena wider. Dann lösten sich die beiden Männer voneinander und umkreisten einander wachsam. Cato musste unwillkürlich darüber lächeln, dass die beiden Gladiatoren den Kampf mit einer spektakulären Aktion eröffnet hatten. Die Prätorianer schauten gebannt zu, machten Bemerkungen über die Statur und den Kampfstil der Kontrahenten und schlossen Wetten ab. Cato neigte sich zu Macro hinüber und sagte so laut, wie er sich traute:
»Jetzt können wir reden. Alle achten nur auf den Kampf .«
Macro blickte an Cato vorbei zur kaiserlichen Loge. Nur zehn Meter von ihm entfernt hatte die Kaiserin wieder ihren Platz eingenommen. Anzumerken war ihr nichts. Der Mann, der mit ihr herumgeschäkert hatte, war nicht zu sehen. Macro berichtete leise, was er beobachtet hatte.
»Bist du dir sicher, dass sie dich gesehen haben ?« , fragte Cato.
»Gut genug, um mich bei nächster Gelegenheit wiederzuerkennen .«
»Scheiße .« Cato runzelte die Stirn. »Das ist nicht hilfreich .«
»Bitte vielmals um Entschuldigung « , knurrte Macro.
Cato kratzte sich am Kinn und versuchte nachzudenken. Wenn Agrippina sich aus dem Gefolge des Kaisers bereits einen
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