Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Muskulatur nimmt sich mein Körper das Recht heraus, zu machen, was er braucht und was er will. Das heißt: Wenn er still sitzen muss, so pulsiert er mit den Tiefenmuskeln einfach so vor sich hin. Levator Ani, autochthone Rückenmuskeln und die Schädelmuskulatur führen ein köstliches, pulsierendes Eigenleben, das schon mal zu lustigen Kommentaren von Sitznachbarn im Flugzeug oder in der Bahn führen kann. »Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Ohren rhythmisch wackeln?«, oder »Sie, Ihre Gesichtshaut tanzt«.
Und so tanzte in der Neurofeedback-Sitzung meine Beckenmuskulatur. »Manchmal machen Sie etwas, das verändert die Hirnwellen sehr deutlich«, bemerkte Steve Ebright. Ich wusste sofort, was er meinte: Meine skeletthaltenden Tiefenmuskeln pulsierten. Ebright lud mich ein, bewusst mit Haltungen und Muskeln zu spielen.
Also richtete ich mich perfekt auf den Sitzbeinhöckern ein, spannte meine Wirbelsäule lupenrein auf und pulsierte mit dem Levator Ani. Die Hirnströme gingen in harmonische, rhythmische Wellen über, die laut Aussage des Neurotherapeuten jenen glichen, die Valdeane Brown bei Zenmeistern in Meditation gemessen hatte.
Ich stellte die Behauptung auf, diese Veränderung sei an die Haltung, die Aufspannung, gekoppelt. Steve Ebright kommt aus der Schule der Hypnotherapeuten nach Milton Erickson, da gilt die Körperhaltung bei der Hypnose als nebensächlich. Entspannung ist wichtig.
Ich schob also mein Becken vor, Ebright richtete das Programm ein und sagte: »Bitte pulsieren.« Ich pulsierte und pulsierte. Pulsierte. Pulsierte. »Bitte pulsieren«, wiederholte Ebright. »Ich pulsiere auf Teufel komm raus«, presste ich durch die Zähne, denn das Beckenkippen strengte mich an. »Wow, ich kriege Gänsehaut«, sagte Ebright, »es kommt nichts, aber auch gar nichts von den Pulsen im Hirn an.« Ich spannte mich auf, pulsierte, das aufgerichtete Rückenmark war wieder leitfähig und leitbereit, die Messkurven auf dem Rechner veränderten sich augenblicklich.
Wir probierten die häufigen Fehlhaltungen aus. Rundrücken: Puls verpufft im Becken. Hochgezogene Schultern, eingesunkener Brustkorb: keine Direktkommunikation zwischen Beckenboden und Hirn. Kopf in den Nacken werfen, Zähne zusammenbeißen: keine Resonanz zwischen unten und oben.
Die Versuchsreihe liegt nun leider auf Eis, weil Steve Ebright aus familiären Gründen für mehrere Monate in den USA weilt. Für mich sind die Tests jenseits der zurzeit gültigen Maßstäbe der Wissenschaftlichkeit eindeutig Beweis dafür, dass in der aufgespannten Wirbelsäule das Rückenmark frei fließt und Informationen anders leitet, als wenn es durch Schlumpfhaltung, Hohlkreuz, Rundrücken geknickt wird. Was das für Zivilisationskrankheiten am zentralen Nervensystem bedeuten kann, stelle ich mir in kühnen Visionen vor …
Mein eigenes Immunsystem ist viel robuster als früher, bis ungefähr 45 waren Allergien, Erkältungen, Entzündungen aller Art oft gesehene Gäste in meinem Körper. Ich bin überzeugt, dass mein Rückenmark aufgespannt und von jedem Druck befreit als Blutfabrik und Krankheitsabwehr anders arbeitet als früher mit den chronischen Skolioseknicks.
Catpower und Geschmeidigkeit
Aufrichten mit Hochturm
Was diese Übung will: Die Aufspannung von den Sitzbeinhöckern zum Kronenpunkt spürbar vermitteln. Für Verkürzungen im Oberkörper (Brustwirbelsäule, Brustkorb) sensibilisieren. Die gesamte Rumpfmuskulatur an Bauch, Rücken, Flanken vernetzen und dehnen, inklusive Psoas und Zwerchfell.
An den Stuhlrand setzen, direkt auf den Sitzbeinhöckern ausrichten. Füße hüftweit und in leichter V-Stellung, die Fersen stehen sich etwas näher als die Zehen. Die Knie ebenfalls hüftweit und exakt über den Fersen halten.
Nun kommt die Vorstellungsarbeit: Den rechten Oberschenkel nach vorne und gleichzeitig den Sitzbeinhöcker nach hinten dehnen. Den linken Oberschenkel nach vorne verlängern, den Sitzbeinhöcker nach hinten. Die Muskeln der Oberschenkel ausdrehen, ohne dabei die Knie zu bewegen. Das verschraubt die Beinachse auf anatomisch ideale Weise.
Hände verschränken. Wenn Sie die Finger immer gleich verschränken, können Sie die Macht der Gewohnheit überlisten, indem Sie die Fingerstellung wechseln, sodass der ungewohnte Daumen außen zu liegen kommt. Spürt sich beim ersten Versuch für die meisten Menschen ganz fremd an.
Hände über den Kopf und neben den Ohren durchstrecken, ohne die Ellenbogen zu blockieren.
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