Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Die eindimensional aufgeplusterten Muckis an der Körperoberfläche halten das Skelett weder aufrecht noch entwickeln sie wirklich Kraft. (Ich weiß das aus erster Quelle: Die Kraftprotze aus der Muckibude brechen allesamt zusammen, wenn ich sie in eine der anspruchsvollen CANTIENICA ® -Positionen bringe.)
Die autochthonen Muskeln verkümmern, wenn sie nicht bewusst eingesetzt werden. Die autochthonen Muskeln werden und bleiben stark, wenn sie gebraucht werden. Diese Bewusstheit haben Tänzer, Schwimmer, Leichtathleten. Manchmal ist sie zu finden bei Kunstturnern, Artisten. Körpertherapeuten aus Alexander-Technik, Feldenkrais-Methode, Eurythmie, Ergotherapie arbeiten mit Bewusstsein und Achtsamkeit. Sie versuchen, mit dem, was ist an Guthaltung und Fehlhaltung, möglichst schmerzfrei zu leben. In Physiotherapie und Krankengymnastik wird jeder Muskel und jeder Knochen auswendig gelernt, die Konzepte sind umfangreich und kompliziert, und wer das Lernpensum bewältigt, kann Physiotherapeut, Krankengymnast werden, ohne die eigene Haltung auch nur wahrzunehmen, geschweige denn zu verändern. Das weiß ich nun mit Bestimmtheit und aus Erfahrung, denn die absolute Mehrzahl der CANTIENICA ® -Trainerinnen und (leider wenigen) -Trainer sind von Haus aus Physio- oder Körpertherapeuten verschiedener Richtungen.
Sie konvertieren zu meiner »Außenseitermethode«, weil sie unbefriedigt sind, selber unter Beschwerden aller Art leiden. Die Konzepte funktionieren im Kopf, indes nicht in den Körpern, weder in ihren eigenen noch in denen der Patientinnen und Patienten. Diese Überläuferinnen und Überläufer sind nicht etwa sitzen geblieben, im Gegenteil, viele hatten bereits gut gehende Praxen, Ateliers, Studios, als sie in die erste Ausbildung kamen. Alle brauchten und brauchen Mut, aus dem Schutz der Schulmedizin zu treten und sich mit einer Autodidaktin auf Entdeckungsreise zu begeben.
Mir war von Anfang an klar, dass meine Methode nur weitergeben kann, wer sie wirklich versteht, selber umsetzt, lebt und vorlebt. Mehr noch: Haltung überträgt sich. Die Haltung des Therapeuten, der Therapeutin überträgt sich auf den Patienten, die Patientin. Wir setzen diese Übertragung im Unterricht bewusst und sehr erfolgreich ein. Mit ein bisschen Übung können die Schülerinnen und Schüler mit geschlossenen Augen erraten, welche Haltung der Teamkollege, die Teamkollegin eingenommen hat, sogar ob sie vom coachenden Kollegen angesehen werden oder ob der, die Betreffende wegschaut. Krönung dieses Spiels während der Ausbildung ist es, zu erraten, ob der Coachende den Gecoachten mit dem Herzen anschaut oder ob die Gedanken ganz woanders sind. Die Trefferquote der Übertragung liegt bei 99 Prozent. (Das restliche Prozent spürt nach eigenem Bekunden richtig, vertraut indes der Intuition nicht und sagt etwas anderes.)
Aufspannung und die Hirnwellen
Kennen Sie Neurofeedback? Das ist eine Art Fitnesstraining für das Gehirn. »Durch Neurofeedback lernen Sie sich selber besser kennen. Sie lernen spielerisch, Ihr Bewusstsein, Ihr Denken, Ihre Wahrnehmung und Ihre Emotionen positiv zu beeinflussen und zu steuern. Sie erwerben Kompetenzen und Selbstkontrollfähigkeiten, welche Ihr Leben verändern und Ihnen neue Erfahrungsmöglichkeiten eröffnen.« So erklärt es der Neuropsychologe Steve Ebright, der in Zürich arbeitet.
Der Neurofeedback-Spezialist pappt Paste hinter die Ohren und auf den Kopfhaarboden und klebt fünf Sensoren an. Ab hier gibt es unterschiedliche Systeme. Ich mag die Version des amerikanischen Wissenschaftlers Valdeane W. Brown, NeuroCarePro 5 : Die Elektroden sind über einen Computer an Musik und Fraktale (non-lineare Chaosmathematik) gekoppelt. Fließen die Wellen in meinem Gehirn ruhig in ihren Bahnen, so hören die Ohren die Musik ohne Störung, laben sich die Augen an der optischen Pracht der zufällig generierten Bilder. Sobald Turbulenzen im Gehirn auftauchen, stottert oder stoppt die Musik und die Bilder kommen durcheinander. Ziel des Trainings ist es, diese Turbulenzen wieder zu glätten, und das geht nur durch Entspannung, quasi durch Herunterfahren der eigenen Software im Gehirn. Mit der Zeit gelingt das immer schneller, die Phasen des ungestörten Hör- und Schaugenusses werden immer länger. Das ist sehr entspannend, steigert die Selbstwahrnehmung und das Selbstmanagement, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit.
Nach 16 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit meinem Skelett und seiner
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