Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
unten gedrückt, der Beckenboden erschlafft, die Füße werden platt gedrückt. Alles mit fatalen Folgen …
Umgekehrt ist ein offenes, schallendes Frauenlachen schön, und es macht schön. Also, Schultern bleiben weit und offen, tief einatmen, das Zwerchfell anheben und aus voller Brust lachen.
Genauso können Sie auch schadlos husten und niesen. Und leckt die Blase beim Lachen, Husten, Niesen, so hat das nichts mit einer »schwachen« Blase zu tun. Sondern mit der Wucht, mit der das Zwerchfell nach unten gedrückt wird. Der Druck drängt die Organe nach unten, schwächt die Bauch- und die Rückenmuskulatur, der Beckenboden muss nachgeben, der Druck donnert ungehindert auf die Blase. Füllen Sie mal einen Ballon mit Wasser und schlagen mit der Faust drauf, so ungefähr ist das beim Lachen, Husten, Niesen. Mit der richtigen Aufspannung können Sie die Überlaufinkontinenz oder Stressinkontinenz vergessen – Spontanheilung sozusagen.
Auch der bereits zitierte Neil Shubin ist überzeugt: »Wenn sich das Zwerchfell zusammenzieht, atmen wir ein.« Umgekehrt: In unserer Kultur haben wir das Bild der sich zusammenziehenden und durch dieses Zusammenziehen verkürzenden, also absinkenden Muskeln so verinnerlicht, dass wir die Schultern hochziehen und wie bei einem Blasebalg durch diese Hebelwirkung das Zwerchfell absenken. Noch mal: Nicht das Zwerchfell senkt sich ab, wir zwingen es nach unten.
Das Zwerchfell muss nach oben
Die Muskulatur des Zwerchfells ist innen am Rumpf befestigt und für das radiale Aufspannen, das Anheben eingerichtet: Unten werden die Rippen leicht zusammengezogen, oben dehnen sich die Rippenknorpel seitlich aus, schaffen mehr Raum für die Lungen. Die Schultern weiten sich, der Brustkorb weitet sich, der Atem füllt die Lungen überall: unten, seitlich, in der Mitte, bis in die Schulterspitzen. Der Bauchraum dehnt sich, wird länger, die Muskeln massieren die Organe, und zwar alle, nicht nur das »Dach« des Magens wie beim Absenken des Zwerchfells.
Links: Der geöffnete Torso im Profil. Unten bildet der Levator Ani das stützende Zwischenstockwerk. Oben, im Brustkorb, übernimmt das Zwerchfell die kostbare Aufgabe.
Rechts: Der geöffnete Torso von vorne. Wird das Zwerchfell beim Einatmen radial aufgespannt, dehnt sich die gesamte Rumpfmuskulatur mit und massiert die Organe.
Die ausdehnbaren Muskeln des Zwerchfells sind seitlich perfekt verwoben für die Expansion nach oben, vergleichbar einem Ballon, den Sie seitlich zusammendrücken, sodass er sich nach oben ausdehnt. Durch eine Öffnung des Zwerchfells führt die Speiseröhre in den Magen. Das Zwerchfell bildet hier eine wunderschöne Muskelschleife. Wird das Zwerchfell bei jedem Atemzug abgesenkt, so schneidet diese Schleife in die Speiseröhre. Aufstoßen, Reflux, Sodbrennen sind die Folge. Spezialisten bestätigen mir, dass alte Menschen genau an dieser Stelle Schluckprobleme bekommen oder gar Divertikel, die das Essen und die Verdauung erheblich stören und bösartig werden können.
In der Mitte des Zwerchfells ist eine wenig elastische Sehnenplatte. Beim massenkulturellen Falschatmen wird sie nach unten gedrückt. Dadurch leiern die seitlichen Muskeln nach und nach aus, die Sehnenplatte wird kleiner und härter, der Brustkorb wird unbeweglich und starr, die Rippen stehen vom Körper ab.
Noch ein Indiz reklamiere ich für die Richtigkeit meiner These: Das Zwerchfell liegt auf der linken Körperseite in der Regel etwas tiefer. Nachgefragt, weshalb das so sei, bekam ich die Antwort: dem Herzen zuliebe, damit es nicht beengt wird beim Einatmen. Wenn sich das Zwerchfell sowieso absenken würde, wie könnte es das Herz beengen? Dieser Vier-Millionen-Jahre-Superschnitt macht nur Sinn, wenn sich das Zwerchfell beim Einatmen anhebt.
Kommen Sie noch mal mit mir in mein Studio? Ich bin umringt von Physiotherapeutinnen, Atemtherapeutinnen, Hebammen und einem Krankengymnasten. Sie alle haben gelernt: Das Zwerchfell muss sich beim Einatmen senken. Mit geschlossenen Augen berühren die Teilnehmer der Diplomausbildung meinen Brustkorb, Hand auf Hand, spüren, wie es sich anfühlt, wenn ich mein Zwerchfell absenke, spüren, wie sich der Brustwirbel dreht, wie er eingezogen wird, spüren, wie mein Bauch kastig wird, wie die Taille verschwindet, spüren, wie mein Brustbein absinkt, kürzer wird, wie sich meine Schultern heben.
Nach ein paar Atemzügen kriege ich »Herzstechen«, spitze Stiche unter der linken Brust. Früher litt ich so
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