Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
besser, du verbringst die nächsten Stunden auf dem Markt, als in den Stallungen bei Bericks Männern zu warten und anzüglich angegrinst zu werden. Anders als wir« – Ansel ließ ein Grinsen aufblitzen – »können sie nicht jederzeit baden, wenn ihnen danach ist.« Ihr Blick war auf den Palast geheftet, der noch ein paar Querstraßen entfernt war. Hatte sie Angst, dass sie zu spät kommen würde? Oder weil sie Berick im Auftrag des Meisters gegenübertreten musste? Sie bürstete den roten Sand aus den Falten ihrer weißen Kleider. »Wir treffen uns um drei Uhr da drüben am Brunnen. Versuch nicht allzu viel Ärger zu kriegen.«
Im selben Moment hatte sie sich ins Gedränge gestürzt und war nur noch an ihrem feuerroten Haar zu erkennen. Celaena sah ihr nach. Okay, sie war bei den Assassinen zwar nur zu Besuch, aber warum durfte sie Ansel auf die Reise begleiten, wenn sie dann doch draußen warten musste? Was konnte so wichtig und geheim sein, dass Ansel ihr nicht erlaubte, an dem Treffen teilzunehmen? Celaena machte einen Schritt auf den Palast zu, kam aber im Gedränge nicht vorwärts. Als ihr von einem Marktstand ein köstlicher Duft in die Nase stieg, ertappte sie sich dabei, wie sie stattdessen dieser Richtung folgte.
Sie verbrachte die zwei Stunden damit, von Verkäufer zu Verkäuferzu schlendern, und verfluchte sich dafür, dass sie nicht mehr Geld eingesteckt hatte. In Rifthold konnte sie in allen ihren Lieblingsgeschäften anschreiben lassen und musste nie Geld dabeihaben, abgesehen von kleinen Kupfermünzen und einigen Silbermünzen als Trinkgeld und zur Bestechung. Hier dagegen … Tja, der Silberbeutel, den sie dabeihatte, fühlte sich ziemlich leicht an.
Der Markt wand sich durch alle Straßen, die großen wie die kleinen, über schmale Treppen hinab und durch halb versandete Gässchen, die es schon seit tausend Jahren geben musste. Durch uralte Tore gelangte man in kleine Innenhöfe, in denen sich Gewürzhändler drängten oder in deren Halbschatten Dutzende von Laternen wie Sterne funkelten. Dafür, dass Xandria so abgelegen war, wimmelte es vor Leben.
Celaena stand unter der gestreiften Markise eines Schuhverkäufers vom südlichen Kontinent und überlegte. Hatte sie genug Geld für das Paar Schuhe mit der lang gezogenen, nach oben gedrehten Spitze und das Fliederparfüm, das sie an einem Wagen mit weißhaarigen Mädchen gesehen hatte? Die Mädchen behaupteten, sie wären die Priesterinnen von Lani, der Göttin der Träume – und offenbar des Parfüms.
Celaena ließ den Finger über den smaragdgrünen Seidenfaden gleiten, mit dem die zarten Schuhe bestickt waren, und zeichnete die Rundung der Spitze nach, die sich nach oben schwang und über dem eigentlichen Schuh eine kühne Windung beschrieb. Damit würde sie in Rifthold bestimmt auffallen, keine andere Frau in der Hauptstadt würde solche Schuhe tragen. Allerdings wären sie in den schmutzigen Straßen der Stadt schnell ruiniert.
Widerstrebend stellte sie die Schuhe zurück. Der Verkäufer hob die Augenbrauen. Celaena schüttelte den Kopf, ein verzagtes Lächeln auf den Lippen. Der Mann streckte sieben Finger hoch – einen weniger als zuvor. Das hieß, er verlangte jetzt sieben Kupfermünzenstatt acht. Celaena knabberte auf ihrer Lippe, während sie ebenfalls die Finger hob: »Sechs?«
Der Mann spuckte auf den Boden. Sieben Kupfermünzen. Sieben Kupfermünzen war lächerlich billig.
Celaena ließ den Blick über den Markt wandern, dann zurück zu den wunderschönen Schuhen. »Ich komme später wieder«, log sie und riss sich mit einem letzten schwermütigen Blick los. Der Mann rief ihr etwas nach in einer Sprache, die sie noch nie gehört hatte, bot ihr die Schuhe zweifellos für sechs Kupfermünzen an, aber sie zwang sich weiterzugehen. Ihr Bündel war auch so schon schwer genug; die Schuhe mit sich herumzuschleppen wäre nur eine zusätzliche Last … selbst wenn sie wunderschön waren und anders und gar nicht so schwer … und die Stickerei an den Seiten so exakt und schön wie Kalligrafie war … Und schließlich konnte sie sie doch einfach drinnen tragen …
Celaena war kurz davor, kehrtzumachen und zu dem Verkäufer zurückzugehen, als ihr im Schatten eines Torbogens etwas Glitzerndes ins Auge stach. Neben einem überdachten Wagen standen ein paar angeheuerte Wachen, davor war ein Tisch aufgebaut, betreut von einem großen, hageren Mann. Aber Celaenas Aufmerksamkeit galt weder den Wachen noch dem Mann oder seinem Wagen.
Nein,
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