Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass
mit einem Seufzer. »Aber es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich kann mit Lord Berick umgehen; das tue ich schon seit Ewigkeiten.«
In ihren Worten lag so viel Verbitterung, dass Celaena verwundert die Brauen hob. Vielleicht war die Weigerung des Meisters, sie zu trainieren, für Ansel nicht leicht zu ertragen. Sie bemühte sich nie offen um seine Aufmerksamkeit, aber … Es nach all den Jahren in der Festung nur zur Vermittlerin zwischen ihm und Berick gebracht zu haben, schien nicht wirklich die Art von Erfolg zu sein, an der Ansel interessiert war. Sie selbst wäre damit jedenfalls nicht zufrieden gewesen.
Die Kleider des Meisters raschelten, während er zu ihr kam, und bei der Berührung seiner schwieligen Finger an ihrem Kinn zuckte Celaena zurück. Er hob ihr Gesicht an, sodass sie ihm in die Augen schauen musste. Noch immer war ihm die Verärgerung anzusehen. Celaena rührte sich nicht, machte sich auf den Schlag gefasst, betete schon, er möge sie nicht zu sehr verletzen. Doch dann zogen sich diemeergrünen Augen des Meisters fast unmerklich zusammen und er ließ sie traurig lächelnd los.
Celaenas Gesicht brannte. Der Meister hatte nicht vorgehabt, sie zu schlagen. Er hatte gewollt, dass sie ihn ansah, ihm ihre Version der Geschichte mitteilte. Allerdings hieß das nicht, dass es keine Strafe geben würde. Zum Beispiel konnte er Ansel für das, was sie getan hatten, hinauswerfen … Für Ansel war es doch wichtig, hier zu sein, alles zu lernen, was diese Assassinen ihr beibringen konnten, denn sie wollte etwas aus ihrem Leben machen . Ansel hatte ein Ziel. Sie selbst hingegen …
»Es war meine Idee«, stieß Celaena hervor; ihre Worte hallten zu laut in dem leeren Raum. »Ich hatte keine Lust, zu Fuß zurückzugehen, und überlegte, wie wir an Pferde kommen könnten. Als ich dann die Asterionstuten sah, fragte ich mich, warum wir es uns nicht bequemer machen sollten.« Sie warf dem Meister ein unsicheres Lächeln zu. Mit hochgezogenen Brauen sah er zwischen ihr und Ansel hin und her und beobachtete sie einfach nur. Eine gefühlte Ewigkeit lang.
Irgendetwas in Ansels Gesichtsausdruck brachte ihn plötzlich dazu zu nicken. Ansel senkte rasch den Kopf. »Bevor Ihr über eine Strafe entscheidet …« Sie warf Celaena einen schnellen Blick zu. »Da wir Pferde so mögen, könnten wir vielleicht … den Stalldienst übernehmen? In der Frühschicht. Bis Celaena abreist.«
Celaena traute ihren Ohren nicht, setzte aber ein neutrales Gesicht auf.
In den Augen des Meisters deutete sich ein amüsiertes Funkeln an, während er Ansels Worte einen Moment auf sich wirken ließ. Dann nickte er wieder. Ansel atmete auf. »Danke für Eure Nachsicht«, sagte sie. Der Meister richtete den Blick zur Tür hinter ihnen: Sie waren entlassen.
Doch als beide sich zum Gehen wandten, packte der MeisterCelaena am Arm und auch Ansel drehte sich um. Der Meister benutzte die Zeichensprache, um ihnen etwas mitzuteilen. Als Ansel fragend die Stirn runzelte, wiederholte er die Bewegungen noch einmal langsamer und deutete dabei mehrmals auf Celaena. Nun war Ansel offenbar sicher, dass sie ihn richtig verstanden hatte, denn sie sagte zu Celaena: »Du sollst dich morgen bei Sonnenuntergang bei ihm einfinden. Zu deiner ersten Lektion.«
Celaena verkniff sich einen Seufzer der Erleichterung und ließ sich, den Meister aufrichtig anlächelnd, in einen tiefen Knicks sinken. Während sie und Ansel den Saal verließen und zu den Ställen gingen, musste sie die ganze Zeit lächeln. Sie hatte noch zweieinhalb Wochen – mehr als genug, um diesen Brief zu bekommen.
Was auch immer der Meister in ihrem Gesicht gesehen hatte, was auch immer sie gesagt hatte – sie schien endlich vor ihm bestanden zu haben.
Es stellte sich heraus, dass sie nicht nur dafür zuständig waren, Pferdemist zu schippen. O nein, sie mussten die Boxen sämtlicher vierbeinigen Nutztiere in der Festung säubern, eine Aufgabe, für die sie den kompletten Vormittag brauchten. Zumindest waren sie fertig, bevor die Nachmittagshitze den Geruch völlig unerträglich werden ließ.
Ein weiterer Vorteil war, dass sie sich nicht an den Läufen beteiligen mussten, wobei Celaena nach vier Stunden Wegschaufeln von Tierexkrementen den 10-Kilometer-Lauf sogar vorgezogen hätte.
Sie konnte es kaum erwarten, die Stallungen zu verlassen, und je weiter die Sonne über den Himmel wanderte, desto größer wurde ihre Anspannung. Sie wusste nicht, auf was sie sich gefasst machen sollte, und auch
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