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Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass

Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass

Titel: Celaenas Geschichte 02 - Throne of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maas
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Ansel konnte ihr da nicht weiterhelfen. Den Nachmittag verbrachten sie wie üblich mit Kampftraining – miteinander und mit den anderen Assassinen, die sich im Schatten des dafürbestimmten Innenhofs eingefunden hatten. Als die Sonne dann endlich dicht über dem Horizont stand, legte Ansel Celaena die Hand auf die Schulter und schickte sie in den Empfangssaal.
    Aber dort war der Meister nicht und Ilias, den sie stattdessen traf, deutete nur mit seinem üblichen Lächeln zum Dach. Nachdem Celaena mehrere Treppen und dann eine Holzleiter hinaufgestiegen war und sich durch eine Dachluke gezwängt hatte, fand sie den Meister schließlich. Er stand mit dem Rücken zu ihr an der zinnenbewehrten Brüstung und blickte über die Wüste. Celaena räusperte sich, doch er rührte sich nicht.
    Das flache Dach war etwa sechs auf sechs Meter groß und wurde von Fackeln erhellt. Einsam stand ein verschlossener Schilfrohrkorb in der Mitte.
    Als Celaena sich erneut räusperte, drehte sich der Meister endlich um. Sie knickste aus dem seltsamen Gefühl heraus, dass er es verdiente, und nicht etwa, weil sie es gemusst hätte. Er nickte ihr zu und gab ihr Zeichen, den Deckel des Schilfkorbs zu öffnen. Sie verbarg ihre Skepsis und trat näher. Vielleicht verbarg sich in dem Korb ja eine schöne neue Waffe? Plötzlich blieb sie jedoch wie angewurzelt stehen, als sie ein Zischen hörte.
    So ein unangenehmes Komm-bloß-nicht-näher-Zischen. Direkt aus dem Inneren des Korbs.
    Sie drehte sich zum Meister, der sich auf eine der Zinnen gesetzt hatte und die nackten Füße baumeln ließ. Erneut forderte er sie auf, den Deckel zu öffnen. Celaenas Handflächen wurden schweißnass. Sie holte tief Luft und stieß den Deckel zurück.
    Eine schwarze, zusammengerollte Schlange zischte sie mit tief zurückgezogenem Kopf an.
    Celaena sprang einen Meter zurück, um sich zu den Zinnen zu flüchten, doch der Meister schnalzte leise mit der Zunge.
    Er bewegte schlängelnd die Hände durch die Luft, als wären sieein Fluss – oder eine Schlange. Beobachte sie, schien er ihr zu sagen . Geh mit ihr mit.
    Als Celaena wieder zum Korb blickte, sah sie gerade noch, wie der flache, schwarze Kopf der Schlange über den Rand und hinunter auf den gefliesten Boden glitt.
    Das Herz hämmerte ihr in der Brust. Sie war giftig, oder? Bestimmt. Sie sah giftig aus.
    Die Schlange kroch über das Dach und Celaena bewegte sich von ihr weg, ohne sie auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Als sie nach ihrem Messer griff, schnalzte der Meister wieder mit der Zunge. Ein kurzer Blick in seine Richtung genügte, um dessen Bedeutung zu verstehen.
    Töte sie nicht. Öffne dich.
    Die Schlange glitt gemächlich und ohne Mühe dahin und kostete mit ihrer schwarzen Zunge die Abendluft. Celaena sah ihr dabei zu und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen.
    Eine Woche lang verbrachte Celaena nun jeden Abend auf dem Dach und beobachtete die Schlange, ahmte ihre Bewegungen nach, nahm ihren Rhythmus und ihre Geräusche in sich auf, bis sie sich bewegen konnte wie sie, bis sie ihr in die Augen sehen konnte und im Voraus wusste, wann sie zustoßen würde; bis sie zustoßen konnte wie die Schlange, blitzschnell und ohne Furcht.
    Anschließend verbrachte sie drei Nächte bei den Fledermäusen, die in den Ställen an den Dachsparren hingen. Sie brauchte eine Weile, bis sie ihren Stärken auf die Schliche kam – wie sie so leise sein konnten, dass niemand sie bemerkte, wie sie sich auch bei Lärm voll und ganz auf die Geräusche ihrer Beute konzentrieren konnten. Die nächsten beiden Nächte verbrachte sie bei den Hasen in den Dünen, lernte von ihnen die Stille, sog in sich auf, wie sie ihre Schnelligkeit und Gewandtheit nutzten, um Klauen und Krallen zu entgehen,wie sie über der Erde schliefen, um ihre Feinde besser näher kommen zu hören. Nacht für Nacht sah der Meister aus der Nähe zu, ohne je ein Wort zu sagen oder etwas zu tun, außer gelegentlich darauf hinzuweisen, wie sich ein Tier bewegte.
    Im Lauf dieser Wochen sah sie Ansel nur bei den Mahlzeiten und in den wenigen Stunden, die sie jeden Vormittag mit Ausmisten beschäftigt waren. Und wenn Celaena wieder eine lange Nacht damit verbracht hatte, zu laufen oder mit dem Kopf nach unten zu hängen oder seitwärts zu krabbeln, um nachzuvollziehen, warum Krebse sich ausgerechnet so und nicht anders bewegten, war sie meist nicht zum Sprechen aufgelegt. Ansel war vergnügt und wurde mit jedem Tag fröhlicher, ohne je den

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