Celinas Tochter
Kondensstreifen aus Muskeln, Geschicklichkeit und immenser Kraft.
»Gute Arbeit«, sagte Reede zu der Reiterin, als sie das Pferd wendete.
»Besser?«
»Einige Sekunden besser.«
Dem Pferd spendete Reede ausgiebigeres Lob. Er tätschelte es liebevoll und redete in einem Kauderwelsch mit ihm, das es aber zu verstehen schien. Der Hengst tänzelte fröhlich, mit peitschendem Schwanz. Er wuÃte, daà ihn im Stall ein Belohnungsfrühstück erwartete, weil er für seinen Besitzer eine so überzeugende Vorstellung gegeben hatte.
»Sie verstehen sich anscheinend wunderbar mit ihm«, bemerkte Alex.
»Ich war dabei an dem Tag, als sein Vater die Stute deckte. Ich war da, als er zur Welt kam. Sie dachten, er wäre ein Dummy, und wollten ihn einschläfern.«
»Ein was?«
»Ein Dummy ist ein Fohlen, das während der Geburt zu wenig Sauerstoff gekriegt hat.« Er schüttelte den Kopf und sah dem Pferd nach, das jetzt in den Stall geführt wurde. »Ich war nicht der Meinung und hatte recht. Seinem Stammbaum nach besaà er vorzügliche Anlagen. Und er ist gut geworden. Er hat mich nie enttäuscht, rennt jedesmal bis zum Umfallen, selbst wenn die anderen um Klassen besser sind.«
»Sie haben guten Grund, stolz auf ihn zu sein.«
»Schon möglich.«
Alex lieà sich von seiner scheinbaren Gleichgültigkeit nicht täuschen. »Nehmen Sie die Pferde immer so hart ran?«
»Nein, heute haben wir sie richtig gegeneinander laufen lassen, um zu sehen, wie sie im Wettbewerb sind. Viermal die Woche galoppieren sie ein- oder zweimal rund um die Bahn. So was wie joggen. Wenn sie gegeneinander gelaufen sind, werden sie anschlieÃend zwei Tage nur im Schritt bewegt.«
Er wandte sich ab und ging auf ein gesatteltes Pferd zu, das an einen Zaunpfosten gebunden war. »Wohin wollen Sie?«
»Nach Hause!« Er stieg mit der lässigen Anmut eines Cowboys auf.
»Ich muà mit Ihnen reden«, rief Alex hastig.
Er beugte sich runter und streckte ihr seine Hand entgegen. »Steigen Sie auf.« Seine grünen Augen blitzten herausfordernd unter der Hutkrempe hervor.
Sie schob ihre Sonnenbrille höher auf die Nase und ging forsch auf das Pferd zu, obwohl ihr gar nicht danach zumute war.
Das schwierigste war, Reedes Hand zu packen. Er zog sie mühelos hoch, aber es blieb ihr überlassen, sich zwischen seinem Hintern und dem abfallenden Ende des Sattels zu plazieren.
Das allein war schon beunruhigend genug, aber als er dem Pferd die Sporen gab, wurde Alex auch noch gegen seinen breiten Rücken geworfen und muÃte die Arme um seine Taille legen, wenn sie nicht abrutschen wollte. Sie achtete darauf, daà ihre Hände ein gutes Stück über seinem Gürtel
saÃen. Ihre Gedanken waren weniger leicht zu kontrollieren, sie wanderten immer wieder zu seinem abgeschabten ReiÃverschluÃ.
»Warm genug?« fragte er über die Schulter.
»Ja«, log sie.
Sie hatte gedacht, sein langer weiÃer Staubmantel mit der tiefen Falte im Rücken wäre nur Show. Sie hatte noch nie so einen auÃerhalb eines Clint-Eastwood-Films gesehen. Aber jetzt wurde ihr klar, daà dieser Mantel dafür gedacht war, die Schenkel des Reiters warm zu halten.
»Mit wem waren Sie gestern abend in der Bar verabredet?«
»Das ist meine Sache, Reede. Warum sind Sie mir gefolgt?«
»Das ist meine Sache.«
Steckengeblieben. Für den Augenblick lieà sie es auf sich beruhen. Sie hatte eine Litanei von Fragen, die sie ihm stellen wollte, aber es war schwierig, sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren, wenn ihr Unterleib mit jeder schaukelnden Bewegung des Pferdes gegen seine Hüften stieÃ. Sie platzte einfach mit der ersten Frage, die ihr in den Sinn kam, heraus. »Wie sind meine Mutter und Sie so gute Freunde geworden?«
»Wir sind zusammen aufgewachsen. Es begann am Schulspielplatz und entwickelte sich weiter, als wir älter wurden.«
»Und ihr habt nie Probleme gehabt?«
»Nein. Wir hatten nie Geheimnisse voreinander. Wir haben sogar ein paarmal Doktor gespielt.«
»Ich zeig dir meins, wenn du mir deins zeigst?«
Er grinste. »Sie haben anscheinend auch Doktor gespielt.« Alex lieà sich nicht ködern, sie wuÃte, daà er versuchte sie abzulenken. »Ich nehme an, Sie beide sind diesem Stadium irgendwann entwachsen.«
»Wir haben nicht mehr Doktor gespielt, richtig, aber
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