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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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zu bannen.“
    Die Zuhörer spreizten die Finger oder küssten hastig ihre Amulette, um das Unheil abzuwehren. Promptus, ein Veteran aus dem dritten Contubernium, hatte aber noch eine andere Erklärung.
    „Dort in den Alpen wächst eine selten Pflanze, die auf keinem Feldzug fehlen darf!“ Seine Stimme sank zum Flüstern herab.
    Lucius, der ausgestreckt in seinem Zelt lag, konnte sich vorstellen, wie sie da am Feuer saßen, ihr Abendessen bereiteten und die Köpfe reckten, um besser verstehen zu können.
    „Promptus, sei lieber still!“, unterbrach ihn Ripanus, ein Veteran aus dem ersten Contubernium. „Du weißt, die jungen Männer sollen von Inprocerus nichts wissen!“
    Es herrschte einen Moment lang Schweigen. Lucius wartete gespannt, wie die Geschichte weiterging. Er hatte so eine Ahnung, um was es gehen würde. Hatten Vater und dann später Saxum nicht davon erzählt?
    „Wovon redet ihr?“ „Was ist Inprocerus?“, wurden die beiden Veteranen mit Fragen bestürmt. „Nun!“, sagte Promptus gedehnt und Lucius stellte sich vor, wie er Ripanus einen Blick zuwarf. „Inprocerus ist ein Pulver, welches aus einer Pflanze gewonnen und in unsere Getreiderationen gemischt wird.“
    „Wozu?“
    „Damit euer Schwanz schlapp wird!“, sagte Ripanus grob.
    Für einen Augenblick herrschte, wahrscheinlich entsetztes, Schweigen, dann brach ein Stimmengewirr los, das von Promptus’ Stimme übertönt wurde: „Auf einem Feldzug sind natürlich keine Frauen im Lager und da haben die hohen Herren Angst, dass wir es bei langer Enthaltsamkeit wie die Griechen treiben, na ja, oder Schlimmeres mit uns passiert!“ „Schlimmeres?“ Eine junge Stimme überschlug sich beinahe vor Panik.
    „Promptus, jetzt reicht es!“, unterbrach Ripanus den Vortrag.
    „Du weißt genau, dass dies Geheimnisse sind, die nicht weitererzählt werden dürfen.“
    „Bei Venus, das ist mir scheißegal!“, polterte Promptus. „Das sind unsere Kameraden, sie müssen es wissen! Es sind schon Männer von der langen Enthaltsamkeit wahnsinnig geworden. Sie sind entweder total verblödet oder haben sich über Schafe hergemacht!“
    „Aber dann ist es doch gut, wenn wir Inprocerus bekommen“, wagte jemand einen Einwand.
    „Jaa!“, sagte Ripanus gedehnt. „Auf der einen Seite schon, aber auf der anderen Seite, wenn man es zu lange bekommt, kommt der Schwanz nie wieder hoch!“
    „Bei Jupiter!“, jammerte ein Legionär ängstlich. „Was können wir tun?“
    „Ich würde an eurer Stelle heute einen Puff aufsuchen und nochmal ordentlich vögeln“, sagte Ripanus. Dem Stimmengewirr nach zu urteilen, hielten das alle für eine gute Idee.
    „Wir kennen uns in Geneva doch gar nicht aus!“, bemerkte der ängstliche Legionär wiederum.
    „Kein Problem, das beste Lupanar ist in der Straße …“, wollte Ripanus gerade erklären, als Promptus ihn unterbrach: „Spinnst du? Wenn du die alle dahin schickst, bleibt nichts mehr für uns und unsere Freunde.“
    „Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du ihnen das alles erzählt hast!“, fauchte Ripanus angriffslustig.
    „Ja, hätte ich sie denn in ihr Unglück rennen lassen sollen?“, schnauzte Promptus zurück.
    „Aber dass du uns jetzt ins Unglück stürzen willst! Uns bleibt dann nur noch das andere, kleine Lupanar, das aber viel teurer ist!“
    „Wir zahlen für euch!“, rief eine eifrige Stimme. „Wir geben jeder zwei Asse für euch!“, schlug jemand vor und zustimmendes Gemurmel erhob sich.
    Bei Merkur, dachte sich Lucius, jetzt wird es Zeit einzugreifen, und richtete sich auf. Wenn die beiden Veteranen von jedem Legionär ihres Contuberniums zwei Asse bekamen, hatten sie mit dieser Schauergeschichte ihren Tagessold mehr als verdoppelt.
    „Drei Asse!“, sagte Ripanus ruhig. „Schließlich müssen wir unseren Freunden auch noch was abgeben!“
    „Gut, einverstanden!“, sagte die eifrige Stimme, und Lucius hörte das Klirren von Geld.
    Also, ich muss etwas tun, dachte er und stand auf. Das Zelt war zu niedrig, um aufrecht zu stehen, und so verharrte Lucius in gekrümmter Haltung, als sich plötzlich eine weitere Stimme einmischte.
    „Lass dein Geld stecken, Tertinius! Es gibt kein Inprocerus“, sagte Mallius, der Signifer, ruhig. „Wenn Promptus und Ripanus keinen mehr hochbekommen, liegt es an ihrem Alter und nicht an einem geheimnisvollen Pulver. Da nützt ihnen das teuerste Lupanar von Rom nichts mehr.“ Gelächter brandete auf, Lucius löste sich aus seiner gebückten

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