Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Arbeitskommando lud die bereits eingelagerten Amphoren auf die Gespanne, so dass sich bereits am nächsten Tag die erste Centurie auf den Weg machen konnte. Einen Tag später folgte die zweite Centurie, und als drei Tage später die dritte Centurie aufbrach, schloss sich Galarius diesem Transport an. Er übertrug Scapula die Aufsicht über den restlichen Nachschub. Der Tribun wirkte verdrossen und kam seinen Pflichten mit wenig Begeisterung nach. Als sie nach der Entladung des ersten Schiffes einige Tage auf das nächste Schiff warten mussten, freute er sich über die Pause und verschwand – wohin, wusste niemand. Dies führte zu einigem Unmut unter den Centurionen, als endlich das Schiff eintraf und der Kapitän die Ladung nicht löschen lassen wollte, bevor der Empfang nicht quittiert war. Die drei anwesenden Centurionen akzeptierte der Schiffsführer nicht als Empfänger, und so mussten sie erst den ganzen Ort auf den Kopf stellen, bis sie Scapula vollkommen betrunken im Hinterzimmer einer Taverne fanden. Lucius kippte ihm einen Eimer Wasser über den Kopf und dann schleiften sie ihn ins Lager zurück, wo sie ihm seinen Sklaven übergaben, die ihn anständig herrichten sollten. Schließlich stand Scapula schwankend, mit rot unterlaufenen Augen vor dem Kapitän und unterschrieb die Empfangsbestätigung.
„Schade, dass wir gerade keine unbezahlten Weinlieferungen haben!“, feixte Hilarius. „Die hätte der Trottel auch blind unterschrieben!“
Sie übergaben ihn wieder seinen Sklaven, die ihn ins Lager zurückbrachten. Die Legionäre selbst machten sich an die Arbeit und entluden das Schiff. Die Arbeit war jetzt so eingespielt, dass sie trotz des Zeitverlustes das Schiff bis zur Dunkelheit ent- und die Wagen beladen hatten. So blieben am nächsten Morgen nur noch zwei Centurien zurück und warteten auf das letzte Schiff.
Hilarius konnte es kaum erwarten, Julia Equestris endlich zu verlassen. Deshalb wartete er auch nicht, bis die
Claudia
ganz entladen war, sondern machte sich sofort auf den Weg, als seine vierunddreißig Gespanne bereit waren.
„Hundesohn!“, schimpfte Lucius innerlich. Aber es war nicht zu ändern. Sie entluden den Rest des Schiffes allein und brachten das, was nicht mehr auf die Karren passte, in die Magazine.
Am Abend besprach er sich mit Mallius und Drusillus. Lucius fühlte sich, als wäre eine Horde Barbaren über ihn hinweggestürmt. Sein erster selbstständiger Auftrag begann. Fast selbstständig, den nominellen Oberbefehl würde Scapula haben.
„Hier ist alles so weit erledigt!“, sagte er zu den beiden. „Wir brechen morgen auf!“
Drusillus brummte etwas von der Betreuung zweier Kinder. Mallius wandte sich direkt der praktischen Seite zu: „Wir müssen die eisernen Rationen überprüfen und bei Bedarf auffüllen! Wenn du mir deinen Schreiber zur Verfügung stellst, werde ich direkt Inventur machen, Centurio.“ „PULLIO!“, brüllte Lucius so laut, als ob der Gerufene am anderen Ende des Lagers wäre und nicht ein paar Schritte entfernt. Wenn Lucius in den ersten zwei Monaten etwas gelernt hatte, dann, dass man seine Autorität am besten bekräftigte, indem man Untergebene nach Möglichkeit anbrüllte. Nachdem Mallius und Pullio sich auf den Weg gemacht hatten, wandte sich Lucius an Drusillus.
„Nun, Optio, weitere Vorschläge?“ Drusillus zuckte nur mit den Schultern.
Filius meretix
, dachte sich Lucius. Der reißt sich auch kein Bein aus! Laut sagte er: „Dann sieh hier nach dem Rechten, ich suche den Tribun auf und frage nach seinen Befehlen!“
Die Befehle des Tribuns vor dem Aufbruch am nächsten Morgen waren einfach: Sorge dafür, dass alles reibungslos klappt und die Wagen gut vorankommen. Die Marschordnung hatten sie zusammen mit Induomix, dem Decurio, festgelegt.
Die acht Häduer bildeten die Vorhut und erkundeten das vor ihnen liegende Gelände, dann kamen vierzig Legionäre, die von Lucius angeführt wurden, dann die Wagen und am Ende folgte Drusillus mit den restlichen vierzig Legionären. Lucius war angespannt, unruhig und nervös. Scapula war häufig mit Induomix und den Reitern unterwegs, so dass Lucius für die ganze Kolonne allein verantwortlich war.
Als es Zeit für das erste Nachtlager wurde, erlebte er eine unangenehme Überraschung. Er hatte gedacht, dass sie einfach das Lager der anderen benutzen könnten und sich so Arbeit sparen würden. Aber als sie den Platz erreichten, wusste er sofort: Hier konnten sie nicht lagern. Die Erde war
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