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Cevdet und seine Soehne

Cevdet und seine Soehne

Titel: Cevdet und seine Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orhan Pamuk
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Lächeln.
    »Haben etwa Sie die Bombe geworfen,
Cevdet?« Moşe neigte zum Scherzen. »Oder Sie?« Er schüttelte sich vor
Lachen. »Mal ganz im Ernst, was haben Sie denn hier zu suchen?«
    Cevdet machte gute Miene zum bösen
Spiel. »Ja, was habe ich hier zu suchen?« dachte er. Er stieg die Treppe
hinunter. Plötzlich fühlte er sich schwach und lächerlich. Er verabschiedete
sich von Fuat. Der Kutscher wartete schon vor der Tür. Die Sonne stand hoch am
Himmel, breit und grell. »Wo bin ich nur … Mein Gott, was für eine Hitze!« Er
sagte dem Kutscher, er solle nach Teşvikiye fahren, und stieg ein. Dann
sackte er in sich zusammen und ließ sich von der Kutsche umherschütteln.

7
  IM PAŞA–KONAK
    Er bedauerte, nach dem Essen kein Schläfchen
halten zu können, und dachte über sein Leben nach. »Was ist für mich das Leben?
Ich habe Fuat gesagt, dass ich das für eine unsinnige Frage halte. Das ist sie
auch, und ich will gar nicht darüber nachdenken. Ich will mir nicht über das
Leben den Kopf zerbrechen, sondern über meine Geschäfte! Was das Leben sein
soll! Wo hat er so etwas nur her? Aus Büchern, aus Europa, von Leuten, die
hinter wer weiß was für einem Komplott stecken! Was das Leben sein soll … Die
Frage ist einfach dumm! Ja, so denke ich, und ich lache auch noch dazu. Hahaha.
Wie dieser Moşe gelacht hat! Über seinen geschmacklosen Scherz! Hast etwa
du die Bombe geworfen, Cevdet? Nein, ich habe Dachziegel kaputtgemacht. Und dann
ist das Wasser von der Decke herabgelaufen, und alle haben mich ganz böse
angesehen, weil sie in der Klasse bis zum Knie im Wasser standen. Und ich habe
geschwitzt! Was für ein Alptraum! Allein nach diesem Traum hätte ich mir schon
denken können, was das heute für ein Tag werden würde. Heute! Wie spät ist es?
Bald acht. Şükrü Paşa wird schon auf mich warten.«
    Şükrü Paşa hatte Cevdet zu
sich bestellt, um etwas über dessen Zukunftspläne zu erfahren. So zumindest
hatte sich der Diener geäußert, der zu Cevdet in den Laden
gekommen war. Cevdet vermutete allerdings, hinter der Einladung stecke vielmehr
die Langeweile des Paps, der nur auf ein Schwätzchen aus war. Da kamen Cevdet
wieder die Worte Fuats in den Sinn. »Von den Grundstücken wusste ich schon, und
vom bevorstehenden Verkauf des Konaks auch, nur die Sache mit der Kutsche war
mir neu. Wenn das stimmt, scheint es wirklich übel um ihn zu stehen. Ob Fuat
wohl recht hat? Bin ich im Begriff, einen Fehler zu begehen? Nein! Das sind
hässliche Gedanken. Ich will nur Nigân, alles andere interessiert mich nicht.«
    Beim Gedanken an Nigân atmete er
auf. »Stimmt, ich habe sie nur zweimal gesehen!« Er dachte an die furchtbare
Szene bei seinem Bruder zurück. »Und trotzdem habe ich gemerkt, dass sie ein
guter Mensch ist. Für so etwas hat man doch ein Gefühl! Und miteinander geredet
haben wir ja auch.« Zum erstenmal gesehen hatte er Nigân, als er aus dem
Herrenzimmer von Şükrü Paşas Konak getreten war. Bei dem
Kasperletheater, das sich Verlobung nannte, hatten sie dann im selben Konak
miteinander gesprochen. »Wie geht es Ihnen, gnädiges Fräulein?« hatte Cevdet
gesagt, und Nigân hatte erwidert: »Danke, gut, und wie geht es Ihnen?«, und
dabei hatte sie wohl versucht, so abgeklärt zu wirken wie eine reife ältere
Dame, und da sie ein Erröten mit ihrem Stolz nicht vereinbaren konnte, war sie
dann sogleich davongehuscht. Einen etwas stolzen Eindruck machte sie schon,
aber sie schien ein guter Mensch zu sein. Cevdet stellte sie daraufhin in den
Mittelpunkt seiner Vorstellungen von einem künftigen Heim und einer künftigen
Familie. Nigân war nicht sonderlich hübsch, aber ihren Platz in jenen
Vorstellungen füllte sie tadellos aus, und Cevdet wusste, dass dies das
Entscheidende war.
    Als er unter der Wirkung von Essen
und Mittagshitze in der Kutsche zu dösen begann, bereute er, im Club nicht doch
einen Kaffee getrunken zu haben. Er zündete sich eine Zigarette an und ließ
noch einmal Revue passieren, worüber er sich mit dem Paşa wohl unterhalten
konnte. Das Coupé bog gerade vor der Harbiyekaserne nach
Nişantaşı ab. »Genau, ich kann dem Paşa sagen, dass ich
hier ein Haus kaufen werde.« Dabei fiel ihm Zeliha ein, die er im Stich lassen
würde, und Haseki, Tante Zeynep und Ziya. Er dachte wieder an die Blicke des Jungen,
der einen von unten her so seltsam musterte, dass man ganz unruhig wurde. »Der
Junge hat schon etwas Merkwürdiges! Als ob er in seinem Alter schon

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