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Cevdet und seine Soehne

Cevdet und seine Soehne

Titel: Cevdet und seine Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orhan Pamuk
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Tamer, frisch vom Wehrdienst entlassen, erst einmal Wiedersehen mit seinen
Freunden feiere und deshalb seine kranke Urgroßmutter noch nicht besucht habe.
Ahmet fragte, was denn Tamers Schwester Füsun mache, aber da fiel ihm schon
wieder ein, dass sie in Frankreich Philologie studierte. Schließlich sah Necdet
Ahmet zwinkernd an und sagte: »Erzähl doch mal ein bisschen was! Du malst
also?« Das sollte ganz offensichtlich bedeuten: »Du bist doch Künstler, wer
weiß, was du da alles erlebst. In deinem Leben passieren wahrscheinlich die
unglaublichsten Sachen; lass uns doch mal teilhaben daran!«
    »Ja, ich male«, erwiderte Ahmet. In
dem Bewusstsein, dass die drei etwas Amüsantes hören wollten, sagte er: »Ich
mache jetzt Bilder, die mit Fußball zu tun haben!«
    »Das ist ja interessant!« sagte
Necdet. »Da muss man erst mal draufkommen! Gehst du zu Fußballspielen, um dich
inspirieren zu lassen?«
    Ahmet erzählte ein wenig von den
Bildern, doch obwohl er nur ganz oberflächlich auf deren Problematik einging,
merkte er bald, dass sich das alles viel zu trocken anhörte.
    Necdet sah ihn an, als wollte er
sagen: »Tja, du kommst halt auch beim Malen nicht aus deiner Haut heraus!« Dann
breitete er die Arme aus und fragte: »Ein neues Bild, in der Größe da, was
würde das ungefähr kosten?« Auf Ahmets unentschlossenen Blick hin wiederholte
er: »Ungefähr nur!«
    »So an die drei-, viertausend Lira!«
    »Ach, über Kunst redet ihr!« sagte
Mine und setzte sich zu ihnen. »Das Essen ist bald fertig!«
    Um Unterhaltsamkeit bemüht, sprach
Ahmet ein wenig von den Bilderpreisen. Erst fanden alle diese Preise zu hoch,
aber als Ahmet zu bedenken gab, dass ein Maler pro Jahr vielleicht nur ein paar
wenige Bilder verkaufe und die Kunst in der Türkei ohnehin nicht viel gelte,
herrschte am Ende die Meinung vor, die Bilderpreise seien eher zu niedrig.
Darauf gab Ahmet noch ein paar Anekdoten von sich, von denen er wusste, dass
sie gut ankamen. Er erzählte, wie ein französischer Maler, auf den vor zehn
Jahren noch kein Mensch etwas gegeben habe, inzwischen Millionär geworden sei.
Und in einem deutschen Gefängnis sitze ein berühmter Bilderfälscher. Remzi
fragte, wie der Mann denn die Signaturen der Maler nachgemacht habe, und Ahmet
klärte ihn auf, das sei noch das einfachste. Viel schwieriger sei es, an alte
Leinwände und Rahmen zu kommen und die Farbe auf eine ganz bestimmte Art
trocknen zu lassen, und mittendrin dachte Ahmet: »Ach, hätte ich mir bloß von
Emine Eier machen lassen!« Cemil erzählte, er habe mal einen Film über einen
Bilderfälscher gesehen, und dann kam Osman herein, und alle standen auf und
begaben sich zu Tisch. Ahmet sah auf seine Uhr: zehn nach acht.
    »Du langweilst dich also jetzt schon!
Wenn du so auf die Uhr schaust!« sagte Mine.
    »Nein, gar nicht!«
    »Warum kommst du denn nie zu uns?«
    Früher war Ahmet tatsächlich oft zum
Plaudern bei ihnen gewesen, aber nun fand er keine Zeit mehr dazu. Verlegen
lächelnd stammelte er irgend etwas.
    Er setzte sich zwischen Osman und
Cemil. Das Essen wurde serviert: Filet und geröstete Kartoffeln, wie Ahmet
schon in der Küche gesehen hatte. »Doch gut, dass ich nicht die Eier gegessen
habe. Ich muss ein bisschen auf meine Ernährung achten!« dachte er und
versuchte die schwarzen Gedanken zu verscheuchen. Er hielt seinen Teller hin.
    »Was meinst du: Wird was passieren?«
fragte Cemil und setzte dabei seine staatstragende Miene auf. Wenn er Ahmet
sah, kam er gerne auf politische Themen zu sprechen.
    »Ob was passieren wird? Ich denke
schon!« antwortete Ahmet.
    »Was denn?«
    »Dass es einen Militärputsch gibt,
meint er!« sagte Osman in belehrendem Ton zu seinem Sohn. Er, Osman, kümmere
sich eben nicht nur um Haus und Firma, sollte das bedeuten.
    »Stimmt, in der Zeitung stand so
etwas!«
    »Er hat es von Ziya!« sagte Osman.
»Der ist gestern gekommen und hat behauptet, dass die Militärs übernehmen!«
    »Ziya? Den habe ich seit Jahren
nicht gesehen!« wunderte sich Cemil.
    »Ahmet und ich haben über die Sache
geredet und sind zu dem Schluss gekommen, dass wohl nichts passiert, nicht
wahr, Ahmet?« sagte Osman.
    »Ach ja, sind wir das?« murmelte
Ahmet und schnippelte dabei hastig an seinem Filet.
    »Onkel Ziya würde ich gern wieder
mal sehen!« sagte Cemil. Zu Necdet gewandt, erklärte er: »Das ist ein Cousin
meines Vaters. Ein pensionierter Oberst und anscheinend ein sehr interessanter
Mensch.«
    »Ich habe heute extra zu

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