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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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des Fremden war grün und blau geschlagen, und seine Beine zitterten. Hinter dem Alten folgte ein Dutzend gleichermaßen geschundener Leute. Einer nach dem anderen stiegen sie empor, weinend vor Erleichterung.
    Die befreiten Gefangenen bestürmten Ferda und Foix mit Fragen; zugleich berichteten sie aufgeregt von ihren Erlebnissen. Cazaril stand da, auf ein Fass gestützt, und fügte das Bild zusammen: Der untersetzte Mann erwies sich als der wahre Kastellan dy Zavar; eine zerzauste Frau mittleren Alters war die Kastellanin. Zwei junge Leute waren der Sohn und die Tochter, die auf wundersame Weise verschont geblieben war. Die anderen waren Dienstboten und Angehörige dieses ländlichen Haushalts.
    Dy Joal und seine Truppe waren gestern über sie hergefallen, berichteten die Leute. Anfangs schienen sie bloß raubeinige Reisende zu sein. Erst als einige Halunken die Köchin des Kastellans belästigt hatten, deren Ehemann und der echte Majordomus zu ihrer Verteidigung herbeigeeilt waren und versucht hatten, die unwillkommenen Gäste hinauszuwerfen, wurden Waffen gezogen. Keiner der Anwesenden hatte dy Joal oder irgendeinen seiner Männer gekannt oder auch nur geahnt, wer sie waren.
    Besorgt umklammerte der alte Kastellan Ferdas Mantel. »Mein älterer Sohn … lebt er noch? Habt Ihr ihn gesehen? Er kam meinem Majordomus zu Hilfe …«
    »War er ein junger Mann, etwa im Alter dieser beiden?« Cazaril nickte in Richtung der Dy-Gura-Brüder. »Und war er in Wolle und Leder gekleidet, wie Ihr sie auch tragt?«
    »Ja …« Alle Farbe wich aus dem Gesicht des alten Mannes.
    »Er ruht nun in den Händen der Götter, wo er seinen Trost gefunden hat«, sagte Cazaril, den Tatsachen entsprechend.
    Leiderfüllte Schreie folgten auf diese Nachricht. Müde stieg Cazaril hinter der Menge die Treppen zur Küche empor. Die Bewohner der Burg schwärmten aus, um ihr Zuhause wieder in Besitz zu nehmen, ihre Toten zu bergen und für die Verwundeten zu sorgen.
    »Herr«, murmelte Ferda Cazaril zu, als dieser kurz verweilte und sich am Küchenfeuer wärmte. »Wart Ihr schon einmal in diesem Haus?«
    »Nein.«
    »Woher wusstet Ihr dann … Ich habe keinen Ton gehört, als ich in den Keller schaute. Ich hätte diese armen Leute nichtsahnend zurückgelassen, sodass sie vor Durst, Hunger in der Dunkelheit zu Grunde gegangen wären!«
    »Ich denke, dy Joals Männer hätten uns von ihnen erzählt, noch ehe die Nacht vorüber gewesen wäre.«
    Grimmig legte er die Stirn in Falten. »Wir werden sie fragen!«
    Mit derbem Nachdruck, den Cazaril gern zuließ und dem die befreiten Hausbewohner mit größtem Eifer nachkamen, wurde aus den gefangenen Halunken die Geschichte herausgeprügelt. Sie waren ein bunter Haufen aus Gesetzlosen und verarmten, entlassenen Soldaten, die dem grauhaarigen Mann gefolgt waren; hinzu kamen ein paar einheimische Mietlinge, von denen einer sie zum Anwesen dy Zavars geführt hatte. Sie hatten diesen Ort gewählt, weil sich vom höchsten Turm der Burg eine ausgezeichnete Aussicht auf die Straße bot. Dy Joal war allein und in Eile zur Grenze von Ibra gereist und hatte die Bande in einer Stadt am Fuße der Berge aufgelesen, wo sie sich zuvor mehr schlecht als recht durchgeschlagen hatte, indem sie Reisende abwechselnd beschützten oder ausraubten.
    Die Gauner wussten nur, dass dy Joal in diese Gegend gekommen war, um einen Mann abzufangen, der vermutlich über die Pässe von Ibra heranreiten würde. Sie wussten nicht, wer ihr neuer Auftraggeber tatsächlich war, obwohl sie seine höfischen Gewänder und Gewohnheiten verachtet hatten. Für Cazaril war es mehr als deutlich, dass dy Joal die hastig angeheuerten Männer nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Als die Auseinandersetzung um die Köchin in Gewalt umgeschlagen war, hatte er entweder nicht den Mut oder nicht die Fähigkeit gehabt, seine Leute aufzuhalten, die Disziplin zu wahren oder die Ordnung wiederherzustellen, ehe die Dinge ihren hässlichen Lauf nahmen.
    Besorgt nahm Bergon Cazaril im unruhigen Fackelschein auf dem Hof zur Seite, wo die Befragung vonstatten ging. »Caz, habe ich dieses Unglück über die guten Leute des bedauernswerten dy Zavar gebracht?«
    »Nein, Hoheit. Dy Joal hat offensichtlich nur mich erwartet – auf dem Rückweg von meinem Kurierdienst für Iselle. Kanzler dy Jironal trachtet schon seit einiger Zeit, mich ihrem Dienst zu entreißen, ja, mich insgeheim zu ermorden, wenn er keinen anderen Weg findet. Wie sehr ich mir wünsche, ich hätte diesen

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