Chalions Fluch
und bildete sie aus. Cazaril war sicher, in Palma frische Reittiere bekommen zu können. Er betete, dass es auch frische Informationen gab.
Cazaril stieg nicht von seinem erschöpften Pferd – es war vielmehr ein langsamer, steifer Sturz, als wäre sein Körper aus einem Stück Holz geschnitzt. Ferda und Foix mussten ihn stützen, als sie über das weitläufige Gelände des Ordenshauses gingen. Sie führten ihn in ein schlichtes, aber behagliches Gemach, wo in einem gemauerten Kamin ein helles Feuer flackerte. Auf einem einfachen Tisch aus Kiefernholz lagen noch die Reste eines Kartenspiels und wurden eilig beiseite geräumt. Der Befehlshaber der Komturei eilte herbei, um ihnen zu Diensten zu sein. Unsicher schaute der Mann von dy Tagille zu dy Sould. Bergon hingegen, der um der Sicherheit willen seit der Grenze wie ein Pferdeknecht gekleidet war, übersah er gänzlich. Als der Prinz vorgestellt wurde, entschuldigte der Komtur sich verwirrt und ließ sofort die besten Speisen und Getränke für die hochrangige Gesellschaft auftragen.
Auch Cazaril setzte sich an den Tisch. Ferda drückte ihm ein Glas mit verdünntem Wein in die Hand, und Cazaril trank es in einem Zug halb leer. Der gepolsterte Stuhl war eine Wohltat nach den vielen Stunden im Sattel, auch wenn das Gemach um ihn herum noch immer zu wanken schien. Allmählich verabscheute er Pferde ebenso wie Schiffe. Sein Kopf fühlte sich an wie mit Wolle ausgestopft, und sein ganzer Körper schmerzte.
Schließlich unterbrach er den Austausch von Höflichkeiten und fragte: »Was habt Ihr von Valenda gehört? Gibt es irgendwelche neuen Botschaften von Prinzessin Iselle?«
Der Komtur kniff die Lippen zusammen. »Kanzler dy Jironal ließ letzte Woche noch einmal tausend seiner Männer in die Stadt einmarschieren. Weiter tausend lagern längs des Flusses. Sie durchstreifen das Hinterland und halten Ausschau nach Euch. Zweimal haben Suchtrupps hier Station gemacht. Er hat Valenda fest im Griff.«
»Hat der Herzog dy Baocia dort keine Leute?«
»Doch, zwei Kompanien. Aber die sind hoffnungslos unterlegen. Niemand wollte bei der Bestattung des Prinzen Teidez mit dem Kampf beginnen, und später haben sie es nicht mehr gewagt.«
»Habt Ihr etwas vom Grafen dy Palliar gehört?«
»Er pflegte die Briefe zu überbringen. Von der Prinzessin selbst haben wir seit fünf Tagen nichts gehört. Es geht das Gerücht, sie sei sehr krank geworden und würde niemanden empfangen …«
Bergons Augen weiteten sich vor Beunruhigung. Cazaril blinzelte und rieb sich den schmerzenden Kopf. »Krank? Iselle? Nun … vielleicht. Oder dy Jironal hält sie unter strenger Überwachung, und die Krankheit ist nur eine Lügengeschichte, um dies zu vertuschen.« War einer von Cazarils Briefen in die falschen Hände geraten? Er hatte schon befürchtet, dass sie die Prinzessin entweder aus Valenda verschwinden lassen oder mit Waffengewalt befreien mussten – vorzugsweise ersteres. Darüber, was sie tun konnten, wenn Iselle zu krank war, um in diesem entscheidenden Moment auf ein Pferd zu steigen, hatte er sich keine Gedanken gemacht.
Sein benebelter Geist brachte eine irrwitzige Vision hervor, wie sie Bergon zu Iselle hineinschmuggelten, über die Dächer und Balkone, wie einen Galan in einem Liebesgedicht. Doch eine Nacht der geheimen Liebe mochte vielleicht den Fluch brechen, ihn irgendwie zu den Göttern zurücklenken, die ihn gleichsam verschüttet hatten, aber Cazaril sah nicht, wie sie auf wundersame Weise zweitausend sehr körperliche Soldaten verschwinden lassen konnte.
»Lebt Orico noch?«, fragte er.
»Soweit wir wissen, ja.«
»Heute Nacht können wir nichts mehr tun«, sagte Cazaril, denn er würde keinem Plan vertrauen, den sein übermüdetes Gehirn jetzt noch zu Stande brachte. »Morgen werden Foix und Ferda und ich zu Fuß nach Valenda gehen, in Verkleidung, und die Lage auskundschaften. Wenn wir keine aussichtsreichen Möglichkeit sehen, schließen wir uns den Leuten von Herzog dy Baocia in Taryoon an und entwerfen einen neuen Plan.«
»Könnt Ihr denn laufen, Herr?«, fragte Foix zweifelnd.
Im Augenblick war Cazaril nicht einmal sicher, ob er aufstehen konnte. »Bis morgen kann ich wieder laufen«, sagte er und rieb sich das Gesicht. »Sind die Männer dy Jironals sich eigentlich bewusst, dass sie nicht zum Schutz da sind, sondern zur Bewachung von Gefangenen? Dass sie möglicherweise zum Verrat an der rechtmäßigen Thronfolgerin dienen?«
Der Komtur lehnte sich zurück
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