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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Selbstbeherrschung, als selbst ich damals erkannt habe. Der gibt einen König ab, der die Gefolgschaft wert ist, wenn er dereinst sein Erbe antritt.«
    Palli schaute nach vorn, wo Bergon mit dy Sould ritt, und machte voller Staunen die heiligen Gesten. »Die Götter reiten an deiner Seite, soviel ist deutlich. Können wir da noch scheitern?«
    Cazaril schnaubte verbittert. »Ja.« Er dachte an Ista, an Umegat, an den zungenlosen Tierpfleger. An seine eigene, tödliche Zwangslage. »Und wenn wir scheitern, dann scheitern auch die Götter.« Er konnte sich nicht erinnern, dass er sich dessen je zuvor bewusst geworden war, jedenfalls nicht so deutlich.
    Zumindest war Iselle unter dem Schutz ihres Onkels vorläufig in Sicherheit, und als Thronfolgerin würde sie weitere ehrgeizige Männer an ihre Seite locken. Viele – nicht zuletzt Bergon selbst – würden sie vor ihren Feinden schützen. Doch Berater, die schlau genug waren, sie auch vor ihren Freunden zu schützen, würde sie nicht so leicht auftun können … Doch welche Vorsorge gegen die drohenden Gefahren konnte er für Betriz bewirken?
    »Hattest du Gelegenheit, Lady Betriz näher kennen zu lernen, während du den Leichenzug nach Valenda begleitet hast, oder danach?«, fragte er Palli.
    »O ja.«
    »Ein hübsches Mädchen, findest du nicht? Hast du dich schon häufiger mit ihrem Vater unterhalten, Ser dy Ferrej?«
    »Ja. Eine überaus ehrenwerte Person.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Sie macht sich jetzt große Sorgen um ihn«, fügte Palli hinzu.
    »Das kann ich mir vorstellen. Und er um sie – jetzt und für die Zukunft. Wenn alles gut geht, wird sie bei der zukünftigen Königin hoch in der Gunst stehen. Ein gewitzter Mann könnte mit dieser Form von politischem Einfluss weit mehr anfangen als mit einer rein materiellen Mitgift. Wenn der Mann nur Verstand genug besitzt, das zu sehen.«
    »Das ist keine Frage.«
    »Sie ist klug, schwungvoll …«
    »Und reitet gut.« Pallis Tonfall war merkwürdig ironisch.
    Cazaril schluckte und sagte schließlich, wobei er sich bemühte, beiläufig zu klingen: »Könntest du sie dir nicht als die zukünftige Gräfin dy Palliar vorstellen?«
    Palli hob einen Mundwinkel. »Ich fürchte, mein Werben wäre aussichtslos. Ich glaube, sie hat schon einen anderen Mann im Visier. Jedenfalls all den Fragen nach zu urteilen, die sie mir über ihn gestellt hat.«
    »Ach? Wen denn?« Ohne rechten Erfolg versuchte er sich einzureden, dass Betriz beispielsweise von dy Rinal träumte, oder einem der anderen Höflinge von Cardegoss … ach was! Sie waren Leichtgewichte, der ganze Haufen! Nur wenige der jüngeren Männer waren wohlhabend oder einflussreich, und keiner von ihnen hatte genug Verstand, als dass er eine gute Partie für sie abgeben konnte. Jetzt, wo Cazaril darüber nachdachte, kam er zu dem Ergebnis, dass keiner gut genug für Betriz war.
    »Es war vertraulich. Aber ich bin ganz entschieden der Ansicht, dass du sie danach fragen solltest, sobald wir Taryoon erreichen.« Palli lächelte und trieb sein Pferd voran.
    Cazaril dachte über die möglichen Bedeutungen von Pallis Lächeln nach, und er dachte an die weiße Pelzkappe, die immer noch in seinen Satteltaschen steckte. Die Frau, die du liebst, liebt dich? Zweifelte er ernsthaft daran? Leider gab es mehr als genug Stolpersteine, die aus diesem erfreulichen Verdacht eine Sorge machten. Zu spät, zu spät, zu spät. Für ihre Treue konnte er ihr nur Kummer zurückgeben, und seine Bahre würde zu hart und zu eng sein, als dass sie sich als Hochzeitsbett anbot.
    Und doch war es ein Lichtblick in diesem tödlichen Durcheinander, so, als würde man einen Überlebenden auf einem Schiffswrack finden, oder eine Blume, die auf einem verbrannten Feld blühte. Nun, sie musste eben über ihre unglückliche Zuneigung zu ihm hinwegkommen. Und er würde die größtmögliche Selbstbeherrschung aufbringen müssen, um diese Zuneigung nicht auch noch zu ermutigen. Ob er ihr Palli wohl näher bringen konnte, wenn er es als letzten Wunsch eines Sterbenden vorbrachte?
    Fünfzehn Meilen vor Taryoon kam ihnen eine große baocische Wachmannschaft entgegen. Sie führte eine Sänfte mit sich – und genug Männer, sich beim Tragen der Last abzuwechseln. Cazaril war inzwischen zu erschöpft, um etwas anderes zu empfinden als Dankbarkeit. Er ließ sich ohne weiteren Widerspruch in die Sänfte setzen. Einige Stunden schlief er sogar ein, eingehüllt in eine Federdecke und den schmerzenden Kopf auf Kissen

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