Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
Vom Netzwerk:
musste sich zur Unfreundlichkeit zwingen, sie lag nicht in seiner Natur. Aber er konnte schauspielern und schlug einen Befehlston an.
    »Monsieur Langer oder Mister Goodhouse werden Sie informiert haben! Ich will alles über die technische Seite des Fonds wissen: Auswahl der Champagnerhäuser, Einkauf, Lieferung, Lagerung, ihre Dauer je nach Qualität, wer wann den Champagner degorgiert und wie anschließend weiter verfahren wird. Verkaufen Sie selbst, oder wird das von einer separaten Handelsgesellschaft abgewickelt?« Philipp wollte von Anfang an klarmachen, dass er die Entscheidungen traf.
    Touraine begriff, worauf es Philipp ankam, und konterte: »Ihr Chef wird von uns das Nötige erfahren   ...«
    »Mein Chef entscheidet nach meinen Vorgaben«, unterbrach ihn Philipp so entschieden, dass kein Zweifel an seinen Worten aufkommen konnte.
    »Das wird man sehen«, sagte Touraine kalt, aber er war aus dem Konzept. Er begriff, dass er jemanden vor sich hatte, der nicht einzuschüchtern war. »Wir werden uns zu gegebener Zeit weiter darüber unterhalten, ich erhalte meine Anweisungen vom Fondsmanagement.«
    »Und wie lauten die in Bezug auf mich?«
    »Kommen Sie.« Mehr hatte Touraine dazu nicht zu sagen. Er eilte durch den Empfangsraum, der heute genauso menschenleer war wie bei Philipps erstem Besuch, nickte dem Verwalter zu, der hinter den Tresen trat und freundlich grüßte, als wollte er etwas sagen. Touraine schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Dann stieß er die Tür zu der Halle mit den riesigen Gärtanks auf. Sie standen links in zwei langen Reihen, oben neben den Einfüllstutzen führte eine schmale Metallbrücke entlang. Die Tanks mochten fünf oder sechs Meter hoch sein, jeder mit einem Fassungsvermögen von zwanzig- oder dreißigtausend Litern. Demnach, so überschlug Philipp, verfügte diese Halle über die Kapazitätzur Verarbeitung von mindestens einer Million Liter. Die großen Champagnerhäuser mit einem jährlichen Ausstoß von einigen Millionen Flaschen hatte Philipp bislang nicht beachtet. Er dachte dabei an Massenpartys von Moët & Chandon im Berliner KaDeWe zum Eintrittspreis von 160   Euro, dafür gab’s Champagner und Hummer satt. Er schüttelte sich innerlich. Die Winzer, die er schätzte, waren wie dieser Larmandier vom Vormittag, wie Paillard und Yves.
    Sie verließen die Halle auf der rechten Seite, durchquerten einen niedrigeren Anbau mit Maschinen zum Degorgieren und der Abfüllanlage. Eine von Philipps Fragen wurde hier bereits beantwortet. Er sah die Stapel mit verschiedenen Umkartons. Auf die Schnelle las er drei Namen, bis sich Touraine zwischen ihn und die Paletten schob und ihn in Richtung Ausgang dirigierte.
    »Also werden die Kartons hier angeliefert und der Champagner wird hier verpackt.« Es war logisch und richtig, das so zu tun, und Touraine bestätigte es in seiner unfreundlichen Art.
    »Hätten Sie eine bessere Lösung?«, fragte er höhnisch.
    Das Verpackungsmaterial schien gerade angeliefert worden zu sein, es gehörte nicht hierher, sondern ans Ende einer Abfüllstraße. Touraine zerrte Philipp weiter über einen Innenhof, an dessen breiter Seite sich die durchsichtige Plastiktür für Menschen und Gabelstapler automatisch öffnete. Dann blieben sie neben dem Lastenfahrstuhl stehen, die Tür zur großen Kabine für schwere Lasten war geschlossen. Rechts daneben öffnete sich ein breiter Treppenschacht.
    Zielsicher griff Touraine zwischen mehreren Schaltern nach dem richtigen und bedeutete Philipp, ihm in die Kabine zu folgen, die von unten heraufkam. Es war ein technisch längst überholtes Modell mit schweren Eisentüren, von denen jede einzeln bewegt werden musste. Eine Etage tiefer hielt der Fahrstuhl, ein Arbeiter schob einen beladenenHubwagen herein und grüßte, Philipp erwiderte den Gruß, Touraine knurrte nur. Im grünlichen Neonlicht wirkte er wie eine Leiche. Von der Störung verärgert verließ Touraine den Fahrstuhl und trat auf den Treppenabsatz. Von hier aus blickte man auf kleine Holzfässer und Kunststofftanks. Allein in dieser Etage hätte man Larmandiers gesamte Kellerei untergebracht. Und hier trat auch der typische Kellergeruch der Champagne auf: Kreide, Wein und der Gärungsgeruch von Ester, der durch die Reaktion von Sauerstoff, Säuren und Alkohol entstand.
    Philipp folgte Touraine über die in hundert Jahren ausgetretenen Stufen die Treppe hinab, eine Hand am Geländer, den Blick auf dessen ausrasierten Nacken gerichtet. Der Hals war

Weitere Kostenlose Bücher