Champagner und Stilettos
Ich verspreche dir, dass ich mich wieder unter die Lebenden einreihe. Und ich freu mich riesig für dich und deinen Taxi-Lover.«
Nola gab ihr ein Wangenküsschen und war ruckzuck im Taxi. »Ich ruf dich an!«, rief sie noch, als der Wagen anfuhr, und dann war Brooke wieder einmal allein.
Sie lief die Tenth Avenue hinauf, sah ein Weilchen den Hunden auf dem kleinen Auslauf an der 23. Straße beim Herumtollen zu und gönnte sich ein Stück weiter unten an der Ninth bei Billy’s noch einen Cupcake und eine weitere Tasse Kaffee, als Stärkung für das letzte Stück, das sie im Regen zurücklegen musste. Mit klatschnasser Jacke und völlig eingesauten Stiefeln kam sie zu Hause an, zog im Flur alles aus und wickelte sich in die lila Kaschmirdecke, die ihre Mutter ihr vor Jahren gestrickt hatte. Sechs Uhr an einem Sonntagabend, und sie hatte bis zum Schlafengehen nichts weiter vor und musste, was noch komischer war, am anderen Morgen nirgendwohin. Allein. Ohne Job. Frei.
Nachdem Walter sich, an ihren Oberschenkel geschmiegt, zum Fellknäuel zusammengerollt hatte, sichtete Brooke ihre E-Mails. Nichts Aufregendes, außer einer Mail von jemandem namens Amber Bailey; der Name kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie klickte die Nachricht an und begann zu lesen.
Liebe Brooke,
hallihallo! Ich glaube, meine Freundin Heather hat dich schon vorgewarnt, dass ich mich demnächst bei dir melde, oder ich hoffe zumindest, dass sie es getan hat! Ich weiß, ich bin reichlich spät dran (und es ist vielleicht das absolut Letzte, wonach dir gerade ist), aber morgen Abend treffen sich ein paar Freundinnen von mir zum Dinner. Wenn du Interesse hast, schreibe ich gern noch mehr dazu, aber grundsätzlich ist es eine Gruppe toller Frauen, die ich kennengelernt habe und die alle … na sagen wir, gewisse »Erfahrungen« als Freundinnen oder Ehefrauen von sehr berühmten Männern gemacht haben. Es ist keine steife Veranstaltung, wir kommen einfach alle paar Monate auf ein paar Drinks zusammen! Hoffentlich hast du Lust und Zeit! Wir treffen uns um 20 Uhr, die Adresse ist 12. Straße, 128 West. Wär echt schön, wenn du kommst! Es ist immer total lustig mit den Mädels.
Grüße, Amber Bailey
Abgesehen von den doch reichlich überschwänglich gesetzten Ausrufezeichen fand Brooke die E-Mail richtig nett. Sie las sie ein zweites Mal, dann klickte sie, ohne nachzudenken oder sich die tausendundein Gründe vorzubeten, die dagegen sprachen, auf »Antworten« und schrieb:
Liebe Amber,
danke für die Einladung. Kommt wie gerufen. Also dann bis morgen.
Herzlich, Brooke
»Kann sein, dass das voll der Reinfall wird, Walter, aber ich hab beim besten Willen nichts anderes zu tun«, sagte sie, klappte den Laptop zu und hievte sich den Spaniel auf den Schoß. Er glotzte sie an und hechelte; die lange rosa Zunge hing ihm zur Seite heraus.
Ohne Vorwarnung streckte er den Kopf nach vorne und schleckte ihr die Nase ab.
»Danke, Kumpel«, sagte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Nase. »Ich hab dich auch ganz doll lieb.«
17
Der gute alte Ed stand halt
auf leichte Mädchen
Als Brooke am nächsten Morgen aufwachte und sah, dass es schon halb zehn war, bekam sie fast einen Herzinfarkt und war mit einem Satz aus dem Bett, bis ihr einfiel, dass sie nichts, aber auch gar nichts verpasst hatte. Im Augenblick wartete man nirgendwo auf sie, was zwar nicht gerade das Gelbe vom Ei war und auf Dauer kein Zustand, aber – so beschloss sie – auch nicht der Weltuntergang. Außerdem hatte sie einen Plan für den Tag ausgearbeitet, als ersten Schritt zur Einführung eines festen Ablaufs (feste Abläufe waren ungemein wichtig, laut einem Artikel über Arbeitslosigkeit in der neuesten Glamour ).
Punkt eins der Glamour -Liste lautete: DIE UNANGENEHMSTEN AUFGABEN IMMER ALS ERSTES ERLEDIGEN , also überwand sich Brooke, noch im Morgenmantel, zum Telefon zu greifen und Margaret anzurufen. Nach ihrer Berechnung hatte ihre Ex-Chefin gerade die montagmorgendliche Dienstbesprechung hinter sich und saß jetzt in ihrem Büro über dem Schichtplan für die kommende Woche. Und richtig, sie hob beim ersten Klingeln ab.
»Margaret? Hallo, hier ist Brooke Alter.« Vor lauter Herzklopfen konnte sie kaum sprechen.
»Brooke! Schön, dass Sie sich melden! Wie geht es Ihnen?«
Es war eindeutig eine harmlose Frage, reiner Smalltalk, aber Brooke überfiel kurz die Panik. Sollte das eine Anspielung sein? Auf Julian und den Skandal um die Chateau-Mieze? Auf die ganzen Spekulationen
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